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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 4.1893

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Kleine MItteilungen
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Aus Rösslek, Amoretten. (Wien, Sehroll & Co.)

KLEINE MITTEILUNGEN.

BUCHERSCHAU.
Rössler, Rudolf, Amoretten, 30 Tafeln Folio (Wien, Anton
Sehroll & Co.).

x. Als man den Maler Anselm Feuerbacli einst fragte,
warum er denn immer und immer wieder Kinder darstelle,
sagte er: „Mein Gott, kann es denn etwas Schöneres geben!"
Dieses Wort kommt uns in den Sinn, da wir die lange
Reihe zierlicher Abkömmlinge des Gottes Amor zu Gesicht
bekommen, die Rudolf Rößler in Wien, ein Schüler Julius
Berger's, hat unlängst in die.Welt flattern lassen. Es ist
eine gar lustige bunte Gesellschaft, die hier ihr neckisches
Wesen treibt, bald ruhend, bald bewegt, beim Tanz, im
Spiel, musizirend, mit Blumen beschäftigt, kurz das Dasein
in allen Arten genießend und bethätigend. Rößler hat viel
Erfindungsgabe und bei aller Kunst der Charakterisirung
eine überaus elegante Formensprache. Die Federzeichnungen
entsprechen der Technik der Reproduktion durchaus; der
Künstler versteht es vortrefflich, die möglichen Gegensätze
zum Ausdruck und zur Verwertung zu bringen. Seine Er-
findungen sind nicht von jener übertriebenen Keckheit, wie
die Franz Stuck's, sondern seine Putten bewegen sich im
allgemeinen wie echte Kinder der Sonne und des Zephyrs,
neigen und beugen sich, wie in sanftem Spiel des Windes
bewegt, so unbezwungen als möglich. Übrigens erscheinen
außer den Amoretten, die ja wesentlich dienende Geister
sind, auch Nymphen oder mythologische Gestalten höheren
Ranges in dem Werke, die ganz prächtig gezeichnet sind.
Das Werk ist für Zeichner, die Menüs, Diplome u. dergl.
entwerfen, sehr zu empfehlen.

Hörn, S., Neue Holzbrandvorlagen. 12 Tafeln Folio. Berlin,
W. Schultz-Engelhardt. M. 4..
Bei dem großen Bedarf an Holzbrandarbeiten für Dilettan-
ten darf diese Sammlung zur Erlernung der Technik em-
pfohlen werden. Die Zeichnungen sind der Technik durchaus
entsprechend und weisen meistnaturalistische Motive auf, die ja
dem allgemeinen Geschmack entgegenkommen. Amoretten,
Frösche, Gnomen, Wesen der Tierfabel, Renaissancepuppen,
oberbayerische Figuren, Landsknechte, Spielleute, Burgfräu-
lein, Chinesen, Türken und Japaner, Motive aus der Fauna

und Flora, auch Embleme, ziehen in buntem Wechsel,
meist korrekt gezeichnet, an uns vorüber. „Wie so bunt
der Kram gewesen, Musterkarte, gieb's zu lesen!" kann man
dazu mit Goethe sagen. Der Preis ist für die Fülle gewiss
niedrig zu nennen; eine verkleinerte zierliche Probe mag
als Beispiel dienen und für das Ganze sprechen.

Traute Wohnräume. 50 Tafeln Imp.-Fol. in Lichtdruck
in 5 Lief, ä 18 M. Berlin, Ernst Wasmuth.
P. Die Zeiten sind vorüber, in denen man die Stilein-
heit als das allein Seligmachende in der Innendekoration
pries und dem Tapezierer die Ausstattung der Wohnung
überließ. Freilich giebt es heute noch Zeitschriften, die uns
mit derartigen Dekorationsstudien beglücken, aber kein
Mensch glaubt ihnen mehr. Heute lässt jeder Mann von
Bildung seinen eigenen Geschmack walten und richtet sich
seine Wohnung so ein, dass er sich heimisch darin fühlt.
Überblickt man die bisher erschienenen Blätter der „Trauten
Wohnräume", so ist man allerdings erstaunt und erfreut,
wie in Berlin — denn um Berliner Wohnungen handelt
es sich im wesentlichen — der gute Geschmack Fortschritte
gemacht hat. Allerdings ist das wesentlich der Ausfluss
des zunehmenden Wohlstands und Reichtums, die es ermög-
lichen , ungeheure Summen auf die Ausstattung der Wohn-
räume zu verwenden. Alle Zeiten und Länder haben die
kostbarsten und herrlichsten Erzeugnisse ihrer Kunst her-
gebenmüssen, um die Wohnung einesKommerzienrats, Börsen-
oder anderen Raums zu einem „trauten Wohnraum" zu ge-
stalten. Daneben giebt es allerdings auch Wohnräume, die
in ihrer Einfachheit uns mehr anheimeln, als die Prunk-
räume. So ist die Villa von Hans Griesbach ein Meister-
stück einfacher Innendekoration, während das Arbeitszimmer
des Prof. von Kaufmann in seiner glänzenden Ausstattung
mit den kostbarsten Kunstwerken aller Zeiten und Länder
ohne Frage die Krone aller „trauten Wohnräume" sein dürfte.
Der Begriff der trauten Wohnräume ist allerdings etwas weit
gefasst: wir finden außer Wohnräumen auch Ateliers, so das
überaus geschmackvolle der Villa Parlaghy, Hallen in der
Art der englischen Anlagen, Veranden, so die herrliche
Veranda der Villa Oppenheim am Wansee u. a. m. Alles
 
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