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Morgenblatt für gebildete Stände / Kunstblatt — 1818

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https://doi.org/10.11588/diglit.12990#0029
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Nro. 7.

K

n st - B

1 8 1 8.

AuS einem Schreiben de- Ritters Joseph Tam-
b roni an den Herrn Abbe Misst rini über die
Aschenkrüge, »I welche auf dem Weideplätze zu
San Gandolfo ausgcgraben worden siuv. Rom
18»7*

(Au8 dem Jtalicnis-be».)

.Um nun sogleich von den erwähnten Aschenkrügen

zu sprechen, muß ichIhnc» die verschiedenen Meinungen, wel-
che nach der Entdeckung derselben entstanden sind, ins Ge-
dächrniß zurückruftn. Der besondere Umstand, daß sie, wie
man sagte, unter dem Peperino gefunden worden sind, mit
dem der Rücken des Berges, welcher der Weideplatz
(il Pascularo) von Cgsiel Gandolfo beißt, bedeckt ist, schien
etwas ganz Fremdes und Auffallendes zu sevn. Die Nähe
eines See's, welcher in entfernten Zeiten offenbar ein Vul-
kan gewesen war, von dessen Brand man gar keine glaub-
würdige Nachricht hat, und die Eigenheit der Formen, der
Zeichen und Gebrauche, welche in diesen Denkmälern ange-
deutet waren, von denen sich unter den etruskischen oder
römischen Allerthümern kein Muster findet, machten Anfangs,
und uichk mit Unrecht, daß Viele glaubten, jene Urnen senen
sehr alt, und enthalten Astbe von Einwohnern, welche mir
dem Vulkan wenigsten- gleichzeitig gewesen scyen: die Ur-
nen wären in der Folge mit erdigen Auswürfen bedeckt wor-
den, welche wir gegenwärtig zn Peperino geworden sehen.
Und gewiß, hätte man eine solche Beschaffenheit der Um-
stände unwiderleglich beweisen können, so halte man an die-
sen Urnen ein Denkmal gehabt, welches einzig <; wesen wäre,
und dessen hohes Alter sich in der Nacht der Zeiten verloren
halte. Aber außerdem, baß bas Gewicht dieser hauptsäch-
lichsten Behauptung auf der Aussage von Lohnarbeitern be-
ruhete, unwissender Leute, die gar nicht die Sorgfalt haben,
welche bep so wichtigen Entdeckungen nöthig ist, musste
man auf eine andere nicht geringe Bedenklich keir stoßen,
die nämlich, daß der Peperino, welcher den Abhang des
'Weideplatzes da deckt. nicht etwa eine aneinander hän-
gende Rinde noch ans Einem Stück ist, sondern' im Gegen-
rheil vielmehr an vertckiebenen Stellen vnü in mannig-
faltiger Holte und in gewissen Abstufungen unterbrochen ist,
je nachdem cs die Beschaffenheit des bergigen Abhanges zu-
lassi; mrßwegen viele' aüdre aus die mehr angemessene Mei-

»j Siche Kunstblatt New. 1. d. I,

nung kamen, der Peperino habe vielmehr in Zeiten, wo er
schon gebildet war, den Urnen selbst zum Sckirmdache und
Schutze gedient, als daß er sie erst in den verschiedenen Fäl-
len vulkanischer Ausbrüche bedeckt haben sollte.

Jedoch da man, ohne sorgfältige Untersuchung durch
neue Ausgrabungen, weder die erste »och die zweyte Mei-
nung gehörig würdigen kann, milssre man von der uugewöhit-
licken Form jener Denkmäler Gründe hernebmcn, und
noch mehr von den verschiedenen Arten von Gefäßen, Bron-
zen und Geräthschaften, welche sich bep denselben befailden,
und ganz deutlich bep den etruskischen und römischen Begräb-
nisse» völlig unbekannte, heilige und andre Gebräuche auzcig-
ten. Will man mit allen diesen Dingen noch die Zeichen,
womit einige derselben versehen waren, und die ich mit
Recht, wie ich Sie überzeugen werbe, für wirkliche Buchsta-
ben hielt, verbinden: so muß man auf ein sehr entferntes
Alterrhum und über die etruskischen Zeiten hinauf oder sehr
weit gegen uns herabsteigcn, um den Ursprung derselben
bev den barbarsschen Völkern, welche nur zu sehr in unser
Italien eingefallen sind, aufzusuchen; indem sich, wie ich
schon gesagt habe, in der ganzen zwischen diesen zwcy Haupt-
punkten begriffenen Lücke kein Bevspitl ähnlicher Gefäße
findet. Und, die Wahrheit zu sagen, sehr viele, obschon
sie keine gegründete Beweise anführten, hegten die Mei-
nung, daß diese Urnen den Barbaren angehöricn.

Im Zweifel zwischen den zwei, erwähnten Meinungen
fühlte ich mich, ich gestehe cs Ihnen aufrichtig, am meisten
für die erste, nämlich für die ältesten Zeiten, geneigt. Doch
setzte mich der Gebrauch des gelben Ambers (Bernsteins),
welcher bep dem Geräkhe der Krabmaler von Laste! Gan-
dolfo so häufig verkommt, in große Verlegenheit. Allein,
da sich dieser Stoffauck in dem Gebiete von Marseille, an
den Mündungen des Po, in der Mark Ancona und in Sici-
lien findet, so fasste ich Muth zu glaube», daß man blos
deßhald, weil die Lüsten des baltischen Meeres denselben in
Menge haben, unsre Urnen nicht gerade für nördlich.--, Ur-
sprungs halten dürfe. Und in dieser Mcioung wurde ich
um so mehr bestärkt, da die Heruler, Vandalen und andre
barbarische Nationen den Gebrauch hatten, die Leichname
zu begraben und nicht zu verbrenne».

Daher wich ich von der Meinung derjenigen ab,'welche
für die spätern Zeiten stimmte», und wenketeallen wog-
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