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Morgenblatt für gebildete Stände / Kunstblatt — 1818

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https://doi.org/10.11588/diglit.12990#0049
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Nro. IZ.

Kunst-Blatt.

18 18.

A i s a und C n b b a.

(Fortsetzung.)

Seeräuber aber, die tu Jschia landeten, entführten
Restikura, die am Ufer de« Meeres spielend nichts Ar-
ges ahnete, nach Sicilien; und schenkten diesen ihren kost-
baren Fang, an König Friedrich, der die Schöne in
seinem Garten-Palaste Cubba einschloß. Endlich gelang es
Gian di Prvcida, sie aufzustnden, und da er bemerkte,
daß der Ort einsam war, kletterte er über die hohe Mauer
zu ihr. „Eingeschlummert unter Freuden." werden die
Lieoenden vom Könige Morgens überrascht und zum Feuer-
tode verurlheilt. Scho» stehen sie auf dem Marktplätze zu
Palermo entkleidet, Rücken gegen Rücken an einen Pfahl
gebunden, als der tapfre Admiral Ruggierv d'Oria
vorbeygeht. sich ihre Geschichte erzählen lasst, „wie Liebe
und der Zorn des Königs" sie zum Untergänge bringen,
sie erkennt und indem er fvrteilen will, bcp Friedrich Be-
gnadigung für sie zu erbitten, von Gianni zurückgerufen
wird, der ihm sagt: Ach Herr, wenn es geschehen kann,
so wirkt mir eine Gunst von dem aus, durch den ich vier
stehe! Ruggierv fragte welche? worauf Gianni sprach:
Ich sehe, daß ich sterben must und zwar bald; ich möchte
also als Gunst, daß ich gegen dieses Mädchen, mit der
ich hier bin, die ich mehr als mein Leben geliebt und sie
mich, mit dem Gesichte Eines zum Andern gekehrt wurde,
auf daß ich sterbend, wenn ich ihr Antlitz erblicke, mich dar-
an erfreue. Und Ruggierv anwortete lachend: Ich werde
machen, daß du sie noch so oft sehen sollst, daß es dir leid
werden möchte; worauf der Admiral dann dem Könige
seine Uebereilung zu Gemüthe führte, ihm zeigte, welche
Verbindlichkeit er den Angehörigen der Liebenden schuldig
sey, indem Gianni der Brudersohn desjenigen Gio-
vanni di Procida so», welchem er den Thron von Sl-
cilien verdanke, und der Vater des Mädchens Marino
Bvlgaro, ihm durch seinen Einfluß den Besitz von Jschia
erhalten habe. Man sieht, wie Bvcca; durch Einflech-
tung so interessanter Namen, für die Geschichte Siüliens,
seine Novelle den Bewohnern seiner Insel dovpelt lheuer
gemacht; aber auch in ganz Italien ist sie außer ihrer inne-
ren Schönheit um so berühmter, da sie offenbar den Stoff
zu einer von Torquato Taffo's herrlichsten Episoden der
von Olindo und Svsronia gegeben hat.

Die Eubba liegt an der Hauptstraße von Palermo

nach Morreale in derjenigen Vorstadt, die man Mezzv-
Morreale nennt. Unter ihrem maurischen und ehemals so
berühmten Namen kennen sie nur noch wenige unterrichtete
Sicilianer. Bey Ciceroni und Lvhnbedienlen muß man,
um sie zu finden, nach dem Quartiere di Borgvgno-
n i fragen. Sie ist im schlechtesten Zustande, halb verfal-
len und gehört dem Fürsten Pandolfini, der sie der Re-
gierung als Reuter-Kaserne vermielhet. Ei» kleines mau-
risches Wafferbehältniß im Hofe dient, die Pferde zu tran-
ken; ein fließender Brunnen ergießt sich'ist dasselbe. Im
Jahre 1730 errichtete Karl VJ. römischer Kaiser, zu Gun-
sten und auf Ansuchen *) des Vincenzo Ra 0 T orreS,
ein Fürstenthnm aus der Cubba; lman kennt die Titel-
sucht der Sicilianer). Aber dieses Fürstenthum, welches
nur ein Paar Morgen Land ausmachte, ist auch schon wie-
der verloschen, und die Halste des Territoriums, ein großer
Orangegarten, an einen Ritter Carlo N apoli veräußert.
In diesem Garten steht unversehrt eine maurische Kapelle,
die früher zur Cubba gehört hatte, von ungefähr 20 Fuß
ins Gevierte, mit einer Kuppel in Stuck nach maurischem
Gefchmacke verziert, von mittelmäßig großen Quadern er-
baut, ein rinnendes Brünnlein in der Mitte; die vier
offnen Einganzsbogen sind nach den vier Weltgegenden ge-
richtet, welches anzeigen dürfte, daß sic zum Gebete be-
stimmt war, bey welchem die Moslemin sich stets mit dem
Gesichte gen Sonnenaufgang wenden. DaS Innere der
Cubba ist bcynahe völlig zerstört. Jedoch kann man ans
stehen gcbliebnen Spuren leicht und sicher folgern, daß der
Plan, dem der Zisa ähnlich gewesen. Die Gegend um die
Cubba enthält viele Altcrtbümcr, auf die man, benm Nach-
graben, in unterirdischen Gängen und Gräbern stößt. Man
zeigt eine Thür zu einem unterirdischen Wege, jetzt vermau-
ert, welcher aber bis zum Meeres-Ufer geführt haben soll.

Daß dergleichen bedeckte Gallerten an den maurischen
Palästen nicht ungewöhnlich waren, zeigt eine Stelle deS
Fazellv, grade ehe er von der Cubba und Zisa redet: Vom
Schlosse (dasselbe, das noch jetzt die Könige oder Vice-Könige
zu Palermo bewohnen) bis zur Stadt lauft eine Straße,
die man die bedeckte nannte, weil sie ganz gewölbt von der
Burg bis zur Kirche v. S. Agata di Villa, am Flusse Pe-
perilus fortging; und wer efn- und ausging, war immer
bedeckt, wie man aus verschiedncn öffentlichen Schriften cr-

a) Deila Sicilia nobile dcl Marchese Villabianca.
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