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Morgenblatt für gebildete Stände / Kunstblatt — 1818

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https://doi.org/10.11588/diglit.12990#0041
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Nro. ii

Kunst-Blatt.

18 18.

Bauwissenschaften.

Rede deö K. B. Geheimenraths, Ritter von Wie--
beking, die derselbe als ordentliches frequen-
tirendcs Mitglied der baierischen Akademie der
Wissenschaften zur Feyer ihres Stiftungstages (des
28. März) in einer öffentlichen Versammlung dieses
Instituts, gehalten hat, und die von dem Einfluß der
Banwissenschasten anfdaö öffentliche Wohl handelt.

(Wir nehmen dieselbe ihres allgemeinen Interesses we-
gen auf.)

Die non den Bauwissenschaften für das öffentliche Wohl
und die Civilisativn des Menjchengeschlcchtes bewirkten glück-
lichen Resultate, die Studien, welche die Baukunde erfor-
dert, das Genie, welches sie in Anspruch nimmt, und die
Erfahrung, welche sie erheischt — dieß alles bestimmt ihren
vorzüglichen Rang unter den mancherlep Zweigen des mensch-
lichen Wissens.

Die Alten hatten von einer ihrer Abtheilungen — von der
in das Gebiet der schonen Künste hinüberschweifenden schö-
nen Civil-Architektur — eine solch hohe Meinung: daß
Plato, indem er dieser erwähnt, hinzufügt, wie Griechen-
land zu seiner Zeit kaum einen vollendeten Baumeister ae.f-
weisen könne; und wenn Cicero von einer Wissenschaft die
höchste Vorstellung geben wollte, so bezeichnete er sie mir Bau-
kunst. In der That ist auch diese Architektur , zur Verherr-
lichung und Verehrung der Goitheir erfunden; unter allen
Völkern verstanden jedoch die Griechen am Besten ihre Er-
fordernisse: denn sie machten sie weder unabhängig noch zur
Sclavin der Bedürfnisse der menschlichen Gesellschaft. Dieß
zeigen ihre Baudenkmale und die Nachrichten von ihren
Wohngebäuden.

Der Stvl, den wir in den Baumonnmenten der Akten
antreffcn, erleichtert auch die Nachforschung über die Ver-
breitung des Menschengeschlechtes anfunserm Erdball, über
den Fortgang seiner Bildung und den Zustand seiuer mora-
lischen Kraft.

Geben nicht die kolossalen unzerstörbaren Bauwerke,
welche inAethioptens und Indiens Gefilden aufgefunden sind,
zu erkenne«, daß in dielen Welkgegenden Urvölker ihre Sitze
hatten? Zeugen nicht Aegyptens Ruinen von Tempeln und Pa-
lästen, so wie seine Ppramidcn, Obelisken und Pylonen, auch

seine Wasserbauanlagen aller Art, von der moralischen Kraft
und der frühen Kultur der Aegppter? Spricht sich nicht
»och gegenwärtig in den Trümmern des allen Roms die
Größe und der gewaltige Charakter des römischen Volkes, so
wie die Macht seiner Beherrscher, aus? Finden wir nicht in
Albambra's Ruinen die viebe zum Genuß, die Anlage zur
Dichtkunst und die Zeichen eines leichten Sinnes, welcher
in den Institutionen der Araber waltete? — So zeigen
uns die von Consiantin bewirkte Umwandlungen der Basi-
liken und Tempel der Römer in solche christliche Kirchen, die
eine, dem erhabenen Gottesdienste ganz gemäße, einfache und
dennoch grandiose Einrichtung erhielten, den damals herr-
schenden frommen Sin» der Erbauer und ihren Eifer, wo-
mit sie das Christeuthum verbreiteren; die Paulokirche
außer den Mauern Roms, die alle Peterskirche, die Lorenz-
kirche, die Kirche Maria Maggiore, die des heiligen Cle-
mens, der heiligen Agnes und Pietro in Vinculis (alle zu
Rom) waren, vor der damit bewerkstelligten Veränderung,
Beyfpielc mit Säulenhallen in einem edlen Stxl geschmückter
Gotteshäuser.

So finden wir in den von Theodorich in Italien auf-
geführteu Gebäuden daS Bestreben: blos Einfaches, Starkes
und Nationelles mit dem Aeußern dieser Werke hervorzu-
bringe». Diese Bauart, die man deswegen, weil sie von
den Gothen eingeführt und angewendet wurde, die Gethi-
sche nennen kann, mochte dem Charakter der gewaltigen
Ostgothen entsprechen. Der geistreiche und treffliche Th eo-
dorich ließ auch durch seinen Baumeister Alvisius viele
römische Baudenkmale ausbessern, und in ihrem vorigen
Glanze Herstellen; die von ihm demselben gegebene Instruk-
tion und ein Schreibe» an einen ander» Namens Svm-
machus welches Bepdes Cassiodorus aufbehalren, sind
äußerst lehrreich und merkwürdig. In diesem wahren go-
t hi scheu Bau stvl sind wenig Kirchen ausgeführt; meines
Wissens nur die Kirchen Placidia, Apollinaris und St. Jo-
hannes, so wie das Grabmgl Theodorichs; diese Gebäude
stehen zu Ravenna.

Nach der Mitte des VI. Jahrhunderts führten die
neuen Sieger,die Longobarden oder Lombarden, einen
andern Baust»! ein: die Kirchen erhielten am Aeußern halb-
runde kleine Säulcken und meskine in eine Reihe längs dem
Kranz'dcw Giebel hinaufsteigende Pfeiler, im Innern aber
plumpe Pfeiler durch gewölbte Halbkreise verbunden. Dje
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