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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 4.1893

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Kleine MItteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.3942#0181

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KLEINE MITTEILUNGEN.

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m allem zeigen die Berliner Architekten, wie Hans
Griesbach, Kyllman und Heiden, Joh. Otzen, Ende und
Roehmann, nicht minder wie die bei den Arbeiten beteilig-
ten Kunsthandwerker, dass wir heute völlig auf der Höhe
stehen und dass es eben nur der Anregung und Mittel be-
darf, um das zu leisten, worum wir früher die Pariser und
Engländer zu beneiden pflegten.

VEREINE,
-u- Berlin. In der Sitzung des Vereins für deutsches
Kunstgeiverbe am 26. April sprach Herr Architekt Albert
Sofrnann über Tafelsilber. Er führte aus, wie das Tafel-
süber lange Zeit von Frankreich abhängig gewesen sei und

des Künstlers mit Anlehnung an die Pflanzenwelt. Hier sind
zwei Richtungen zu unterscheiden: entweder man entlehnt
der Natur die Form für das ganze Gefäß, oder man entlehnt
ihr die Formen für den Schmuck. Dabei ist die künst-
lerische Behandlung in den meisten Fällen eine vollendete.
Das englische Silber wirkt meistens nur durch die Schönheit
und Eleganz seiner Linienführung. Die Wirkung ist eine
vornehm zurückhaltende. In Amerika hat sich die Anwen-
dung des Silbers zu einem großen Luxus entfaltet. Der
Amerikaner liebt große Tafelaufsätze mit Rosen und Mai-
blumen geschmückt. Ebenso sind die Leuchter mit Blumen
umgeben. In neuerer Zeit kommt das Tafelsilber auch in
Deutschland mehr und mehr in Gebrauch. Seine Bedeutung

Aus den Holzbrandvorlagen von S. Hörn. (Vgl. S. 1G4.)

erst im 18. Jahrhundert dort Sitten und Gebräuche die Ge-
stalt angenommen hätten, die noch heute auf unser Gesell-
schaftsleben von Einfluss seien. Die Formen waren die des
Louis XVI-Stiles. Unter der Regence kam eine neue Auf-
erstehung für die Kunst der Edelschmiede. Meister wie
Meissonier, Oppenord, Germain, Girardon wurden mit Ent-
würfen für Geräte betraut. Bis Maria Antoinette war die
Silberschmiedekunst im Aufblühen. In der späteren Zeit
hat besonders die Epoche der Restauration das Silber wieder
zu vollen Ehren gebracht. Doch erst mit der Einführung
des Service ä la Russe kommt auch der heute so geschätzte
Blumenschmuck zur Geltung. Die Formen des Silberzeuges
sind entweder abhängig von historischen Kopieen und Mo-
tiven oder sie entspringen der rein persönlichen Phantasie

liegt hier besonders in den großen Prunkstücken, wie sie
als Geschenke oder Erinnerungsgaben von Städten und Kor-
porationen an hohe Personen gestiftet werden, und wodurch
eine Reihe vortrefflicher Ciseleure und Künstler sich geltend
gemacht haben, unter deren Einfluss das deutsche Silber
dem fremden bald gleichkommen wird.

-u- Berlin, über das Studium der Naturformen %ur
Belebung der Formensprache in Architektur und Kleinlmnst
sprach Herr Professor M. Meurer im Verein für deutsches
Kunstgewerbe am 10. Mai. Das Bilden der Kunstformen
besteht einmal in der Weiterentwickelung überkommener
Formen, und sodann in der Neugewinnung von Formen und
der Belebung traditioneller Formen durch Aufnahme neuer
Bilder. Dazu ist das Naturstudium das geeignetste, da die
 
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