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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 4.1893

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Schlie, Friedrich: Aus den Grossherzoglichen Kunstsammlungen zu Schwerin, [3]: die Sammlung Thormann
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https://doi.org/10.11588/diglit.3942#0198

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182

AUS DEN GROSSHERZOGLICHEN KUNSTSAMMLUNGEN ZU SCHWERIN.

gotische Wandmuster und Fialen im Geschmack des
XIV. und XV. Jahrhunderts darstellen, vermehren
den nicht unerheblichen Schatz des Museums an
alten Kunstscherben aus den Kirchen des Landes.

Weitaus den wertvollsten Bestand des Thor-
mann-Saales aber bilden die Silberarbeiten, unter
denen neben Terrinen, Körben, Leuchtern, Kelchen,
Tellern, Dosen, Löffeln u. s. w. nicht weniger als elf
größere und kleinere Pokale sowie drei seltsame Trink-
gefäße in Form eines Hirsches, Stiers und Pferdes
zu nennen sind. Auf einige dieser Silberarbeiten,
deren verschiedene Herkunft oben bereits angedeutet
ist, werden wir hier noch an besonderer Stelle zurück-
kommen. Heute wollen wir uns mit der Bemerkung
begnügen, dass unter den Pokalen der Hochrenaissance
sich ein schönes Stück von dem Nürnberger Gold-
schmied Hans Zeiher befindet, dass die drei seltsamen
Trinkgefäße in Tierform einst zum Besitz der wohlbe-
kannten alten Lüneburger Salzjunker- oder Patrizier-
familie von Stern gehörten, sowie dass die drei
großen von Wismarschen Goldschmieden hergestellten

Zunftpokale von 1659, 1677 und 1719, unter denen
die beiden ersteren als Buckelpokale in holländischem
Barockgeschmack und der dritte in französischem
Geschmack ausgeführt sind, in gar keinem Punkt
hinter den Arbeiten der Jan Lutma, Willem Kalf
und Jan Paul Gillemans in Amsterdam zurückstehen,
die bekanntlich ebenso geschickte Goldschmiede wie
Zeichner, Kupferstecher und Maler waren.

Dass zu allen diesen kunstgewerblichen Schätzen,
welche die Thormann'sche Sammlung dem Großher-
zoglichen Museum zugeführt hat, auch noch sieben-
undvierzig größtenteils niederländische Gemälde
kommen, unter denen uns die Namen von Jan van
Goyen, Jan Steen, Hendrik Mommers, Roelof de Vries,
Jan Miense und Klaas Molenaer — um nur wenige
zu nennen — mit sehr guten Werken begegnen, soll
hier, wo in erster Reihe von kunstgewerblichen Dingen
zu reden ist, nur beiläufig erwähnt werden.

Schwerin, im Dezember 1892.

FRIEDRICH SOHLTE.

Rokoko-Ornament aus Schloss Bruchsal. (Photographie von P. Bette in Berlin.)
 
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