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Morgenblatt für gebildete Stände / Kunstblatt — 1818

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https://doi.org/10.11588/diglit.12990#0077
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Nro. 20.

Kunst-Blatt.

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i 8 l 8.

Die obern Gärten des PompejuS.

Derjenige Theilvou dem Hügel der Lustgärten (Or
>uli), welcher über dem prächtigen Platze del Popolv liegt,
und wo man gegenwärllg einen öffentlichen und herrlichen
Spaziergang hat, perdient nun wohl auch in unfern Blät-
tern betrachtet .^zu werden; rheils damit von seinem Zu-
stande im Alterthum Nachricht gegeben werde; theils damit
man über die Ausgrabungen Bericht ertheile, welche in
den neuesten Zeiten daselhst vorgcnommen worden sind;
theils endlich, damit man dem gebildeten Publikum den
architektonischen Plan**) von der neuen Form vorlege, welchem
gemäß er zu einer öffentlichen Villa gemacht worden ist,
welche Rom fehlte. Wenn dieser noch in seiner Entstehung
begriffene Lustort schon für sich allein im Stande ist, jeder-
mann zu ergötzen und zu überraschen, der zu ihm hinauf-
stcigt, (wenn man anders gewahr wird, daß man steigt),
wie viel wichtiger und erfreulicher wird es für gebildete und
nachdenkeude Personen seyn, sich dort oben der alterthümli-
chen Angehörungen dieses Platzes zu erinnern, einige noch
sichtbare Trümmer davon auszusuchen, auf einer Tafel den
Grundriß desselben, auf der andern die bildliche Darstellung
der Ansicht davon nach der neuen Veränderung bev sich zu
haben? Wem dicß gleichgültig wäre, der verdiente mit Recht
den Tadel deS gelehrten Astberuni; Qui cnim ho-

die magis ignari rcrum Romanarum sunt
qijam Romani cives? I nvitus dico: nusquam
minus Roma cognoscitur quamiRom« ***; („DtNN Wtk ist

„heut zu Tage unwissender in Dingen, die Rem betreffen,
„als die Einwohner von Rom? Ungern sag' ich es: nirgends
„kennt man Rom weniger, als zu Rom.") Ueber die Wahl
des Platzes für einen öffentlichen Spaziergang ist es unnö-
lhiz, ein Wort zu sagen; denn Jedermann kann sich leicht
überzeugen, daß sich innerhalb der heutigen Mauern keiner
finden ließ, der offener, überall her zugänglicher und an-
muthiger wäre. Da dieser Lustort dem Janiculum gegen-
über liegt, so hat auch er ein Recht an die Lobsprüche, wel-
che Martial seinen, daselbst gelegenen, Garten machte.

*) Aus dem Tagebuch der Akademie von St. Luca z» Rom.
»») .Da dieser Plan vorzüglich nur für die Bewohner Roms
Interesse hät, so wurde er uns nicht mitgethcilt,

D. R.

De rnirabil. Urhis lib. 2.

von welchen er sagte: Totam licet asstimarc Ro-
main. Zuerst erinnert er daran, daß die große, heut zu
Tage von den drey breiten Straße» del Corso, di Ripetta
und del Babbuino durchschnittene Ebene, welcher er zur Ein-
fassung dient, einst den berühmten Campus Martius, an-
tonomastjsch Campus genannt, ausgemacht hat; eine unbe«
wohnte, blos mit öffentlichen Gebäuden, Tempeln und
Grabmählern, unter welchen Augusts Mausoleum die erste
Stelle verdient, besetzte Gegend. *) Man liest, Cäsar
habe im Sinne gehabt, sie wieder cinzufassen, aber weder
er, noch August, noch ein anderer Kaiser that es, bis
Aurelian, durch die übergroße Menge von Einwohnern
genöthigt das Pomörium zu erweitern, sie in die vorgerüch-
ten Mauern, die man sieht, einschloß. Doch blieb die Ein-
wohnerschaft noch lange Zeit auf den sieben Hügeln (aetti-
monzio). Es ist schwer, genau zu bestimmen, wann die
Römer die Hügel verlassen haben, um sich auf dem Cam-
pus Martius niederzu'asscn. Nichts desto weniger kann
man mit Grund vermuthcn, daß eS nach den Einfällen
Alarich's und Totila's geschehen ist, und nach den Ver-
heerungen, welche sie aufbenHügeln angerichtet haben. Nach-
dem die römischen Gebäude und Wohnuugen durchgängig
zerstört waren, so musste man es für leichter halten, eine
neue Stadt zu bauen, als die alte wicderherzustellen. Viel-
leicht sind unsre Voreltern durch den Vortheil des Jungfer-
wassers (aqua \irgo, ein eigener Name dieser Quelle), des
einzigen übriggebliebenen von den ig, die Rom zu Procvplo's

-) Niemand hat diesen prächtigen Campus besser beschrie-
ben als S trab v: Mirabilis ejus magnitudo, cur-

ruura , equorumque dccursionibus libere palens , tan-
tsque mullitudini, pila, circulo , ac palaeslrijsc ox-
ercentium; tum opera circumjecta , solumque tolo
anno herba virens,. tumulorumque. corona; supra 0In-
nern usque ad alveum scena; quaridam oslcnlant spe-
cicm. « cujus spcctaculo difficultcr quis avellatur.
Gcogr. Lib. V. Einige ssnd der Meinung, baß, eben
in Rücksicht ans die außerordentliche Größe, der bebaute
Thcil beynahe bis an die heutigen Mauern gereicht, und
der unbebaute Thcil Ccampcstre) zu den kriegerischen
Ilebimgcn sich bi» an den Ponte molle erstreikt habe.
Allein, wenn man bemerkt, daß die noch sichtbaren
Grundgebäude' (Pfeiler) der Tiber sich nicht über die
Mauern hinauserstrecken, und wenn man von Proco-
xinS weiß, daß die Gegend jenseits von der Via Fla-
minia an weiterhin uneben und steil war, so muß man
ihm wohl seine Grenzen innerhalb deS Bezirks anweisen.
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