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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 4.1893

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Frauberger, Heinrich: Die Exposition des Arts de la femme in Paris
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https://doi.org/10.11588/diglit.3942#0059

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DIE EXPOSITION DES AKTS DE LA. FEMME IN PARIS.

Die Geschickte des weiblichen Kostüms wurde
durch geordnete Kollektionen von Photographien,
Stichen, Farbendrucken dargestellt, das eine Mal von
der Antiken bis zur Neuzeit, das andere Mal sehr
reich belegt das Kostüm des letzten Jahrhunderts,
wozu die Modebücher und Journale den Hauptteil
abgeben. Auch wurden durch Kopien alter Gemälde,
Porträts berühmter Frauen der Kostüme wegen zu-
sammengestellt. Von Originalkostümen und Teilen
davon war sehr wenig vorhanden, obwohl sich bei
den Pariser Künstlern noch sehr viel finden muss.
Für die Rokokoperiode waren die Stickmuster der
Bibliothek der Union des Arts decoratifs eine reiche
Fundgrube.

Von den Objekten zum Gebrauclie der Frau ent-
hielt die Klasse Ornamente der Frau eine große
Mannigfaltigkeit an Fächern, Uhren, Anhängern,
Schmuck aller Art, die Klasse Instrumente der Toi-
lette und der Arbeit der Frau, eine großartige Samm-
lung von Schnallen, Schließen, Nadeln, Spitzen, Stick-
muster, Passementerien, Spiegeln u. s. w. bis zu den
Proben von geätzten harnischartigen Metallkorsetts
und zierlichen Porzellangefäßen mit koketten Male-
reien aus der Sevresfabrik. Spärlich war die Klasse
der Möbel der Frau vertreten, ein paar Musikinstru-
mente, einige alte Stickrahmen, eine reiche Kollek-
tion der großen Schiffchen für die Frivolitätentech-
nik. Sehr wenig Gegenstände wurden aus der Klasse
der Kunstgegenstände, welche im Besitz berühmter
Damen waren, beigebracht.

Auch die Gruppe, welche die älteren kunst-
gewerblichen Gegenstände von Frauenhand vorführten,
war nicht übermäßig reich beschickt worden und
überdies nicht im Zusammenhang aufgestellt und
systematisch vorgeführt.

Übrigens verrät es Ungenügsamkeit, wenn man
mit den vielen prächtigen Vorbildern aus der Ver-
gangenheit, die hier zusammengebracht sind, nicht
zufrieden ist. Hunderte von Rokokofächern, hun-
derte von chinesischen Gewandschließen sind vor-
handen, eine Fülle von Ideen genialer Künstler
und Kunsthandwerker der Vergangenheit bietet
diese Abteilung und doch hat man an diesem über-
reichen Studienmateriale nicht die rechte Freude,
weil die Sammler ihre Objekte in eigenen Schränken
beisammen haben, nicht die gleichartigen Gegenstände
zusammengestellt und historisch geordnet, sondern
die Gegenstände nach den Besitzern geordnet sind.

Ist auch nur verhältnismäßig wenig von künst-
lerischen Arbeiten der Frau, dagegen sehr viel von
kunstgewerblichen Erzeugnissen für die Frau vor-
handen, so hat die Union centrale des Arts decoratifs
durch das auf der Ausstellung Vorgeführte doch eine
unerschöpfliche Quelle von Anregungen geboten, und
Künstler und Publikum scheinen nach dem überaus
starken Besuche, den die Exposition des Arts de la
femme seit Beginn der kühleren Zeit hat, bemüht,
aus dem Gebotenen die praktischen Lehren für die
Modeschöpfungen der nächsten Zukunft zu extra-
hiren.

Fig. 10. Schale in trauslucidem Zellenschmelz,
entworfen und ausgeführt von Fernand Thesmar in Paris.
 
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