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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 4.1893

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.3942#0100

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KLEINE MITTEILUNGEN.

ausführlichen Nachweis der einschlägigen Litteratur und ein
Künstlerverzeichnis. Wir sind überzeugt, dass das wohl-
gelungene Handbuch künftig auf keinem kunstgewerblichen
Bücherregal fehlen wird. F. S.

MUSEEN.
L. Berlin. Die Neuerwerbungen des Königlichen Kunst-
gewerbemuseums sind auch in diesem Jahre wieder etwas
später, als es sonst zu geschehen pflegte, zu einer reichhal-
tigen Ausstellung im Lichthofe vereinigt. Dieselbe enthält
schätzenswerten Zuwachs aus Ankäufen und Geschenken für
verschiedene Abteilungen der Sammlung, insbesondere an
Holzschnitzereien, Möbeln, Metallarbei-
ten aller Art, keramischen Erzeugnissen,
Stoffen u. a. m. Unter den erstgenann-
ten Gegenständen sind zu erwähnen ein
Teil einer Vertäfelung aus Eichenholz,
Pariser Arbeit von 1720, ein vollendetes
Stück in Zeichnung und Ausführung, ein
verglaster Eckschrank von gutem Aufbau
und eine schöne Thür, beides von Eichen-
holz, Lüttich um 1750, ein Paar mittel-
große Altarleuchter, Anfang 18. Jahr-
hunderfc, eine reiche Füllung von W. G.
Rogers in Paris um 1780. Ein mächtiger
Lehnsessel mit sehr reich geschnitzten,
vergoldeten Holzteilen und einer Beklei-
dung von rotem Sammet mit Goldborten,
Venedig um 1700, zeigt den ganzen Prunk
des Barock und erinnert an Schlüter-
sche Möbel im hiesigen und Charlotten-
burger königlichen Schloss; ein etwas
späterer französischer Lehnstuhl von feiner
Profilirung ist mit einem sehr wirkungs-
vollen Gobelin von Aubusson überzogen,
große Blumen in natürlichen Farben auf
leuchtend gelbem Grunde. Von orienta-
lischen Arbeiten ist ein reich geschnitzter,
vergoldeter Tempeltisch aus Japan und
ein ebenfalls ganz vergoldeter großer
Rahmen aus China, die Kopie eines alten
Originals, von unendlich mühevoller
Arbeit zu nennen. Ein italienisches Holz-
kästchen, um 1500, mit sogenannter Cer-
tosamosaik, gleicht in dieser Verzierungs-
weise der jetzt so vielfach auf den Markt
gebrachten Bombaymosaik. Von Metall-
arbeiten sind beachtenswert schön ge-
arbeitete Schmuckgegenstände einer 1629
verstorbenen Herzogin von Lauenburg, ein
ovaler Anhänger von Email auf Goldin gra-
virter Glasplatte, französische Arbeit um
1600, ein vergoldeter Becher mit Deckel von Träff ler in Augs-
burg, eine vorzüglich gezeichnete, gravirte Kupferschüssel
und Kanne, Venedig, 17. Jahrhundert, zwei Bronzefiguren
aus dem 17. Jahrhundert, weibliche Heilige darstellend,
die französische, vergoldete Bronzefassung einer chinesischen,
krakelirten Porzellanvase des vorigen Jahrhunderts, einige
schöne chinesische Bronzegefäße, tauschirt und vergoldet,
eine ganz durchbrochene japanische Bronzevase; eine Pariser
Standuhr auf Konsol, um 1750, in den bekannten Formen,
von hell lackirtem Holz mit bunten Blumenmustern hat reichen
Bronzebeschlag von guter Arbeit, welcher in der Ciselirklasse
des Museums wiederholt worden ist; eine etwas spätere
Wanduhr kleineren Formats besteht ganz aus vergoldeter

Kanne von Jean III. Penicaud. (Kollek-
tion Spitzer. Aus Luthmer, Email. Leipzig,
E. A. Seemann.)

Bronze. Ein französischer bronzener Kaminbock, um 1800,
von vortrefflicher Arbeit, sowie zwei Bronzereliefs von Clodion,
Meeresgottheiten darstellend, verdienen ebenfalls Erwähnung.
In hohem Grade bemerkenswert sind die im Laufe des
Jahres vom Museum erworbenen und bereits seit längerer
Zeit daselbst aufgestellten modernen Treibarbeiten von Louis
Oscar Roty in Paris, Medaillen, Bildnisse, Plaketten und
ähnliches von sehr schöner Komposition und von höchster
Feinheit und Vollendung der technischen Ausführung.

Auf keramischem Gebiete sind sehr gute Berliner
Porzellane erworben, Stücke aus dem um 1770 für das Neue
Palais bei Potsdam angefertigten reichen Tafelgeschirr, ein
Potpourri in Scharffeuerfarben mitBlumen-
malerei, dessen daneben ausgestellte,
neue Wiederholung das Original nicht
erreicht, ein Fruchtkorb u. a. m., ferner
verschiedene Meißener Porzellane, eine
Sevreskanne mit ovalem Becken von 1774
in feinen Formen und reicher Vergoldung,
einige Weichporzellane von Tournay
und Chelsea, sowie mehrere Stücke chine-
sischen Porzellans. Von Fayencen sind
mehrere italienische Majoliken, sowie
einzelne Stücke aus Nürnberg, Höchst,
Stralsund, Delft, Rouen, Moustiers und
von Wedgwood vertreten. An modernen
Erzeugnissen der Keramik hat das Mu-
seum dreiPorzellanvasen mit Unterglasur-
dekoration von dem zwischen 1830 und
1860 thätig gewesenen Japaner Makuz
erworben, dessen höchst interessante
Sammlung von Arbeiten auf der vor-
jährigen japanischen Ausstellung im
Kunstgewerbemuseum die Aufmerksam-
keit von Kennern fand, ferner ein ja-
panisches, flaches Goldfischbecken mit
darum gruppirten Volksfiguren, eine tech-
nisch sehr gute Vase in chinesischem Rot,
eine Anzahl bemalter und unbemalter
Terrakottafiguren, indische Volkstypen in
guter Charakteristik darstellend, mehrere
Stücke Fayence und Steingut von Green
& Abbot und R. W. Martin in London,
sowie einige Fayencen von Massier in
Golfe-Juan in Südfrankreich mit schil-
lerndem Metalllüster. Ein ganzer Schrank
voll dieser Fayencen ist außerdem noch
aus dem Besitze des Hohenzollern-Kauf-
hauses H. Hirschwald im Lichthofe aus-
gestellt. Die Stoffsammlung ist durch
einige Seidenbrokate des 12. Jahrhunderts,
vermutlich süddeutscher Herkunft, durch
orientalische und italienische Seidenstoffe des 16. Jahrhunderts,
in größerem Umfange aber durch moderne englische Arbeiten
bereichert worden, meist Drucke für Wandbeldeidungen auf
verschiedenen gewebten Stoffen und auf Papiertapeten, eine
Zusammenstellung, welche die im Kunstgewerbeblatt vom
Oktober v. J. enthaltenen Ausführungen über den Geschmack
im englischen Flachmuster noch eingehender zu veranschau-
lichen auf das beste geeignet ist. Auch mehrere ältere, gute
Bucheinbände sind wieder erworben worden. Von Gegen-
ständen, welche nicht in die vorstehenden Kategorieen ge-
hören, verdienen noch mehrere chinesische Arbeiten Erwäh-
nung, eine aus Stein geschnittene Vase des vorigen Jahr-
hunderts, schöne Elfenbeinschnitzereien, sowie reiche Ess-
 
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