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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 4.1893

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Jessen, P.: Der kunstgewerbliche Geschmack in England, [3,2]: die Möbel (Schluss)
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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.3942#0099

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KLEINE MITTEILUNGEN.

vertreten gleichsam unsere geschnitzten und archi-
tektonischen Zuthaten. Dieser bewegliche Schmuck
hat den Vorzug, veränderlich zu sein; der Besitzer
kann ihn bereichern, verbessern, vereinfachen oder
ihn auch beseitigen, wenn er seiner müde wird. Vor
allem aber leitet die Rücksicht auf den Zweck des
Möbels dem Erfinder die Hand; was den Gebrauch
hindert, ist schädlich; was ihn sichtlich fördert,
gefällt.

Wenn wir aus dem englischen Möbel lernen
wollen, so müssen wir uns immer wieder bewusst

werden, dass uns nicht die äußerliche Nachahmung,
nicht der englische Stil helfen kann, wohl aber der
Geist dieser Arbeiten. Es kommt darauf an, die
Formen, die unsere Tischlerei sich in langjähriger,
kostbarer Arbeit zu eigen gemacht hat, umzubilden,
nicht sie wegzuwerfen. Das ist die ernste Aufgabe,
die unsere erfindenden Kräfte sich zu stellen haben.
Die Kenntnis der Erfolge unserer Nachbarn kann
uns bei dieser Arbeit helfen, nicht aber unsere
Arbeit ersetzen. P. JESSEN.

KLEINE MITTEILUNGEN.

BUCHERSCHAU.

I". Moser, Handbuch der Pflanxenornamentik. Zugleich
eine Sammlung von Einzelmotiven für Musterzeichner und
Kunstgewerbetreibende. CS Seiten 8° und 120 Tondruck-
tafeln mit 525 Abbildungen. Leipzig, E. A. Seemann, 1893.
Preis M. 6.—, geb. M. 7.—.
Dieses eigenartige Buch ist das zehnte der bekannten
Seemann'schen Kunsthandbücher und unterscheidet sich von
den übrigen zunächst schon durch seine abweichende Aus-
stattung. Es ist ein Tafelwerk in Buchform mit erläutern-
dem Text, während die übrigen Textwerke mit erläuternden
Abbildungen sind. Welche Aufnahme und Verbreitung es
finden wird, dürfte ohne weiteres schwer zu sagen sein.
Seine Entstehung fällt mit der Bewegung zusammen, die
sich gegenwärtig auf dem Gebiete der Ornamentik geltend
macht. Es ist eine neue Richtung zu verzeichnen, welche
mit dem Hergebrachten brechen will, welche in der stän-
digen Wiederholung überlieferter Formen eine Verknöche-
rung findet und unmittelbar aus dem ewig sprudelnden Quell
der Natur zu schöpfen anrät. Es wäre verfehlt, dieser neuen
Richtung Dämme zu setzen. Der Grundgedanke ist zweifel-
los gut, und wenn die Durchführung desselben an manchen
Stellen über das Ziel schießen wird, so kann dies kein
Grund zur Ablehnung im ganzen sein. Auch die Kunst hat
ihre Moden, wie das gewöhnliche Leben, und ein noch so
schönes Akanthusblatt wird, im Übermaß gesehen, schließ-
lich langweilig. In den Dienst dieser neuen Richtung, soweit
sie das Kind nicht mit dem Bade ausschütten will, stellt
sich das Jlfosw'sche Buch. Der Verfasser hat vermittelnde
Ansichten; er giebt seine Pflanzenstudien nicht naturalistisch
und malerisch, aber ebensowenig stilisirt, sondern „cliarak-
terisirt", wie er es nennt, d. h. wohl der Natur entnommen
und für die Stilisirung vorbereitet. Er meint, wir müssten
naiver werden und im Sinne der Künstler der Frühgotik
und Frührenaissance zu arbeiten bestrebt sein. Ob dieser
Rat uns blasirten Menschen aus dem Ende des 19. Jahr-
hunderts viel helfen wird, bleibt allerdings vorläufig eine
offene Frage. Jedenfalls unterstützt der Herausgeber seinen
Vorschlag in guter Weise durch die gebotenen Abbildungen
seiner ornamental-botanischen Studien und durch die Aus-
einandersetzungen über den Aufbau und die Bestandteile
der Pflanze, vom Standpunkte des Ornamentikers aus be-

trachtet. Die Motive sind sehr hübsch gegeben., klar und
einfach und mit wohlüberlegter Wahl. Wer Wandtafeln
und Vorlagen für das Elementarzeichnen schaffen will, wird
das Buch vorzüglich benützen können. Auch der Kunst-
handwerker, der Schlosser, der Dekorateur werden manches
der Vorbilder als willkommenes Motiv entnehmen können
und ebenso unsere kunstgewerblichen Zeichner aller Art,
wenn sie nicht über das Naiv-sein-wollen erhaben sind.

F. S.

F. Luthmer, Das Email. Handbuch der Schmelzarbeit.

204 Seiten 8° mit 64 in den Text gedruckten Abbildungen.

Leipzig, E A. Seemann, 1892. Preis M. 3.30, geb. M. 4 —
In der vorliegenden Veröffentlichung beginnen wir die
Fortsetzung und Ergänzung des im Jahre 1888 erschienenen
Handbuches der Edelschmiedekunst. Indem der Verfasser
dem „Gold und Silber" das „Email" angereiht hat, ermög-
licht er die Übersichtlichkeit des Gesamtgebietes, und beide
Werke können sich, so wie sie sind, nur gegenseitig em-
pfehlen. Die klare Anordnung des ersteren findet sich auch
im zweiten; wie jenes im ersten Teil die Technik, im zweiten
die Werke der Goldschmiedekunst der Betrachtung unter-
zogen hat, so wird auch das Email zunächst nach der tech-
nischen und dann nach der geschichtlichen Seite hin be-
handelt. Wir werden in ausführlicher Weise über den Glas-
satz, die Emailfarben, die Unterlage und den Emaillirprozess
selbst unterrichtet und erhalten nebenbei einen Einblick in
die Vorschriften der ältesten Meister, die auch heute noch
von Interesse sind, umsomehr, als sie als Hilfsmittel bei der
Bestimmung geschichtlicher Arbeiten dienen müssen. Im
Vergleich mit der heute üblichen Herstellungsweise, die eben-
falls geschildert wird, erhalten wir dann das richtige Bild
im ganzen. Wir kennen den Direktor der Frankfurter Kunst-
gewerbeschule und des dortigen Kunstgewerbemuseums längst
als einen auf dem Gebiete der Metallkunst und des Ge-
schmeides wohlerfahrenen Mann und es war nicht anders
zu erwarten, als dass die Beschreibung der geschichtlichen
Emailwerke mustergültig ausfallen werde. Ohne unnötige
Weitschweifigkeit lernen wir die Hauptcentren der Emaillir-
kunst und die Künstlerfamilien kennen, die als Träger der-
selben gelten. Dabei wird das beschreibende Werk stets
unterstützt durch die Vorführung gerade passender und gut
gewählter Abbildungen. Außerdem enthält das Werk einen

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