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Morgenblatt für gebildete Stände / Kunstblatt — 1818

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https://doi.org/10.11588/diglit.12990#0013
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St

Nro. Z.

n st - B l a t t.

r 8 i 8.

Ueber die Geschichtmahler Schick aus Stuttgart und
Krazenstein Stubb aus Kopenhagen.

An meine viel geliebte Tochter Adelaide von Bombel-
lcö. Von Friderike Brun, geborncr Munter.

Die ersten Arbeiten des Ersten dieser Künstler, der zu
früh, so recht mitten im Glanze seines Aufganges der Erde
entnommen ward, sah ich un Jahre 1817 zu Rom. Eswarbas
erste ein Biib der Frau Baronesse von Humboldt, und
ihres ältesten Sohnes: die Aehnlichkeit der Mutter war
unvollkommen; der Kopf des jungen Knaben vortrefflich;
die Idee, ein Kind, das schon Knabe wird, vollkommen nackt,
im sonoerbaren Kontrast mit der, wie natürlich, vollkommen
bekleideten Mutter zu stellen, nicht glücklich — auch die
Zeichnung dieses ausspruchvollen Nackten, war nicht richtig
genug — Ton und Cvlorit des Ganzen noch etwas hart
und trocken, und doch im Ausdrucke der Kopfe schön, eine
Innigkeit und Einfalt, welche dafür einnahmen. —

Diesem folgte das Portrait (wie jenes Bild in Lebens-
größe) der ältesten Fräulein, Caroline von Humboldt.
Treue, Aehnlichkeit, mit dem Aufgreifen des günstigsten
Momentes verbunden; schwellendes Austretcn der Figur
aus der Leinwand, eine reine Zeichnung, und die harmonisch
über das Ganze verbreiteten und solches zum süßesten Ein-
klänge verschmelzenden Tinten weisen diesem schönen Bilde
schon eine ausgezeichnete Stelle unter den Portraits neuerer
Künstler an, Aeußerst reizend und der Individualität des
Originals angemessen ist die Bekleidung im niederländisch-
spanischen Kostüme. Die Farbengebung nähert sich der
Treue und anspruchlosen Wahrheit der trefflichen alten
Meister, und eine stille Innigkeit im Ausdrucke zieht einen
immer wieder zu dem lieben Bilde hin.

18 0 8.

Erfüllte der Künstler in vollem Maße die Erwartungen
derer, welche mit Bewunderung seine schnellen Fortschritte
bemerkten, und setzte die, welche zum Erstenmale seine Ar-
beiten sahen, in das lebhafteste Staunen, als er seine bis
dahin vollendeten Gemählde im Palaste Rondanini zu
Rom öffentlich ausstellte!

Unter diesen zog seine großeKomposttion, Apollo un-
ter den Hirten, sogleich die Blicke Aller auf sich. Die-
ses Bild enthält rü bis 3° Figuren in ? der Lebensgröße.
Komposition, Zeichnung, Gruppirung, ist aus einem glückli-

chen Moment sanfter Begeisterung hcrvorgegangen, und mit
dem süßesten Einklänge der Ruhe, Unschuld, und des morali-
schen Wohllautes umflossen! Die Umrisse der Gestalten sind
rein und zart empfunden, ohne schmächtig oder ärmlich ausge-
führt zu sepn: denn alles spricht jugendliche Fülle einer fro-
hen Hirtenwelt aus; allein nichts ist roh oder üppig, ob-
gleich eine lieblich-idyllische Rustizität vielen Figuren ausge-
prägt ist. Der Ausdruck und die Formen einiger Köpfe er-
heben sich bis zum Ideal, ohne dcßwegeu zu den angemahl-
ten Antiken zu gehören, an denen nian sich so satt gesehen
hat. Das nahe Bevsammensepn der um den hold vermensch-
lichten Lehrer in den nächsten Stellungen zmanimengedräng-
ten Hirtenjugend hat etwas so anheimlend-rrauliches; daß jede
gute frohe Seele sich nach einem Plätzchen umsteht, auf die-
sem Blumenrasen, und unter dem Schalten dieser herrli-
chen, mit idealer Wahrheit aufstrebenden Bäume! Die ganze
Landschaft, die man zwischen den Aesten der blühenden, frucht-
tragenden, reichbelaubrcn Bäume erblickt, zeigt ein grünen-
des Thal von einem silberbläulichem Bache durchflossen, bis an
den Saum sanftsteigender Höhen sich hinziehcnd, und ist eine
heiter eröffncte Scene ländlicher Ruhe durch grasende Her-
den , badende Jünglinge und einzeln verstreute Hütten be-
lebt. Der Luftton ist klar und milde, und nichts stört den
steblichcn Einklang des Ganzen; auch nicht die hinter den
Büschen hervvrlauscheudcn langöhrigen Faunen, deren schnar-
rende Springen und Panflöten freylich nun nicht mehr den
Hirten gefallen können, in denen durch die Töne der gött-
lichen Leyer ein höherer Sinn erweckt ward. Besonders
schön ist das junge weibliche Wesen links neben Apollo; zu
ihren Füßen spielt ein wnnderheldesKuid, (noch nicht lährig)
mit den Blumen des bunten Rasenteppichs; mit holdseliger
Ungeschicklichkeit ämsig bemüht, eine derselben abzupflücken
— aller Mütter Liebling war dieß Kind!

Gegenüber in den schönen Gruppen von Männern,
Frauen und Jünglingen ze-chnet sich das stärkere Ge-
schlecht durch herrliche mablerjsch - kühne Stellungen auS,
während das zärtere durch süßen in sich selbst -eschmiegten
Reiz fesselt. Unter diesen waren mir besonders wieder
zwep ganz zur Rechten des Beschauers lieb; eine hellbraune
mir sanft gescheiteltem üppigem Haarwuchs; neben ihr eine
schwarzbraune, der die vollen Flechten zierlich ums Köpfchen
geordnet waren. Die Körperformen dieser lieblichen Natur-
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