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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 4.1893

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Kleine MItteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.3942#0200

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KLEINE MITTEILUNGEN.

ist die Ausstattung des Innenbaues teilweise den diesbezüg-
lichen Abschnitten des vorangegangenen Schreinerbuches
entlehnt, da die Einheitlichkeit des Werkes dies verlangte;
nur einige Ergänzungen sind hier vorgenommen worden,
wie beispielsweise die Einreihung mehrerer luxuriöser Holz-
decken aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Hierauf folgt ein
Abschnitt mit kleineren und größeren selbständigen Zimmer-
werken, als Kapellen, Gartenhäuser, Veranden, Verkaufs-
buden etc., der einige pikante Lösungen, die von der Scha-
blone abweichen, bietet; das Schlusskapitel bringt recht
hübsche Beispiele von Ausführungen in Naturholz für Garten-
dekorationen. In der Schule wird diese Publikation zu
einem trefflichen Hilfsmittel für den Lehrenden und Lernen-
den werden, da sie durch anregende, gut gewählte Beispiele
und eine präcise flotte Zeichenmanier den Anfänger zur
Nachahmung herausfordert, ohne ihn durch die Schwierig-
keiten in den. Detailausbildungen abzuschrecken oder zu
verwirren. Die Praxis wird aber noch größeren Vorteil aus
demselben schöpfen und der Gewerbsmann wird freudigst
dieses Nachschlagebuch begrüßen, in dem er einen seltenen
Ideenreichtum der gebotenen Motive mit dem konstruktiv
begründeten Maßhalten in den Dekorationsmitteln des Holzes
vereinigt findet. Den ganzen für den Zimmermann unbrauch-
baren Formenkram der schweren Steinarchitektur wird er
gerne vermissen, da die natürlichen der Eigenart des Holzes
entsprechenden Techniken früherer Zeiten hier mit Geschick
wieder zu Ehren gebracht erscheinen.

A. BRAUSEWETTER.

P. Heraldik. Der Mangel an gut gezeichneten, kolo-
rirten und praktisch verwendbaren Wappen wird von den
Künstlern und Kunsthandwerkern seit langem als ein
dringendes Bedürfnis empfunden. Auf keinem Gebiet herrscht
mehr Unklarheit und Unsicherheit, als auf dem der
Heraldik, und doch greift kaum ein zweites Gebiet der
künstlerischen Dekoration so in alle Gebiete der Kunst, wie
die Wappen. Dem kommt nun eine „Tafel der deutschen
Reichs- und Staatswappen", gezeichnet von Prof. Ad. M. Hilde-
brandt und in mustergültigen Farbendrucken in der Anstalt
von C. A. Starke, Görlitz, entgegen. Hier sind außer den Wappen
die Flaggen und die Landesfarben gegeben. Als Wappen
dienen die großen Staatswappen mit Schildhaltern, Krone und
Mantel. Die Anordnung der Wappen ist sehr geschickt und
übersichtlich, so dass man sich leicht zurecht findet. In
einem beigegebenen Textheft findet man außer der Beschrei-
bung der Wappen kurze Nachrichten über die Entstehung,
Annahme etc. Von besonderem Wert dürften die Angaben
über das Wappen des deutschen Reiches sein und seinen
Unterschied von dem Wappen des Kaisers. So dürfte diese
Tafel zunächst für alle diejenigen eine mustergültige Vor-
lage bieten, die der Wappen bedürfen: Maler, Architekten,
Musterzeichner, Dekorateure, Stickereigeschäfte, Graveure,
Bildhauer etc. Der Hauptwert liegt aber darin, dass man
die Tafel in Atelier und Werkstatt stets vor Augen hat, und
so dient sie auch als vornehmer Zimmerschmuck. Der Preis
der im Verlag von Peter Mobbing in Leipzig erschienenen
Tafel beträgt 5 Mark. — Als alten Freund und treuen Be-
gleiter auf dem schwierigen Gebiete der Heraldik begrüßen
wir in neuer glänzender Ausstattung zum sechstenmal Fried-
rieh Wamecke's Heraldisches Handbuch. Die neue Aus-
stattung hat ihm Heinrich Keller in Frankfurt a/M. mit auf
den Weg gegeben, in dessen Verlag das Werk übergegangen
ist. Ein Werk, das sechs Auflagen erlebt, lobt sich selbst;
über die mannigfachen Veränderungen, die das Buch er-

fahren hat, giebt das Vorwort Auskunft: dieselben beziehen
sich namentlich auf die Gestaltung der Reichsadler und der
Kaiser- und Kaiserinkrone. Die von dem Kaiser als Kaiser
und vom König als König geführten Helme und Kleinode
sind hier zum erstenmal nach Zeichnungen von E. Döpler
d. j. gegeben: sie dürften für alle diejenigen von Wert sein,
die mit Aufträgen vom Hof und sonstigen amtlichen Stellen
betraut werden. Außerdem finden wir das den Reichslanden
(Elsass-Lothringen) durch kaiserl. Erlass vom 5. Februar
1892 verliehene Wappen, das nunmehr als das allein rich-
tige Symbol der Reichslande zu gelten hat. So finden wir
in dem trefflichen Buche manches Neue und können es allen
Freunden der edlen Wappenkunst, Historikern, Künstlern
und Kunsthandwerkern warm empfehlen. Der Preis beträgt
M. 10.

Die Retrospektive Abteilung der Allgemeinen
Landes - und Jubiläumsausstellung zu Prag 1891

hat mit einem großartigen Prachtwerk ihren Abschluss gefun-
den. Die Ausstellung, zu deren Beschickung sich Kirchen und
Klöster, Städte und Korporationen, Adel und Bürgerschaft ver-
einigt, bot eine unerhörte Fülle der kostbarsten Erzeugnisse
deutscherundböhmischer Kunstwerke vergangenerZeiten. Vom
frühen Mittelalter bis zur ausklingenden Kunst im 18. Jahrhun-
dert, dem die kostbaren Erzeugnisse böhmischer Glasindustrie
angehören, reihen die Werke der Edelschmiedekunst, kirchlich
und weltlich, Elfenbeinschnitzerei, Stickerei, Buchbinder-
kunst, Keramik, Waffen aller Art sich auf den 100 Tafeln
aneinander. Vielfach haben wir es mit ganz besonders
hervorragenden und eigenartigen Werken zu thun, so dem
gestickten Altar mit dem Wappen der Hassenstein von 1572,
dem herrlichen tauschirten Sattel aus dem Besitz der Schwar-
zenberg, dem köstlichen Reliquiar aus dem Kloster Brennerowo
1406 mit Reliefs in Perlmutter, von denen Details erwünscht
gewesen wären. Als interessant mag hervorgehoben werden
das schöne Alabasterrelief mit den Porträts von Kaiser Max
und Karl V. von 1530, würdig, den Meisterwerken eines
Hans Dauscher angereiht zu werden. Vortrefflich sind die
Bucheinbände vertreten, deren reich verzierte Schnitte auf
besonderen Tafeln beigegeben sind. Unter den keramischen
Arbeiten ragt eine deutsche, bunt emaillirte Thonflasche
hervor, datirt 1543, die zu jener Gruppe gehört, die man
früher oft als Fälschungen anzusprechen pflegte. Von ganz
hervorragender Bedeutung sind die Miniaturmalereien in
einer Anzahl kirchlicher Bücher, die zu dem Großartigsten
gehören, was auf diesem Gebiet bekannt ist. Namentlich
die ornamentalen Umrahmungen bieten eine Fülle von vor-
bildlichem Material für unsere Adressenmaler. DieDatirungdes
Concionale von Laun 1563 dürfte wohl ein Druckfehler sein,
sicher ist es 100 Jahre älter, also 1463. Mit Recht haben die
Herausgeber von diesen kostbaren Miniaturen eine größere An-
zahl gegeben. Unter den Kirchengeräten —■ wir übergehen den
Schatz von St. Veit, da er hinlänglich bekannt ist — mag
die köstliche Monstranz von Malesitx, genannt werden, deren
geschnittener Lederbehälter zugleich ein mustergültiges Vor-
bild für unsere Monstranzbehälter abgeben dürfte. Neben
dem oben erwähnten gestickten Altar von 1572 (Fürst Lob-
kowitz), dessen ornamentale Partieen — mit Ausnahme der
Verkündigungsscene — die figürlichen wesentlich übertreffen,
mögen einige Mitren hervorgehoben werden, darunter eine
aus dem 13. Jahrhundert. Auch die Waffen zeigen hervor-
ragende Prachtstücke, namentlich die eingelegten Jagdflinten
aus dem Besitz der Auersperg. Ein ganz besonderes Ver-
dienst haben sich aber die Herausgeber erworben durch die
 
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