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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 4.1893

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Jessen, P.: Der kunstgewerbliche Geschmack in England, [2]: das Flachmuster
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https://doi.org/10.11588/diglit.3942#0012

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DER KUNSTGEWERBLICHE GESCHMACK IN ENGLAND.

Thätigkeit hervorgethan. In einer Reihe kleiner
Handbücher hat er die Wohnung, das Musterzeichnen,
das Flachornament und kürzlich das Naturornament
behandelt und dabei -viele Grundsätze des englischen
Geschmacks festgelegt. Diese gut illustrirten, lehr-
reichen Bücher verdienten auch bei uns besser als
bisher bekannt
zu sein ').

Das eng-
lische Flachmu-
ster in unserem
Jahrhundert hat
natürlich die Ge-
schichte des
modernen eng-
lischen Ge-
schmacks mitge-
macht. Seit dem
Empire war es
abhängig von
Frankreich ge-
blieben und re-
produzirte ent-
weder die For-
men des 18. Jahr-
hunderts oder
bewegte sich in
einem rohen Na-
turalismus. Ne-
benher hatte die
englische Indu-
strie ihren großen
Export nach In-
dien und übte
sich auf die
Nachahmung der
Kaschmirshawls
und anderer in-
discher Muster
ein. Seit 1850
strebte die eng-
lische Ge-
schmacksreform
auch das Flach-
muster zu veredeln. Aber man suchte noch lange
im Ungewissen und machte zunächst Anleihen bei
den verschiedensten älteren Stilarten. Namentlich
der Architekt Owen Jones, der durch sein Werk

i i mri n ii i ii rm um iiimii i munmimi im

tiiiiMmmiiniiiiiiiiüiiiiiiiiiiiimiim»

Abb. 4. Gotisirende Pflanzenmuster von F. E. Hulme.

über die Alhambra und seine Grammatik der Orna-
mente auch bei uns bekannt ist, hat durch seine
vielen Entwürfe für Wandmalereien, Fliesen, Bunt-
papiere u. a. den Naturalismus bekämpft und die
guten Vorbilder älterer Fiächendekoration neu belebt,
besonders die arabischen und die romanischen For-
men. Auch un-
ter den heutigen

Erfindern ist
noch ein ange-
sehener Mann in
dieser eklekti-
schen Art thätig,
der liebenswür-
dige Dr. Dresser,
ein früherer Arzt
und Botaniker,
jetzt in einer an-
mutigen Land-
villa bei London
an der Spitze
eines namhaften
Ateliers, bekannt
durch eine Reihe

von Werken
(Modern Orna-
mentation, Lon-
don 1886, Studies
in design, Lon-
don o. J.); er
sucht das Ganze
aller reifen Stil-
arten auszunut-
zen , zumal das
griechische und
orientalische Or-
nament, gestaltet
aber die Motive
nach seiner Lau-
ne um und ver-
langt von dem
Erfinder, dass er
jede

des ihn tu
Wir geben

Anregung

ein

1) Text books of ornamental design, London, Batsford,
52 High Holborn. Besonders: Nature in Ornament (1892).

benden Lebens zu benutzen suche.
Beispiel nach seinem Werke (Abb. 3).

Gegenüber diesen Versuchen hat sich eine
national englische Schule am gotischen Flachmuster
gebildet. An den Glasfenstern, Fliesen und Malereien
der alten Kirchen, die schon während des „gothic
revival", der neugotischen Stilperiode seit etwa 1840
 
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