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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 4.1893

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Barock- und Rokoko-Dekorationen
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https://doi.org/10.11588/diglit.3942#0176

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So viel auch in neuester Zeit für die Rehabili-
tation des Barocks und des Rokokostiles geschehen
ist, die Meisterwerke dieser Stile auf deutschem
Boden sind im allgemeinen noch bei weitem nicht so
studirt worden, als sie es ihrem künstlerischen Werte
nach verdienen. Namentlich ihr Reichtum an deko-
rativen Motiven im Schmuck der Innenräume, in der
Formensprache des Mobiliars jeder Art, ist noch kaum
gehoben und harrt trotz der dankenswerten Vorar-
beiten Gurlitt's, Dohme's, Ilg's u. a. einer genaueren
stilistischen Analyse, die Klarheit brächte in den deko-
rativen Formenwandel vom Beginne des achtzehnten
Jahrhunderts bis in die fünfziger und sechziger Jahre.
Das Nebeneinander italienischer und französischer
Einflüsse nicht nur im rein Architektonischen, son-
dern besonders in der dekorativen Ausstattung der
Innenräume, dazu die Selbständigkeit bedeutender
Künstlerindividualitäten, das ist ein ebenso dankbares
wie anziehendes Studium, dem gerade einige neuere
Publikationen Vorschub zu • leisten geeignet sind.

Diese Veröffentlichungen betreffen die dekorative
Ausstattung der Schlösser zu Schleißheim, Ansbach,
Bruchsal und Würzburg.

Die Innendekoration des Schlosses zu Schleiß-
heim (30 Blatt in Lichtdruck, herausgegeben von
Otto Aufleger mit einer geschichtlichen Einführung
von Mayerhofer, München, L. Werner) zeigt ver-
schiedene Stilphasen. Die barocken Stuccaturen
Josef Effner's (z. B. des Viktoriensaales) bekunden
eine starke künstlerische Selbständigkeit, die in ihren
Erfindungen sich mehr den Wiener Barockdekora-
tionen Hildebrandt's als französischen Mustern an-
schließt. Die Ornamentation der Füllungen und Um-
rahmungen, der Sopraporten und Möbel mit ihrer
Vorliebe für die Anwendung geradlinigen Bandwerks
im Bunde mit leicht bewegtem Rankenwerk und
verschlungenem Linienspiel hält sich wohl an die
Traditionen Berain's, verrät aber doch den spezifisch
deutschen Charakter in einer gewissen Schwere und
Konsequenz der Ornamentik. In der Erfindung ge-
 
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