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Morgenblatt für gebildete Stände / Kunstblatt — 1818

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https://doi.org/10.11588/diglit.12990#0017
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Kunst

mvo, 4.

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1 8 1 8,

lieber die Geschichtmahler Schick aus Stuttgart und
Krazenstein Stubb aus Kopenhagen.

U e b e r Krazenstein Stubb und seine Hin-
te rlassenen Kunstwerke.

(Fortsetzung.)

Geboren zu Kopenhagen im Jahre 178Z, ward er ge-
nannt nach dem berühmten Pbysiko-Chemiker Kra-
zenstein, Professor dieser Wissenschaft an der königlichen
Universitär Hieselbst. Mit einem reichen Erbrheil glücklicher
Anlagen von der Natur ausgerüstet (denn auch seine Groß-
mutter-mütterlicher Seite —war eine der ausgezeichnetsten
Frauen unsrer Stadt, und, unter andern, Ni ebuhrs ver-
traute Freundin»; und seine Eltern, die Mutter der ihrigen
werth, der Vater einer der trefflichsten Offiziere der edlen
dänischen Marine) lebte unser Stubb von seinem sechsten
bis zum zwölften Jahre bcy dem mütterlichen Großvater,
und sammelte in dieser lehrreichen Umgebung eine Menge
nützlicher Kenntnisse spielend ein. Schon hatte er im väter-
lichen Hause Wachsfiguren modellirt, ehcdenn er lesen
konnte; bepm Großvater trieb er Physik und Mechanik —
alles gesunde passende Nahrung für den künftigen Künstler.
— Den Zeitraum vom zwölften bis zum scchszehnten Jahre
verlebte er im Schnepfenthal'ichen Institute, wo. er,
außer den gewöhnlichen Wissenschaften, mit immer wachsen-
der Neigung, Mechanik und Mathematik studierte. Heim-
gekehrt, wird der von Kindheit an in ihm keimende Kunst-
trieb immer lebendiger, und im Jahre i8or verlässt un-
ser Stubb auf immer die akademische Laufbahn, um sich
der Geschichtmahlerey ansschließcnd zu widmen. Welche be-
wunderungswürdige Fortschritte er nun auf der ihm kurz-
abgcsteckten Bahn zum frühen Ziele gemacht, wie er ohne
eigentlichen Unterricht, (denn er besuchte nie die Akademie,
und nur wenige Monate lang nahm er bep dem verdienst-
vollen Nikola's Abildgaard, Vorsteher derselben, im
Praktischen der Mahlerey Unterricht) Meister geworden,
kann die nähere Beleuchtung der vorzüglichsten unter seinen
hinterlassenen Kunstwerken zeigen; von I8c>8bisi8ii lebte
er in Paris und Rom, welches wieder für das große Feld
der Geschichtmahlerey eine sehr kurze Zeit war, und starb
im Julp 1816!!

Ausstellung von Krazenstein Stubbs
hinterlassenen Gemählden:

Hier zieht uns nun zuerst ein von dem jungen Künst-
ler im Jahre igog, also vor seiner Abreise, vollendetes Ge-
mahlde ans das lieblichste an:

Orpheus und Eurpdice (nach Ovids Metamorph.

10. Buch 54 — 59 V.)

Im Augenblicke, wo Bepde ans der Schlucht des
Avernus in eine gegen das Tageslicht sich öffnende Höhle
cmporgesticgen siud: Orpheus ,yar voraugefchritten, der
unselige glückblick auf die Geliebu gethan! Sie schon wie-
der vcrgeistet, schwebt über der sinfirn Tiefe ,welcher Depde
eben entronnen waren. Der erste Strahl der Oberwelt
fallt schräg durch die, seitwärts ungesehen, deutlich ge-
ahmte , Oeffnung der Grotte, auf den nämlichen Abgrund,
die schon über demselben wieder schwebend, hMe Gestalt
zauberisch beleuchtend! Der Gatte ist im 'starrenden
Schreck zurückgeeilt, die Hände nach nichtiger aus-
streckend , steht er da — neben ihm liegt die nicht n,<,r X(tc
lende Leyer.

Die Schönheit, der herzbewegende Ausdruck in E ur.
dicens ganzer Gestalt sind wahrhaft einzig! so
wie die zarte Vollendung jedes Theiles an ihrem reizenden,
nur von einem weiten, duftäbnltch sie umflatternden Ge-
wände verschaireten Körper, dessen vollkommene Transpa-
renz, nur mit dem hellbläulicben Dustschleyer zu vergleichen
ist, der über italischen Landschaftsfernen schwebt; durch den-
selben scheint die vollkommen schön gezeichnete, durch die
lieblichste Farbengebung belebte. Gestalt. —

Allein nichts kmn hoch dichterischer und zarter motivirt
seyn, als die, so zn sagen, zwiefache Bewegung derselben!
Das holde wehnütbige Antlitz, von goldncn Locken umwallt,
die Brust, der Oberleib, dir schönen Arme uud^Hände
sind mit innige« Streben nach dem Geliebten gewendet
und ausgestreE - während eine uffjchtbare Kraft, ein un-
widerstehlicher Zug den Untcrtheil des Körpers in den
finster unter ihr aufgähnenden Orkus hin,bziehea. — Ich
mochte, von ringst und Mitleid gefesselt, f<n Auge verwen-
den, bis die »och ganz sichtbare Gestalt .. Älmi mmj
ihr Trauergcschick erfüllend, wieder vermut. Die
Idee, die Ausführung, alles ist wahrhaft fcftön $u.
nenne»! Non Orpheuö ist nicht viel zu sage».^ jst§„..
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