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Morgenblatt für gebildete Stände / Kunstblatt — 1818

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https://doi.org/10.11588/diglit.12990#0052
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52

der Werkstatt eine Warme von 30 oder 40 Graden gibt,
oder endlich e< einer warmen Sonne anssetzt. Auf
Leinwand gemahlt, bedarf diese Methode nur 20 bis 30
Grad- Hr. C. gibt diesen Bildern einen durchsichtigen Fir-
niß, welcher aus Wachs besteht, das in einem ganz farblo-
sen, flüchtigen Oel aufgelöst ist. Mehrere aus diese Weise
gemahlte Bilder sind mehrere Jahre lang dem Wetter aus-
gesetzt gewesen, ohne merklich davon zu leiden. Diese Art
von Mahlerey scheint vor der jetzt gebräuchlichen manchen
Vorzug zu haben, i. Sie verbindet sich dergestalt mit dem
Grundstoff, daß sie eine Masse mit ihm ausmachl, da
die Farbe hingegen bep der gewöhnlichenOelinahlerey lagen-
weise aufeinander liegt, wie man sich bey der schon oft vvr-
genommncn Arbeit überzeugen kann, wo man das Ge-
mählde von der alten auf eine neue Leinwand überträgt.
Da leidet nun jede einzelne Lage von verschicdncn Einflüs-
sen. je nachdem sie, ihrer Zusammensetzung nach, gegen ein
oder den andern besonders empfindlich ist, und somit muß
das Gemahlde der Veränderung ausgesetzt sepn. 2. Die
Materie, welche man zum Grunde aufträgt, sowol als
die, welche zur Mischung der Farben und des Firnisses die-
nen, sind keineswegs dem Eingehen, Springen, noch dem
Sichschuppen weder durch die Zeit, noch durch das allmah-
lige Cintrocknen unterworfen, so wie man es bey einiger-
maßen alten Oelgemahlden wahrnimmt. 3. Die Farben
sind in bas Wachs verschmolzen und von ihm bedeckt, sol-
chergestalt also vor der ruft und der Feuchtigkeit, ihren
gefährlichsten Feinden, bewahrt. Die Methode des Hrn.
li. hat vor ollen bisher zur Nachahmung der Cnkaustik der
Alten versuchten, deu Vorzug, den Handgriffen der jetzigen
Mahlerschulen nicht zu widcrstreven. Mehrere Landschaf
tcn von dem Pinsel beS Hrn. C. und zwep lebensgroße
Bildnisse des Hrn. Taunay lassen gar keinen Unterschied
zwischen dieser Behandlung und der Selmahlcrey wahrneh-
men. Sie bieten dieselbe Leichtigleii des Pinsels, dieselbe
Frevheit der Hand, dieselbe Sauberkeit in der Ausführung
und Leichtigkeit der Färbung und eine gleiche Durchsichtigkeit
der Luft dar.

Hr. Chaptal, der ehemalige Minister des Innern,
und einer der größten Chemiker unsrer Zeit, hat sich eben-
falls mit Nachahmung der Enkaustik der Alien beschäftigt
lim Las Wachs zu erweichen und es für den Gebrauch des
Piu eis geschickt zu machen, ohne daß es jedoch von seiner
Weisse noch Fcstigkeit verlöre, schlägt Hr. Ch. den Gebrauch
flüchtiger Oele oder farbloser Essenzen vor. Uni das
Wa:VS durch flüchtiges Oel zu schmelzen, reicht es zu, das-
selbe in solchen Streifen, wie es von der Wachsbleiche kommt,
zu nehmen, und es mit einigen Trop-en des flüchtigen
Oeles zu begießen. Eine sehr mäßige Wärme reicht dann
hin, um es «ufzulösen, und nian erhält eine sehr durchsich-
tige Flüssigkeit. Eben diesen Zweck erreicht man aucr mit
streu Oelen, sie müssen nur sehr gereinigt seyn. Diese
Masse kann im flüssigen Zustande gleicher Weise auf Holz,
Leinwand und Marmor aufgetragen werden. Sie haftet,
da sie in diese Körper eindringt, sehr fest an ihnen, und
bildet eine weisse. fast durchsichtige Fläche auf ihnen. Die
Auflösung des Wach'es durch flüchtiges Oel ist aber der
dnr» fires deshalb vorzuziehen, weil sie weisserist, auch
einen geringem Wärmegrad zum Verflüchtigen bedarf, und

das fluchtige Oel dem Ueberzug mehr Festigkelt gibt. Man
muß die Hitze dabep nicht zu sedr erhöhen, jonst verflüch-
tigt sich das Wachs selbst. Auch die folgende Methode kann
zum Ueberzug der Leinwand angewender werden. Wenn
die Mischung von Oel und Wachs gestanden ist, bildet sie
einen Teig, der sich leicht auf die Unterlage von Holz, Lein-
wand oder Marmor ausbreiten lässt. Wenn man nachher
mir einem glatten, heißen Eisen darüber fährt, verfliegt
das Oel, und das Wachs durchdringt jene verschiednen Kör-
per. Wenn man nun die Leinwand also behandelte, könnte
man sie auf beyden Seiren mit der Wachsmasse bestreichen
und ihr durch diese Vorkehrung eine ewige Dauer geben.
Wen» der Grund nur mit einer Farbe gemahlr werden Voll,
was die Alten Monochrom nannten, so reicht es hin , die
beachsichrigte Farbe mit der Wachsmasse zu vermischen. Um
dieser Oberfläche Glanz zn geben, genügt es, sie mit einigen
Tropfen Olivenöl zu bestreichen, die man mir feiner Lein-
wand abreibt. Sie gleicht dann an Glätte dem Marmor der
Alten, oder dem neuern Stuck. Will man aber mit mehre-
ren Farben mahlen, so mischt man eine jede der Wachsmasse
bey, allein dieses hat das Beschwerliche, die Farben vermöge
der Wärme in dem, für den Gebrauch des Pinsels immer
nothwendigen, Zustand von Flüssigkeit zu erhalten. Dieses
crsorberr eine künstliche Heizung oder einen sehr erhöhten
Wärmegrad im Attelier. Vielleicht gelänge es aber den
Farben, vermöge des Oelzusatzes, endlich auch, ohne dieses
Schmelzen die gehörige Flüssigkeit zu geben; das Trocknen
würde dann nur sehr langsam vor sich gehen. Hr. Chap-
tal meint, daß sich die fortwährende Flüssigkeit des Wachses
auch vermöge einiger Tropfen Alkali erhalten iieffe, die
man dem geschmvlznen Wachse zusetzte, und wodurch ihm
seine milchweisse Farbe ganz erhalten werden würde. Die
Farben mi,»en sich auf der Palette leicht mit dieser Wachs-
milch. sie nehmen leicht die nöthige Consistcnz an, und^ lassen
sich, wie die gewöhnlichen Oelfarben der Mahler, mit dem
Pinsel behandeln.

Hr Bachelier, der den Gebrauch dieser Fardenmi-
schung schon vor vierzig Jahren cmpsahl, hat mir ihr Ge-
mähldc verfertigt, die »och jetzt ohne merkliche Veränderung
besteben.

Der Graf Lastevrie bat ein leichtes Mittel zum
Durchzeichnen erfunden, welches den Künstlern willkommen
seyn wird Anfangs benetzte er das Papier, um es durch-
sichtig zu mache», mit Steinöl oder Asphalt; der starke Ge-
ruch war aber unangenehm und die Verflüchtigung zu
schnell. Cr verfiel nun daraus Pflanzenöle zu versuchen.
Lavendel», Spieke-, oder Zitron-Oel scheinen hiezu am zweck-
mäßigste», indem ihr Geruch angenehm ist und sie so lang-
sam verstiegen, daß sie dem Papier die nöthige Durchsich-
tigkeit lange genug erhalten. Man nimmt nvtbwcndiger
Weise eas reinste dieser Oele, und da es in de» Maieriali-
stenladen noch immer einige Farbe hat, distillirt man es
noch einmal- alsdann überstreicht man einen Theil des zum
Durchzeichnen bestimmten Papiers, das weiß und stark seyn
muß, mit einem Pinsel, dock nur einen Theil davon, da-
mit das Oel nicht während dem Zeickiwu verfliegt. Iss auf
diesem TbeU die Zeichnung vollendet, so bestreicht man
den nächst anstoßenden und fahrt also kort Ist die ganze
Zeichnung fertig, so hält man das geölte Blatt an das
Feuer, wo die Verflüchtigung unter leichtem Schülteln sconcll
vor sich gebt. Die Hike muß nicht größer seyn, als si- die
Hand ohne Unbeqnemiichfleit erträgt Das Papier nimmt
seine Weisse und Undurchsichtigkeit vollkommen wieder au
und man kann nun mit der Feder und dem Pinsel nach
Gefallen darauf mahlen.
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