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Morgenblatt für gebildete Stände / Kunstblatt — 1818

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https://doi.org/10.11588/diglit.12990#0009
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Nro. 2.

Kunst-Blatt.

r 8 i 8.

Ueber die geheimnißvollen Körbe (List» rniskica.)

(Aus de» Anualen der Akademie von St. Luc» in Rom.)

Jedermann weiß, daß in den geheimnisvollen Korben,
welche der Cybclc, der Ceres, und besonders dem Bacchus, ge-
heiligt sind, der Kern der sonderbaren und seltsamen Theo-
gvnie (Götter-Ursprung) der Alken gesammelt und enthal-
ten ist. Aus dieser Ursache findet man sie häufig auf den
flacherhabenen Arbeiten abgebildet, auf welchen feyerliche
Aufzüge, die sich auf die erwähnten Gottheiten beziehen, vor-
gestellt sind; aber nicht so leicht findet man dergleichen Auf-
zr'igc in erhabener Arbeit, von Metall, und gulgeschichtlich
dargestellt in den Gräbern solcher Verstorbenen, welche in
die Geheimnisse der einen oder der andern Gottheit einge-
weiht waren. Es ist kein Wunder, wenn die Entdeckung
einer jeden solchen Vorstellung bep den Freunden der Al-
terthnmer große Freude gemacht hat, und von Gelehrten
gehörig erläutert und erklärt worden ist. Vier solche waren
bereits bekannt und erläutert, wie nachher genau bemerkt
wird, ohne einige andre zu zählen, von welchen man unter
den Gelehrten Nachricht hat, die aber noch keine Erklärer
gefunden haben (carent vale sacro). Nun erscheint eine
fünfte, die vielleicht am reichsten mit Figuren versehen und
fruchtbar an Stoff zu Forschungen ist, und von dem treff-
lichen jungen Manne, Hrn. Franzesco Peter, mit vie-
ler Gelehrsamkeit in einem besondern Merkchen erklärt wird,
das am 16. des verflossenen Aprils 1817 in unserer Römi-
schen Akademie der Alterrhumskunde mit Bepfall vorgelesen
worden ist. — — —

Nachdem Franzisco Peter sich über die Einthei-
lungen seiner Abhandlung erklärt bat, fährt er also fort:

Nachdem ich dieses vorausgeschickt habe, beweise ich
im ersten Kapitel durch einige metallene Körbchen, welche
man nur in Palastrina findet, mit vielen und starken Grün-
den, daß jenes Volk, wenigstens größtentheils, von den La-
ccdämoniern abstamme,welche zu den Zeiten Lykurgs, des-
sen neuen Gesetzen sie entflohen, nach Italien gekommen sind.

In dem zweytcn Kapitel beweise ich, daß diese Korbe
nicht in die Gräber hineingesetzt worden find, weil sie die
Asche der Verstorbenen enthielten, wic Contucci vermu
thel hat, wohl aber als ein Gegenstand, welcher dem darin
Begrabncn lieb gewesen war; ich halte mich dabey an die
»on allen Nationen Allgemein angenommne Sitte, in die

Gräber der Verstorbenen die Gcräthschasten zu setzen,
welche ihnen im Leben lieb waren, und bringe daher zu
diesem Zwecke die neuen Ausgrabungen der Gräber von
Latium, Griechenland und Sicilien, und was man darin
gefunden hat, in Erinnerung.

In dem dritten Kapitel handle ich von der Form dieser
metallenen Körbchen, von der Verzierung und der Art der
Eingrabung. Was das erste betrifft, so bemerke ich, daß
sie die Figur des Mvdius (Kornmaßes) haben, welche man
auf dem Kopfe des Serapis und anderer Gottheiten sieht;
was sodann die Verzierung betrifft, so schließe ich aus dem
Umstand, daß man die Zeichnung (grakfilo) des äußern
Umkreises beständig mit zwcy Einfassungen geschlossen sieht,
daß sie zur Nachahmung der, unter dem Namen Peristrv-
mata bekannten, Tapezereyen gestochen worden scpcn;
und in Ansehung der Art und Weise des Stiches, da sie
mir der an den griechischen, lateinischen und elrnscischen
Opferschalen übereinkommt, schließe ich, daß einst zwischen
diesen benachbarten Nationen Aehulichkeit der Arbeit Statt
gehabt habe. — —

Das vierte Kapitel enthält eine kurze Beschreibung der
bis jetzt entdeckten metallenen Körbchen. —

In dem fünften Kapitel gebe ich eine allgemeine Be-
schreibung des Korbes, von welchem ich handle, und sowol
aus den Sachen, welche an diesen wie an den andern Kör-
ben abgcbildet, als aus den Gegenständen, welche in den-
selben gefunden worden sind, ziehe ich den Schluß, daß sie
zu heiligem und weltlichem Gebrauche gedient haben, und
auf diese Weise ergibt sich der Beweis, daß die Kämpfer,
welchen sie gehörten, ihre Sachen, und das Gymnasium
von Präneste selbst dem Bacchus geheiligt waren. Der ge-
genwärtige ist in der Form allen andern ähnlich, seine Höhe
beträgt, ohne die darausstehenden kleinen Figuren, eine
Spanne und fünf und einen halbe» Zoll; seine Breite eine
Spanne und zwcy und einen halben Zoll; innen fand sich
eine Urne von Stein mit andern Gegenständen. Die Zeich-
nung um den Unkreis her stellt die Spiele mit dem Cestus,
und die auf dem Deckel See-Ungeheuer vor: die Füße,
drey an der Zahl, sind Lvwenfüße, auf welchen, in halb
erhabener Arbeit, Löwen iu der Stellung der Vertheidigung
abgebildet sind; und zwey kleine nackte Figuren, welche auf
dem Deckel stehen, und einen Faun und eine Faunin ver-
stellen, dienen anstatt der Handhaben.
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