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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 4.1893

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Kleine MItteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.3942#0199

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Schmiedeeisernes Oberliohtgitter. Entworfen von A. Lackner.

KLEINE MITTEILUNGEN.

BÜCHERSCHAU.

Das Zimmerniannsbucli von TL Kranth und F. Sales Meyer,
Architekten und Professoren in Karlsruhe. Mit 131 Voll-
tafeln und 339 Abbildungen im Text. 2 Bde. gr. 4.
Leipzig, Verlag von E. A. Seemann.

Bei der gefälligen Form, in der die beiden durch ihre
Fachpublikationen hervorragenden Autoren Th. Krauth und
F. Sal. Meyer technische Stoffe zu bearbeiten verstehen,
nehmen wir mit regem Interesse das neueste Werk derselben
zur Hand, das die Arbeiten des Zimmermanns umfasst. Be-
merkenswert ist es vor allem anderen, wie in diesem Buche
die Konstruktion mit der künstlerischen Form verschmolzen
ist, und können wir nicht genug die Produktivität der beiden
Herren anerkennen, die in so rascher Aufeinanderfolge unsere
technische Litteratur auf eine andere Bahn zu bringen be-
müht sind. Die Einteilung des Werkes ist konform der bei
früheren Publikationen; in einem Bande Text, der reich illu-
strirt ist, werden die gesamten Arbeiten des Zimmermanns
besprochen, in dem zweiten sind lediglich Abbildungen
ganzer Objekte im Zusammenhange mit dem ersteren ge-
boten. Die brillante Methode der Verfasser, alle Detailer-
läuterungen in Parallelperspektive zu bringen, glauben wir
bereits bei Besprechung des Schlosserbuches erwähnt zu
haben; hier wird sie um so wertvoller, da die meisten Zim-
mermannsarbeiten durch diese Darstellungsweise viel klarer
gemacht werden können, als durch noch so viele erläuternde
Worte. Im ersten Abschnitte werden das Material und seine
Eigenschaften besprochen; hervorzuheben ist hier das Kapitel
„Holzarten", welches dieses trockene Thema in anregendem
Texte und originell durch Zeichnungen illustrirt vornimmt.
Bei der Abhandlung über die Festigkeit des Holzes ist das
Hauptgewicht darauf gelegt, dass das Gesagte in der knapp-
sten Form dem einfachen Bauhandwerker eine möglichst

umfassende Vorstellung hierüber geben kann — mit einem
Worte, dass der populäre Charakter des Buches nicht ein-
geschränkt wird, und ist daher nur das Notwendigste ge-
geben. Im 3., 4. und 5. Abschnitte, wo die Bearbeitung des
Holzes und die Holz verbände zur Sprache kommen, begeg-
nen wir gleichfalls wieder der bekannten Klarheit und Gründ-
lichkeit der früheren Publikationen und ist diesen Kapiteln
besondere Sorgfalt und der lebendige Ton des Vortrags ge-
widmet, der sofort erkennen lässt, dass die Verfasser sich
hier in ürrem eigensten Elemente bewegen. Dass dieser Ab-
schnitt etwas Schulmäßiges an sich hat, möchten wir ihm
nicht zum Vorwurf machen, im Gegenteil, hier ist nicht
genug der Theorie der Vorrang zu geben und die gewissen-
hafte Beherrschung dieses Gebietes durch Herrn Krauth, der
als Schulmann und Praktiker weiß, wo hier den Anfänger
der Schuh drückt, tritt überall zu Tage. Alles hier, sowie
im 6. und 7. Abschnitte, der die künstlerische Form und
die dekorativen Beiwerke des Außenbaues bearbeitet, Gebo-
tene ist mustergültig in Bezug auf die methodische Über-
sichtlichkeit des Textes — weitaus übertrifft es aber die
meisten bisherigen Publikationen auf diesem Gebiete durch
die vorzüglichen Illustrationen, die zur eigentlichen Sprache
des Technikers gehören und die hier im engen Konnex mit
den Tafeln gehalten die Erläuterung jedes Details wirksam
unterstützen. Das künstlerische Moment soll mit den kon-
struktiven Anforderungen in Wechselwirkung stehen, in der
schlichtesten Lösung wie der komplizirtesten Anlage finden
wir gleich treffend die gesunde Konstruktion mit einem ge-
fälligen Aussehen in Einklang gebracht. Das gute Prinzip
des Gotikers, den Schein zu vermeiden und als höchstes
Gesetz die Wahrheit aufzustellen, ist in allen Beispielen be-
obachtet und halten wir diesen Vorgang bei einer stilvollen
Holzarchitektur, die sich erfreulicherweise ja immer mehr
Geltung verschafft, auch für den richtigsten. Naturgemäß
 
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