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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 4.1893

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Rücklin, Rudolf: Die Fachausstellung für Bijouterie des Pforzheimer Kunstgewerbevereins
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https://doi.org/10.11588/diglit.3942#0210

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Kopfleiste. Entworfen von A. Lackner.

DIE FACHAUSSTELLUNG FÜR BIJOUTERIE
DES PFORZHEIMER KUNSTGEWERBEVEREINS.

TEXT UND ILLUSTRATIONEN VON R. RÜGKLIN.

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IE Gründung der Pforzheimer
Edelschmuckindustriefäütin
das Jahr 1767. Damals er-
hielt der Franzose Autran,
vorwiegendauf Betreiben der
baden-durlachischen Mark-
gräfin Karoline von Staats
wegen die Konzession und
die Mittel, in Pforzheim eine Fabrik von Uhren
und englischen Stahlwaren zu gründen, welchen
beiden Fabrikationszweigen sich in Bälde noch die
Bijouterie zugesellte. "Autran, das Prototyp eines
Industrieritters jener an abenteuerlichen Existenzen
so reichen Zeit, verschwand bald wieder vom Schau-
platz, die Fabrikation von Uhren und englischen
Stahlwaren vermochte sich nicht zu halten. Die
Bijouterie dagegen blühte kräftig auf. Dabei zeigte
sie damals schon die charakteristischen Merkmale
ihres Geschäftsbetriebes, die sie heute noch unter
unserem Kunsthandwerk eine gesonderte Stellung
einnehmen lassen: die durchgeführte Arbeitsteilung
und den ausgedehnten Export ihrer Erzeugnisse. —
Eine ausfübrliche Geschichte der Bijouteriefabrikation
wäre genötigt, alle Schwankungen des Weltmarktes
durch den Lauf der Zeiten zu verfolgen; denn die
den ganzen Erdball umspannenden Geschäftsverbin-
dungen dieser Branche und ihre Eigenschaft als Luxus-
industrie bringen es mit
sich, dass sie durch jeden
Aufschwung ■ und Nieder-
gang der allgemeinen Wirt-
schaft aufs empfindlichste
berührt wird. Es möge

Kunstgewerbeblatt. N. F. IV.

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an dieser Stelle genügen, dass die junge Pflanze
in schwankender, oft sprungweiser Entwickelung
die Stürme unseres Jahrhunderts über sich ergehen
ließ und dass sie jetzt circa 600 Gewerbebetriebe
mit 12 000 männlichen und weibhchen Arbeitern
zählt. Nicht in diese Zahl einbegriffen sind die
sogen. Hilfsgeschäfte, als da sind Emailleur-, Fasser-,
Graveur- und Guillochirgeschäfte, Steinschleifereien,
Pressereien u. s. w. Die Gesamtproduktion resprä-
sentirte im Jahre 1892 den Wert von 40 000 000 M.'
Es werden vorwiegend Schmuck und Geschmeide
in Gold, Silber und unedlen Metallen mit reich-
licher Verwendung von Steinen und Perlen her-
gestellt; mehr vereinzelt kommen auch Geräte und
Gebrauchsgegenstände vor.

Einem längst gefühlten Bedürfnis wurde im
Jahre 1877 durch die Gründung einer Kunstgewerbe-
schule entsprochen. Wie bedürftig und fähig ge-
rade die Edelschmuckindustrie für die Aufnahme
künstlerisch durchgebildeter Kräfte ist, zeigt die
von Jahr zu Jahr steigende Frequenz der Anstalt,
an der z. Zt. 240 Schüler von 7 Lehrern unterrichtet
werden. Im selben Jahre gegründet und mit der Schule
durch die Person des Direktors derselben, der das
Amt des Vorsitzenden bekleidet, verbunden, kann
der Pforzheimer Kunstgewerbeverein gleichsam als
Bindeglied zwischen der Schule und der Geschäfts-
welt angesehen werden.
Seine Bemühungen, deren
Kern die Hebung und Läu-
terung des Geschmackes bei
Produzenten wie Kon-
1- sumenten bildet, haben

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