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DIE EXPOSITION DES AKTS DE LA FEMME IN PARIS.
zu verbinden und zu tragen. Maria, die Himmels-
königin, über der Erde thronend, die Lilien, der Erde
entsprossen, Sinnbilder der Reinheit zum Himmel
strebend, die Rose, das Sinnbild der Liebe sich nieder
neigend, zwischen Himmel und Erde vermittelnd.
Der Entwurf, ^-^r—
ebenso die Stickerei
weichen von der
Tradition der kirch-
lichen Stickerei ab,
und das ganze ge-
waltige Stück ist
als ein Versuch zum
Betreten einer frei-
eren Bahn, was man
auch sonst einwen-
den mag, froh zu
begrüßen. Die tech-
nische Ausführung
ist wie alles aus
der Wiener Schule
Hervorgegangene
tadellos und macht
derSchulealleEhre.
Das Ornamentale,
Rosen, Lilien, die
Umrahmungen der
Figuren wie auch
das M und die
Krone sind in Gold-
nnd Silberfäden ge-
stickt. Ranken, Ro-
senzweige, Stengel
und Blätter der Lil i e
und die M in den
feinen Stoffteilen
zur Rechten und
Linken der Kapuze
sind in Gold gelegt
und gestochen. Die
Lilien sind mit
Silberfäden ausge-
führt und alles
Metallische ist vor-
züglich durch
Untersticken, sowie
durch Unterlegen von überaus fein und korrekt
geschnittenem und modellirtem Karton und Kork
zur Geltung gebracht. Das Figurale, in feiner Seide
gestickt, wirkt vorzüglich, und wenn etwas einzu-
wenden ist, so könnte es nur die Fleischtöne treffen,
Fig. 7. Vase mit Metallreflex, ausgeführt von Clement Massier in Golfe-Juan bei Cannes
die etwas gelblich sind, wodurch der Ausdruck der
Köpfe, der sonst wohlgelungen ist, verliert. Die
Stichlage bei der Ausführung der Köpfe ist im
Gegensatz zu den Figurenstickereien der romanischen
und gotischen Epoche wie den Stickereien der Klöster
von heute, hori-
zontal, was dem
Gesicht eine leichte
Neigung zur Fülle
giebt. Die Stichart
selbst ist eine freie,
willkürliche und
richtet sich auf das
gleichmäßige Be-
decken der Fläche
unterBerücksichti-
gung der Schatten.
Bei dem Stickender
Haare ist der Lauf
derselben, bei den
Gewandteilen der
Fluss der Falten
und die Lage des
Stoffes verfolgt
woi-den. Die Me-
thode ist kunst-
voller und schwie-
riger als die Aus-
führung in dem all-
gemein bekannten
sogenannten Fign-
renstich (zahnartig
in einander grei-
fende Stiche, die,
gleichviel, ob es
Gesicht und Hände
oder das Gewand
betrifft, senkrecht
laufen).
In 20 Tafeln
mit 74 Stück hat
der Wiener Frauen-
erwerbverein die
Arbeitsleistungen
von zwanzig Schü-
lerinnen mit 2, 3,
4—5jähriger Lehrzeit ausgestellt. Auf diesem ver-
hältnismäßig kleinen Raum sind die Handarbeitstech-
niken der ganzen Welt mit all den Variationen, die ihnen
Europa mit seinen Anschauungen, seinen Bedürfnissen
und seinem Geschmack einst gab und giebt, vertreten.
DIE EXPOSITION DES AKTS DE LA FEMME IN PARIS.
zu verbinden und zu tragen. Maria, die Himmels-
königin, über der Erde thronend, die Lilien, der Erde
entsprossen, Sinnbilder der Reinheit zum Himmel
strebend, die Rose, das Sinnbild der Liebe sich nieder
neigend, zwischen Himmel und Erde vermittelnd.
Der Entwurf, ^-^r—
ebenso die Stickerei
weichen von der
Tradition der kirch-
lichen Stickerei ab,
und das ganze ge-
waltige Stück ist
als ein Versuch zum
Betreten einer frei-
eren Bahn, was man
auch sonst einwen-
den mag, froh zu
begrüßen. Die tech-
nische Ausführung
ist wie alles aus
der Wiener Schule
Hervorgegangene
tadellos und macht
derSchulealleEhre.
Das Ornamentale,
Rosen, Lilien, die
Umrahmungen der
Figuren wie auch
das M und die
Krone sind in Gold-
nnd Silberfäden ge-
stickt. Ranken, Ro-
senzweige, Stengel
und Blätter der Lil i e
und die M in den
feinen Stoffteilen
zur Rechten und
Linken der Kapuze
sind in Gold gelegt
und gestochen. Die
Lilien sind mit
Silberfäden ausge-
führt und alles
Metallische ist vor-
züglich durch
Untersticken, sowie
durch Unterlegen von überaus fein und korrekt
geschnittenem und modellirtem Karton und Kork
zur Geltung gebracht. Das Figurale, in feiner Seide
gestickt, wirkt vorzüglich, und wenn etwas einzu-
wenden ist, so könnte es nur die Fleischtöne treffen,
Fig. 7. Vase mit Metallreflex, ausgeführt von Clement Massier in Golfe-Juan bei Cannes
die etwas gelblich sind, wodurch der Ausdruck der
Köpfe, der sonst wohlgelungen ist, verliert. Die
Stichlage bei der Ausführung der Köpfe ist im
Gegensatz zu den Figurenstickereien der romanischen
und gotischen Epoche wie den Stickereien der Klöster
von heute, hori-
zontal, was dem
Gesicht eine leichte
Neigung zur Fülle
giebt. Die Stichart
selbst ist eine freie,
willkürliche und
richtet sich auf das
gleichmäßige Be-
decken der Fläche
unterBerücksichti-
gung der Schatten.
Bei dem Stickender
Haare ist der Lauf
derselben, bei den
Gewandteilen der
Fluss der Falten
und die Lage des
Stoffes verfolgt
woi-den. Die Me-
thode ist kunst-
voller und schwie-
riger als die Aus-
führung in dem all-
gemein bekannten
sogenannten Fign-
renstich (zahnartig
in einander grei-
fende Stiche, die,
gleichviel, ob es
Gesicht und Hände
oder das Gewand
betrifft, senkrecht
laufen).
In 20 Tafeln
mit 74 Stück hat
der Wiener Frauen-
erwerbverein die
Arbeitsleistungen
von zwanzig Schü-
lerinnen mit 2, 3,
4—5jähriger Lehrzeit ausgestellt. Auf diesem ver-
hältnismäßig kleinen Raum sind die Handarbeitstech-
niken der ganzen Welt mit all den Variationen, die ihnen
Europa mit seinen Anschauungen, seinen Bedürfnissen
und seinem Geschmack einst gab und giebt, vertreten.