Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Morgenblatt für gebildete Stände / Kunstblatt — 1818

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12990#0068
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
mit zwey Wasser-Behältern, in welche frisches Quellwasser
fließt, tritt. Dieses Wasser kommt aus einem in den Fel;
scn gehauenen Kanal, der vom Quell a» ungefähr eine Stun-
de lang ist. Vorn an dem Behälter ist wieder ein andrer
Kanal, der in eine Senkgrube ausgeht. Diese Treppe ist
nicht der einzige Eingang zu diesem Gebäude. Man hat
noch einen entdeckt, der sonst zu ebener Erde hinein führte.
Es ist dieß ein Weg, der dreyFuß tiefer als der obige liegt,
und ganz besonders vvrgerichtet ist. Auch aus der Bauart
des Gemachs kann man schließen, daß es aus sehr alten
Zeiten sich herschreiben muß; ungefähr aus denen, wo die
cyclopischen Mauern entstanden, die früher sind, als der
Bau der großen Kloake. Denn nur in den gigantischen
Bauwerken der Aegyptcr finden wir eine ähnliche Bauart.
Es scheint auch diesen nachgeahmt, und man könnte es da-
her für ein öffentliches Gebäude, vielleicht für eine Tränke
halten, zu welcher der untere Weg führte.

Die neusten Ausgrabungen in Pompeji haben viele
mehr oder weniger erhaltene Bronzen gegeben. Ein Apollo
zeichnet sich darunter aus. Ein leichtes Gewand umgibt
die Hüften, und schlägt sich zart über die Arme. Das
Einherschreiten des Gottes ist sehr anmuthig. Der Kopf
ist nach der rechten Seite geneigt. Nach der Richtung der
Arme, von denen ein Tbeil fehlt, sollte man annehmen,
daß er die Lyra gespielt habe. Seine schönen mit einem
leichten Band umwundenen Haare fallen vom Wirbel herab
zierlich auf Rücken, Hals und Brust. Das Belebte der
Stellung, die Schönheiten der Formen und die Vollen-
dung in der Arbeit geben dieser Bronze hohen Werth.
Man hat auch den obern Theil einer mit einer Tunika
bekleideten Frau gefunden. Die Crmel bedecken den
Vorderarm nicht. Kleine, verschiedenartige, aber symme-
tr>>ch gestellte Knöpfchen schließen diese vorn zu. lieber
dieser ersten ist noch eine zwepte Tunika ohne alle Ermel.
Unter der Brust hält sie ein leichter Gürtel. Nach der
Stellung scheint es eine Person zu sepn, welche einen
Pfeil abschießt. Der Kopf hat ein Band mit einem Dia-
deme. Man bemerkt an diesem Brustbild noch etwas be-
sonders. Der Künstler hat ihfmamlich Augen von Email
gegeben, und diese hat, ein seltner Fall, dieZeit verschont.
Einige haben in dieser Büste eine Juno finden wollen,
wenn man aber den Halbmond auf dem Diadem betrach-
tet, ist man geneigter sie für eine Diana zu halten. Oben
am Hinterhaupt ist ein kleines Loch, durch welches man
die Augen vorn bewegen konnte. H.

Kunst-Parallelen.

Quintijin Messijs und Aetion. *

„Etwa dreyßig Schritte von bemeldter Domkirche (in
Antwerpen) erzählt der treuherzige Misson nach der beut*

scheu Uebersetzung seiner Reise v. 1.1701. S. 1090, ist ein
Brunnen, dessen Stangen oder Säulen, wo das Röll-
chen hänget, mit allerhand Laubwerk geziert sind, und
hat diese Arbeit ein Schmied geinackt, Namens Quintin
Malthis. Es war dieser Schmied ein Mann von gutem
Verstand und Geschicke, und liebte eine Mahlers Tochter,
welche ihm ebenfalls nickt uugeneigt irar; ob nun wohl der
Qu int in bcy guten Mitteln war, wollte doch des Mäd-
chens Vater nicht gern einen Schmied zum Eydamen ha-
ben. Was geschieht? Die Liebe ist sinnreich, und brachte
den ehrlichen Quintin auf den Vorsatz, daß er den
Hammer und Amboß verließ, und den Pinsel in die Hand
nahm, damit dieser Scrupel möchte gehoben werden;
brachte es auch in kurzer Zeit dahin, daß er es den be-
rühmtesten Mahlern zu Antwerpen nicht nur gleich thäte,
sondern sie auch insgesammt übertras; worauf ihm sein
inbrünstig geliebtes Mädchen bepgeleget wurde. Er ist
im Jahr 1529 daselbst gestorben, und an die Domlirche
bey dem großen Portal begraben worden. An die Mauer
aber har man folgenden Vers geschrieben: eonnublalis
amor de Mulcibrc (ecil Apollcni, d. i. die eheliche Liebe
hat aus einen Schmiedeknecht einen Apellem oder künstlichen
Mahler gemacht." —

Der hier erwähnte Mahler heißt sonst gewöhnlich
Quintijin MessijS oder auch Quintijin de
Smit, unter dessen Werken vorzüglich die Enthauptung
Iobannis des Täufers, und eine Abnehmnng oom Kreuze
genannt werden, oergl. Fucßlin Lerikon und Fiorillo
Gerichte der zeichnenden Künste InDeutschland, ater Band,
S. 328. *)

Wie bey ihm, war auch bey einem alten griechischen
Künstler die edle Mahlerey Brautwerberinn. Aetion
mahlte die Hochzeit des Alerandcr und der Rorane und
stellte das Bild bey den Olympischen Spielen aus. Aum
Lohn einer gemahltcn Hochzeit erhielt, wie sich Lucian,
der Gewährsmann dieser Geschichte (in iierodot. s. Aeiion
I. p. 636. ed. Reiz.) ausdrückt, der Künstler eine wirk-
liche, denn einer der Kampfrichter, NamenS Prorenidas,
war über das Bild so erfreut, daß er den Verfertiger zu
seinem Eidam wählte. —

Dort liest man auch folgende unter sein Bildniß ge,
seyrc Verse des LampyoninS:

Ante faber l'ueram, Cyclopeus, (ist ubi mecura
Ex aequo Piclor nepil arnare procus,

Sequc graves tudituin tonilrus postferre silent»
Penniculo objccit caula puclla mihi;

Pictorem me fccit Amor. Tudcs innuit illud
Exiguus tabulis qua; nola ccrta meis.

Sic ubi Vulcanum nato Venus arma rogarat,

Pictorem c fahro , summe pocla, facis.

Beplage: Grundriß von Ppmpeja.
Register
Für diese Seite sind hier keine Informationen vorhanden.

Spalte temporär ausblenden
 
Annotationen