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Morgenblatt für gebildete Stände / Kunstblatt — 1818

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https://doi.org/10.11588/diglit.12990#0065
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Nro. 17,

Kunst-Blatt.

18X8.

P 0 mpeja im Jahr 1817.

(Nebst einem Grundriß der bisherigen Ausgrabungen, in
Slcintruek.)

Dies (»com pcssfcrt ä i c i.

Indem wir den Lesern des Morgenblaits nach manchen
einzelnen Mittheilungen über diesen Gegenstand, worunter
die Nachricht des Artikel« im vorigen und gegenwärtigen
Blatte, eine der interessantesten fepn mochte, den Grnndriß
der Ausgrabungen von Pompeja, nachdem Stande von 1817,
übergeben, ist es vielleicht nicht am Unrechten Ort, wenn wir
ihnen schnell die Natur-Ereignisse in's Gcdäcktuiß rufen, die
den Untergang Pompeja's und Hcrculanums verursachten. —
Gerne mochten wir eine Beschreibung des Vesuv's selbst
vvranssch'chen, wen» er sich irgend beschreiben ließ, da seine
Physiognomie, wie die jedes Vulkan's, zu den unsteten ge-
hört, und gleich dem Angesicht der Leidenschaft unaufhör-
licher Acnderung unterworfen ist. lieber die Geschichte die-
ses feuerspeyendes Berges, gibt uns da« Alterlhum wenig
Aufschluß. Der erste Ausbruch, dessen die Geschichte er-
wähnt, begab sich unter der Negierung keSKaisersTitus,
neun und siebenzig Jahr nach Christi Geburt, und dieser
war es auch, der Herculauum und Pompeja zerstörte, und
den altern Plinius tödtete. Obgleich Vitruv und
Etrabv die unleugbarsten Merkmale ehemaliger Verhee-
rungen dieses Vulkans gesehen halten, wie man auch noch
jetzt in jenen untergegangenen Städten zum Pflaster der
Straßen und auf andere Weise Lava angewendcr findet,
dennoch aber kein, auch noch so alter Schriftsteller Italiens,
von einer Entzündung des Vesuvs spricht; so lasst sich
schließen, daß diejenigen Ausbrüche, deren Ueberbleibsel
sie fanden, unendlich lange vor allen italienische» Geschicht-
schreibern sich begeben haben müssen, nnd daß sie in jene
entfernteste Zeiten zurückfallen, wovon das Andenken aus
dem Gedächtniß der Zeitgenossen des spätesten Aicerthums
bereits vertilgt war.

Unter allen Ausbrüchen des Vesuvs bis auf unsere Zeiten,
hat keiner so schreckliche Verheerungen angerichtet als der
von 79. I" den ersten Jahrhunderten nach dieser Zeit folgten
sie seltener auf einander; einmal blieben sie gar zoz Jahre
aus: vom Jabr 1631 an wurden sie häufiger, und immer
häufiger am Ende des vergangenen Jahrhunderts. Doch

genug von dieser, für jenes sonst überglückliche Land, s»
schauerlichen Chronologie..

Herculauum, welches viel älter und viel beträchtlicher
war, erlitt, so wie Pompeja, ungefähr fünfzehn Jahre
vorher große Unfälle. Die von den Pompcjanern an ihren
Häusern und Mauern vorgenommenen Ausbesserungen kann
man heute noch sehr genau von dem alten Mauerwerk
unterscheiden. Deyde hatten sich noch nicht wieder erholt,
als sie endlich daS erstere unter dem Schwefelstrom, das
andere unter Asche und dem Lavasand de« Vesuvs gänzlich
verschwanden. Jedermann kennt die Geschichte ihrer neuer-
lichen Wiederentdeckung; weiß, wie viele Deirkmäler man
daselbst fand, die zur Erweiterung der Kenntnisse des Alter-
thums nnd besonders der Römi>chen Künste beylrugen. Die-
ses geschah nach mehr als anderthalbtausend-jähriger Gra,
bes-Vergeffcuheik, wo sie — durch wiederholte, anfangs
zufällige, dann planmäßig angestellte Nachgrabungen —
dem Lichte zum Theil wieder erstanden. So wurden zwey
Tage an einander gerückt, die nicht eine kurze, sondern
eine anderthalbtausend-jährige Nacht trennte. Aus der
ganzen weiten Erde möchte schwer ein Monument zu finden
seyn, das mir so wundervollem und schauerlichen Eindruck
zu uns aus der Vergangenheit spräche. Fortwährender
Einfluß der Witterung und Barbarey mochte andere Denk-
male uiikenullich machen, und selbst die meisten aus nicht
so früher Zeit herrührenden, tragen Spuren wiederholter
Zertrümmerung an sich, bis zum Gerippe abgestorben kön-
nen sie nur mahnen und nicht sprechen. Diese Städte
aber hat eine augenblickliche Katastrophe der fortwährend
schaffenden Natur, im frischesten Lebens-Gewühl über-
rascht, und diese« Leben selbst spricht nun aus tausend
Kleinigkeiten zu uns aus den häuslichen Gcrälhschaften
ebensowol, als auö jeder Einrichtung des StädtewesenS,
des politischen, religiösen und merkanlilischeu Treibens;
cs ist anschaulich an das veränderte Licht eines spätere»
Jahrhunderts getreten, ist, wenn ich so sagen darf, unser
Eigen geworden.

An allen häuslichen Geräthschaften von ganz frischem
Gebrauch war vorzüglich Pompeja reich und hat die (Studj)
Museen, und Kabinette von Neapel und Pvrtici gefüllt.
Herculanum hat uns in Handschriften einen köstlicheren
Register
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