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Morgenblatt für gebildete Stände / Kunstblatt — 1818

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https://doi.org/10.11588/diglit.12990#0053
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Nro. 14

Kunst-Blatt.

1 8 i 8.

A i s a und C n b b a.

(Fortsetzung.)

Nun, was Leandrv Alber ti vom Palaste Zisa sagt.
Er war aus Bologna, ein Dominikaner Mönch, und voll-
brachte seine Reise ungefähr von i53o — 153?. Er hat
fleißig gesammelt und beobachtet, und ist für diejenige», die
wissen wollen, wie Italien zu seiner Zeit aussah, sehr nütz-
lich. Sein Vortrag ist nicht immer angenehm.

„Eine ikaliänische Meile von Palermo entfernt findet
man die lleberreste von zwey berühmten Schlössern, ein drit-
tes aber ist noch erhalten, obgleich in üblem Zustande, indem
es den Thieren zum Wohnsitz dient. Man erzählt, sie seven
von den Saracenen, während ihrer Herrschaft auf der Insel
erbaut, von Einem ihrer Könige nämlich, welcher drey
Töchter hatte *), und einer jeden ein Schloß zukheilke, wo-
von die Uederreste zeugen. Und sie waren alle drei) mit viel
Ebenmaß, schönen Verhältnissen und Pracht angeordnet.
Als ich mich an Ort und Stelle befand »nd den noch vor-
Palast sali, wie ci so reich und kunstvoll ist, dachte
ich darauf ihn zeichnen und genau vermessen zu lassen, und
ihn dann zur Erbauung aller Wißbegierigen Thei! für Theil
zu beschreiben. Die Fassade, 90 Fuß laug und 63 Fuß hoch,
besteht aus vierecktcn Steinen, welche mit vieler Kunst zu-
sammengefügt; auf derselben befindet sich ein Aufsatz von
Zinnen von dre» Fuß Höhe. In der Mitte der Vorderan-
sicht zeigt sich eine vollkommne verhältnismäßige Thür, 30
Fuß hoch und halb so breit, von besonders meisterhafter
Ausführung. Den Bogen dieser Thür stützen aus bevden
Seiten zwey Säulen vom feinsten Marmor von 10 F. Hohe,
Kapital und Basis ungerechnet. Auf dem Kapital ruhen
die Kragsteine, welche diesem Bogen und den darunter
vorspringenden tragen. In gleicher Entfernung von einer
und der andern Seite dieser kunstreiche» Thür, ist eine
andere um ein Dritlheil kleinere Tbür, ebenfalls aus
zusammengesetzten Steinen gearbeitet. Sin wohlgearbeiteter
Gurt läuft uni das Gebäude oberhalb der bevden kleineren
Thüren umher und stößt bepm Ansatz des Bogens des großen

■■>) Don den drey Töchtern des Emiren statt von zweyc»,
Cubv« und Zisa. spricht Niemand außer Leandrv
und der il>»> nachgeschrieben. Auch ist nicht genau an-
gcdeutet, was er unter dem dritten maurische» Ge-
bäude »erstellt; vielleicht die Dignacclla. Andere
nennen Mar dolce, alle Wasserbecken zu Naumachieen,

Eingangs z» bepden Seiten an. lieber einer jeden dieser klei-
neren Thüren erbliüt man zwey große Fenster, jedes zo F.
hoch und halb so breit, mit einer verhältnißmüßigon kanne-
lirten Säule in der Milte, 5 F. hoch, Kapital und Basis
niitgerechnet. Diese Säule stützt zwey Bögen, über welchen
ei» einfaches drey Fuß breites Fenster; und zieht man die
Höbe dieser Säule» ab, so findet man zwey Fuß für die
Höhe der kleine» Bögen und dieses Fensterleins; eben so
viel betragt die volle Mauer bis zum Schluffe des großen
Fensters. Diese bepden Fenster werden auf der einen und
andern Seite durch eine in Stein gearbeitete, etwas vor
der Haupkfrvnt hervorfpringende Thür getrennt, welche
ebenfalls mir obenerwähntem Gurr schließt, auf welchem zu
beyden Seiten des großen Eingangs eine in Stein gearbei-
tete Einfassung aufsteht, welche sich mit einem Gesims ver-
bindet, so über die vier großen Fenster angebracht, um bas
ganze Gebäude umherläuft. Auf demselben im Mittel über
dem großen Eingänge befindet sich ein großes Fenster, und
zu bepden Seiten desselben drey andere von eben der Höhe,
aber geringerer Breite, und es ist dieses Fenster zur Hälfte
zugemauert, und ein kleines daselbst eingeschlossen; die bey-
den nächsten Fenster zur Rechten und Linken sind ein
Dritlheil geöffnet, die beyden andern zu beyden Seiten
aber zur Hälfte geschloffen. In dem offenen Theil befindet
sich eine schöne Marmor-Säule, welcbe zwey Bögen trägt,
zwischen welche eine Oeffnung in Stein ausgearbeitet ist.
In der Höhe der Fassade erblickt man die Zinnen, ivelche
das ganz? Schloß krönen. Die Seitenansichten sind halb so
breit als die kunstreiche Hauptansicht. In der Mitte dieser
Seitenansichten befind et sich ein Vorsprung von zehn Fuß
im Geviert. In jeder dieser Seiten - Fassaden befinden sich
drey Eingänge, so hock und breit als die beyden Thüren,
welche der großen Pforte der Haupt-Front zur Seite sichen.
Ueber der Mittelthür auf der früher erwähnten Gurtung er-
blickt man ein großes Fenster, und ebenfalls zählt man zwey
andere Fenster, so hock, aber weniger breit als dieses, über
den zwey darunter befindlichen Eingängen. Auf den, Ge-
sims steht wieder ei» großes Fenster auf, gleichfalls halb
zugemauert, mit dem Säulchen m der Mitte, so wie wir
Hey den andern beschrieben; auch zeigen sich hier zu beyden
Seiten drey hohe Fenster, bas mittlere nur halb geöffnet.
Auch die Ziunung als Krönung wie wir angeführt. Das
Gebäude ist von behauenen Steinen erbaut, mit äußerer-
Register
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