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Morgenblatt für gebildete Stände / Kunstblatt — 1818

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https://doi.org/10.11588/diglit.12990#0073
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Nro. 79

Kunst-Blatt.

1 8 i 8.

Bauwifscns»aften.

Ucber die vorzüali- sie» nach CI sti Gebart l
Europa tingkiüdrien Bau - Sivl mit Berücksich-
tivtunjj einige! Grundsatz der scpdn n Archiie tur.

(Von ccm Koingiich- Bvicrssa.nss8ebeiinenr.iib Rarer von
W.ieb e kr ug u. s. w. Lu- 1 3. >3uni e.-J. aetrs-n »

der Versammlung'der maü-kinatisM - x!" siinij.chcn Klasse

der Akademie der Wissenschaften zu München.)

(Beschluß.)

Der vorzüglich zu Ravenna von den Gothen unter dem
preißwürdigen Könige Theodor ich eingesührle Baustvl
(der Gokhjsche) und oie im 6ten Jahrhundert von den Lom-
barden gewählte Bauart, so wie der bald nachber zur Mode
gewordene N cu gr iechiscb e Baustvl (von Einigen der
Byzantinische genannt), nach dem man die Kirchen in
drey, fünf oder jleoen Schiffe eintveille *), weicher sich noch
im izten Zahrdundert erhielt, den man an den vielen kleinen
Säulen am Aeußern, an den Kuppeln und Kreisbögen **),
an kleinen Fenstern, den Dreyecken als Zierathen u.s.w. an der
Eqkdedrale »- >r>,- -»»»!,rr.-n» mir dam »*>>.

grikchilmcn vermischt isti an der Gereons- und Marien-
Kirche zu Cöln, an der Ä. S. Antonio zu Padua, am Dom
und dem Baptisterium zu Pisa, an bem Dom zu Duder-
stadt, an den vorzüglichsten Kirchen zu Lüttich, an deu Kir-
chen S. Michele und Giuliano in und bey Mailand, ferner
an den Kirchen S. Paolo und Giacomo zu Pistoja, der Ca-
thedrale zu Amiens, so wie an den mehresten Kirchen zu
Soisscns in Frankreich, und an einigen andern erkennt.—
Diese Banarien wurden von den trefstichen Baumeistern
Mas.uccio, Br un eile sch i, Michellozi, Lom-
bardo und Alberti, (besonders im i5tcn Jahrhundert)
.dusch einen neuen Baustvl, den ich! den Italienischen

) eiiv eine Kir»c, die Kathedrale zu Laon ,n Frankreich,
har. so viel ich weiß sieben Schiffe, und da fünf Rei-
he» Säulen freysteveu. so kan» sich der Kenner ihre
herrliche Wirkung vorstellen.

Ich muß jedoch bemerken, daß nicht alle !m Neugriechi-
schs» Stv> erbaute Kirchen Kuppeln haben; auchisiud
einige Gewölbs. darin aus zwei, Krcisstücken .geformt,
aber nur wenig, überwölbt. Die in diesem Styl er-
bauelen Kirchen sind unter andern. die Sophienkirche
z» Konstanilnopel ss Sk. Marens zu Venedig, der Dom
und das Baptisterium ,u Pisa > der Dom von S. Gio-
vanni zu Florenz und S. Antonio zu Padua.

genannt habe, verdrängt. Die christlichen Basiliken und
die Bau-Denkmale der Römer gaben dazu, wie gesagi, die
Veranlassung: denn diese wirden von dem Genie jener
Baumeister sorgfältig untersucht und benutzt. Die Kirchen
wurden den christliche» Basiliken im Innern ähnlich gemacht
und dazu nach schönen Verhältnissen gestellte und geschmack-
voll p ofilirte Säulen (»ach jonischer und korinthischer Ord-
nung) gebraucht. Die Paläste erhielten großartige Fa?aden^
den Fenster- und Tdür Verdachungen so wie den Haupt-
gesimsen wurden.kräftige Ausladungen gegeben. Diese Ge-
bäude erhielten prächtige Treppen, einen iunern Hof mit
einem Peristyl ober Bogenstellungen umgeben, zwischen
welchen man die trefflichsten Bltosäulen aufstellte, und hierin
ahmte man den .pöfen griechischer und römischer Gebäude
nach und nahmVssruv zu Hülfe. Dieser Skvl wurde dann
von den Baumeistern San gallo, Silvani, Tibaldi,
Giuliv-Cesare, Scamozzi, Alleli,Bramante
Monti, Pellegrini, diPino, Pichetti, Vitvzzi,
San-Michele, Palladiv, Inigv Jones, Wrcn,
Eampbcll, Knobelsdorfs, Nehring, Erdmans-
vv.se, -r-.ssl», otninnhoni, S 0 ufl 0 t und H e-
rera zum Theil beybehalten oder noch verbessert, man er-
kennt ihn zum sichersten an den besten Kirchen und Palästen,
weiche diese Baumeister zu Florenz, Venedig, Padua, Vi-
cenza, Verona, Siena, Pistoja, Rom, Genua, in Eng-
land, Berlin, Wörliz, Schweben, Frankreich und in Spa-
nien aufgeführt haben. Von diesem guten italienischen Bau-
styl sind jedoch selbst manche dieser Baumeister öfters abge-
wichen, indem sie, statt der edlen Einfachheit, Verzierun-
gen, Wandsäulen, Pilaster, gekuppelte Säulen, mit Sta-
tuen besetzte Attiken, Fruchtschnüre, Caryatiden u. dgl.
anbrachten, und so entstand allmählig der verdorbene Ita-
lienische Styl.

Jener reine Italienische Styl wird nun bey sol-
chen Kirchen, an den zwey oder vier freystehenoen Säulen-
reihen, die im Innern angebracht sind, erkannt. Bey ei-
nigen Kirchen wurde der Grundplan in Form eines Kreu-
zes gebildet, und in dessen Mitte jVieg auf starken Pfeilern
eine Kuppel empor. Die Vorhallen wurden besonders aus
frep stehenden Säulen gebildet. Dieser treffliche Baust»!
hatte mehr vervollkomml und den Bedürfnissen der Lebens-
weisealler Bauherrn angemessener eingerichtet werden sollen:
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