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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 4.1893

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Frauberger, Tina: Die Beziehungen der Fransen, der Knüpfarbeit und der Posamenterie zu der Spitze und ihren Techniken
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Seemann, Arthur: Ein Adressbuch deutscher Kunstgewerbezeichner
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https://doi.org/10.11588/diglit.3942#0153

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EIN ADRESSBUCH DEUTSCHER KUNSTGEWERBEZEICHNER.

frei von bloßer Nachahmung hält, die allemal einen
Misserfolg bedeutet. Zu Zeiten ist es ein fortgesetztes
Hinüber und Herüber, bald zum Schaden, bald zum
Nutzen des einen und anderen. Hier vereinigt man
sich, dort ergänzt man sich gegenseitig, um gemein-
sam eine Wirkung hervorzubringen, die einem Teil

allein versagt war. Völlig getrennt, so selbständig
sie auch wirken, gehen sie nie, denn eines ist der
Knüpfarbeit, der Posamenterie und der Spitze ge-
meinsam: die Anwendungsart, als Besatz zu dienen,
dessen erstes Vorbild und Hilfsmittel zur Herstellung
die bescheidene, organische Franse war.

EIN ADRESSBUCH
DEUTSCHER KUNSTGEWERBEZEICHNER.

VON ABTÜB SEEMANN.

N den Kreisen der Kunst-
gewerbezeichner waren vor
einiger Zeit Zeichen von
Missstimmung zu vernehmen,
und die Ursachen dieser Ver-
stimmungen haben zu Ver-
einigungen geführt, die dazu
dienen sollten, den Wün-
schen des Standes zu kräftigem Ausdruck zu ver-
helfen und, wenn möglich, seine Lage zu verbessern.
Die Klagen richteten sich vorzugsweise gegen die
Fabrikanten, während diese ihrerseits sieb über die
Künstler zu beschweren hatten. Bei den Ausein-
andersetzungen ist aber zu Tage getreten, dass der
Stand der für das Kunstgewerbe thätigen Künstler
durch Organisationen und rednerische Verhandlun-
gen, durch gemeinsame Aktionen nur verhältnis-
mäßig wenig erreichen kann. Die Ursache liegt in
der Verschiedenheit der künstlerischen Begabung
und der daraus folgenden Verschiedenheit der An-
sprüche.

Es hat sich aber ferner gezeigt, dass sowohl
die Fabrikanten als die Künstler alle Ursache haben
zu klagen: die ersteren darüber, dass es ihnen oft
schwer fällt, die rechten Kräfte, die sie nötig haben,
rasch ausfindig zu machen. Denn nicht alle In-
dustriestätten können sich ständige Künstler halten
und entsprechend besolden; manche haben nur ab
und zu bei besonderen Aufträgen den Zeichner nötig
und selbst für die Anstalten, die ein eigenes Atelier
haben, genügen bei außergewöhnlichen Vorkomm-
nissen die verfügbaren Kräfte nicht immer. Nun
findet der Fabrikant zwar in solchen Fällen in Mit-
gliederlisten und Adressbüchern wohl Nachweise

genug, erfährt aber nur Namen, ohne zugleich er-
sehen zu können, was die Träger der Namen ver-
mögen und in welcher Richtung sie thätig sind.
Das Einfordern von Musterzeichnungen ist dann
eine umständliche, zeitraubende Sache und führt
manchmal gar nicht zum Ziele. Wenn es daher
eine Stelle, einen Sammelpunkt gäbe, der nicht nur
Namen aufführt, sondern zugleich rasche Auskunft
über die Richtung giebt, in der der einzelne Künstler
thätig ist, und wenn darin womöglich eine Probe
der Fähigkeit eines jeden zu finden wäre, so müsste
dies den Verkehr zwischen Fabrikanten und Künst-
lern sehr erleichtern.

Andererseits würde eine solche Stelle dem jungen,
begabten Künstler viel raseber die Wege ebnen, als
wenn er genötigt ist, von einem Hause zum anderen
zu ziehen und sich anzubieten. Oft wird er dann
durch die Not gezwungen, um einen Hungerlohn zu
arbeiten, während andere Fabrikanten, die oft gute
Honorare für einzelne Aufträge zu bieten haben,
vergeblich nach brauchbaren Kräften suchen und
sich an die wenigen berühmten höchstbezahlten
Kräfte halten müssen, die oft in übertriebenem Selbst-
gefühl nicht einmal die Vorschriften und Wünsche
des Bestellers berücksichtigen.

Diese Übelstände, wo nicht zu beseitigen, so
doch sehr zu mildern, erlaubt sich der Unterzeich-
nete einen Vorschlag praktischer Art zu machen,
nämlich den eines illustrirten Adressbuchs deutscher
Musterzeichner. Fast jeder Künstler, der sich mit
Entwerfen von kunstgewerblichen Produkten, von
Mustern etc. befasst, hat einzelne Entwürfe oder
Darstellungen von ausgeführten Arbeiten in seinem
Besitze, die er auf Wunsch mit der Post verschickt
 
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