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Morgenblatt für gebildete Stände / Kunstblatt — 1818

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https://doi.org/10.11588/diglit.12990#0055
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dessen'Hintergründe sich ein anderes Zimmer von i5 Fuß
zeigt. Es beleuchten diesen Saal die bevdcu großen Fenster,
welche wir in der Fassade über einer der kleinen Thüren, zur
Seite des Haupt-Einfang^, befindlich beschrieben baden.
Um von diesen bcpden Gemächern zu den beyden andern auf
der entgegengesetzten Seite zu gehen, bedient man fich eines
Ganges, von 4 F. Breite, welcher in der Höhe des Ge-
wölbes über der Vertiefung, in welcher der Springbrunnen,
und zwischen der Hinter - Front-Wand durchläuft. Durch
eine zwepte ähnliche Treppe von 30 estNseu gelangt inan zu
einem'kleinen Hof von 10 F. im Geviert, welcher sied eben-
falls auf der andern Seite wiederholt befindet, von hier
ans tritt mau ins Ccntrum des ganzen Gebäudes über den
Saal des Springbrunnens, nämlich in einen Hof vcn 20 F.
lm Geviert. Auf drey Setten befinden sich Vertiefungen,
5 F. tief und 10 F. lang , mit Gewölben im maurischen se-
schmack, wie wir früher beschrieben. Diese Gewölbe, wel-
che de» Hof umgaben, stützen vier schöne'feine Marmor-
Säuleu, jede 10 F. hoch. Der mittlere Theil ist unbedeckt.
Mir scheintS, als wären in diesen Vertiefungen die
Götzen der Heiden ausgestellt gewesen. '*) Mit
jedem dieser Höfe sticht ein Saal, 3o §. lang, 13 tief und
zu 23 hoch, in Verbindung, auf welchen ein Thcil der Fen-
ster, welche wir über die Gürlunjj in der Fassade angebracht
beschrieben haben, und ein Theil derjenigen, welche aus der
Seitenansicht befindlich, ausgehen. Alle die>e Fcnirer find
mit Säule» im maurische» Gescom--^ »-rziert. oius seoen
vieser Säte fcryi nn azadinet, welches durch eins der oben-
beschriebenen Fenster beleuchte! wird. Via» kann von einem
Gemach zum ändern gelangen. Reben den zwep kleinen
Höfen erblickt man die„Trcppen, welche auf die Terrasse
des Schlosses führen, welche einen großen Estrich bildet.
Jede dieser Treppen, ebenfalls in Wendel-Form, bat 38
Stufen. Erwähnter Estrich, welcher das ganze Gebäude,
den Raum, den die Höfe cinnehmen, ausgenommen, bedeckt,
ist mit vorzüglicher Einsicht gemacht, aber besonders find
die Mauern aus großen Steine» meisterhaft verbunden,
selbige haben 5 F, im ober» Geschoß, und find mit sehr
starken eichenen Balken, welche von einer Wand zur andern
reichen, verankert, so wie man an mehr als einer halb ver-
fallenen Stelle erblicken kann. Der Estrich ist übrigens so
sinnreich anaeordnet, daß man nickt begreifen kann, wo die
Leiter angebracht, welche das Regenwasscr abführe». Ganz
wie ich beschriebe», ist dieses prächtige, kunstreiche Gebäude,
«der letzt fallt eS in Trümmer, aus Mangel an llnterhal-
tung, und weil es den Landlenken zur Wohnung dient.
Trilt man ans dem Schlosse, erblickt man in kurzer Ent-
fernung von dem Haupt-Eingänge einen schönen viereckigen
Teich, welcher durch das-Wasser, so von de:» Springbrnn-

®) Lea » dr 0 d A li> erti vergisst, daß die Zisa vou Mu-
hammedaner« erbaut und bewohnt worden, die ferne
Gdzieu verehre».

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nen durch den Kanal hierher geleitet, gebildet wird
Die Anordnung dieses Teiches ist solgendergestalc: Die
Summe der Seilen desselben belragl 200 F., welches 5° F.
für jede Seite gibt, indem das Ganze ein Viereck bildet,
so von zierlichen Mauren in netzförmigem Verband einge-
schlvssen. In der Mitte erhebt sich ein schönes reiches Ge-
bäude, ebenfalls in viereckter Gestalt, zu dem eine kleine
Brücke von Stein führt, dem Eingänge gegenüber; durch
diesen trilt man in einen kleinen Saal, 12 F. lang und st
tief, nur einem Kreuz-Gewölbe bedeckt, mit einem Fenster
auf jeder Seile, aus welchem man die lebendige» Fischlein
im Wasser schwimmen sehen kann. Von vier aus gelang!
man in ein wvylverhällnißmäßiges reiches Gemach, von
8 Fuß Tiefe und 12 Fuß Länge; hier befinden fick drev
zierliche Fenster^ nämlich eins auf jeder Seite, und das
dritte i» der Hauptwand, welche aufs Schloß gerichtet ist.
Eine kannelirre Säule vom feinsten Marmor im Mittel
eines jeden dieser Fenster stützt zwep kleine Bögen. Ein
Gewölbe reich und künstlich im maurischen Styl bedeckt die-
ses Gemach. Man erkennt den Fußboden, obgleich er zum
Theil vernichtet, zierlich aus Marmor-Stückchen zusam-
mengesetzt. Hier hielte» sich die Prinzessinnen auf, und
ergötzte» sich, die Fischlein, aus den Fenstern, im klaren
Wasser hüpfen zn leben. I» den übrigen Kammern ver-
blieben ihre Jungfrauen, welchen ebenfalls aus den beyden
beschriebenen Fenster» eine gleiche Belustigung zu Gebote
stanv. Man stieg auf einigen Marmor-Stufen in den
Teich hinab. Derselbe befand sich von einem schönen Gar-
ten, reich an Zitronen, Zedern, Apfelsinen und ähnlichen
Fruchtbäumcn, umgeben, von welchen man noch Ueberreste
längs der zerstörten Mauer sindel, welche ehedem den Gar-
ten umgab. Noch erblickt man viele Spuren von Gebäuden
in der Umgebung, von denen auch Thcile erhallen, auS
welchen man schließen kann, daß hier große und prächtige
Gebäude standen, sowol für die Bedienung der fürstlichen
Familie, als zur Bewirtüung der Fremden, welche dieselbe
besuchten. Blich dünkt in der That, eS könne Niemand,
der Gefühl hat, diese theils zerstörten, theils Zerstörung
drohenden Gebäude ohne den tiefsten Unmuth sehen. Mir
scheint es, als seven die Herden andern Schlösser, welche jetzt
gleichsam ganz zerstört liegen, in der Nähe des beschriebenen
befindlich gewesen. Ick habe lange bey der Beschreibung
dieses Gebäudes verweilt, wider meinen eignen Vorsatz,
indessen schien mir, als geschehe den Wißbegierigen dadurch
ein G. fallen, und zugleich habe ich bedacht, daß, wenn einst
ein so edles Werk zn Grunde ginge, was immer zu fürchten,
da Niemand den Mull) l:ac für dessen Unterhaltung zu wir-
ken, wenigstens nachdem es schon längst ein Schutthaufen,
sein Andenken durch die Beschreibung aufbewahrt würde,
und deßhalb mögen mir die Geographen verzeihen."

Wenige Dinge ans der Beschreibung des Leandrv
passen noch auf den heutigen Zustand der Zisa. Sowol die
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