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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 4.1893

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.3942#0069

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56

KLEINE MITTEILUNGEN.

AUS WERKSTATTEN.
St. DieMitteilung über die vom deutschen Kaiser bei Kjers-
tina Hauglum in Fresvik bestellten 12 gewebten Teppiche er-
innert an eine bemerkenswerte Erscheinung auf dem Gebiete
der Textilkunst Skandinaviens. In Schweden, wie in Nor-
wegen, und bis vor einer Reibe von Jahren auch noch in
Nordschleswig werden seit alter Zeit Arbeiten im Wege des
Hausfleißes gefertigt, bei deren Mustern die Knüpftechnik
zur Anwendung gelangt. Es ergiebt sich die merkwürdige
Thatsache, dass eine Technik, die geradezu als ein ureigen-
tümliches Kind des Orients erscheint, auch im Norden von
Europa Wurzel geschlagen hat, während Spuren derselben
in Mitteleuropa nicht aufzufinden sind und mithin das
Bindeglied fehlt, welches die Übertragung dieser orientalischen
Technik nach dem Norden erklären könnte. Die sich in
linearen Formen bewegenden Muster dieser Arbeiten sind,
soweit sie aus Norwegen stammen, in den sonst glatten
Grund, der wahrscheinlich in Wirkerei hergestellt ist, ein-
geknüpft. Ältere Arbeiten als aus dem 17. Jahrhundert sind
bisher nicht aufgefunden worden, dürften aber wohl vor-
handen gewesen sein. Alois Riegl vermutet in seinem jüngst
erschienenen Werk über altorientalische Teppiche, dass die
nordische Knüpftechnik zu jenen Kunstübungen gehöre,
welche die Normannen aus ihrer Berührung mit der deutschen,
französischen und angelsächsischen Kultur im 9.—11. Jahr-
hundert gewonnen hätten, von welch letzterer sie wiederum
als Erbe von der späteren Antike übernommen und im
Hausfleiß längere Zeit geübt worden sei, bis ihr Erlöschen
mit dem primitiven System des Hausfleißes, gegenüber dem
Fortschreiten des industriellen Betriebes, stattgefunden habe.
Er nimmt mithin eine Verbreitung der Knüpftechnik während
des Mittelalters auch in Mitteleuropa an, um das Vorkommen
der Technik in den nordischen Ländern, wo sie sich infolge

der dort herrschenden urwüchsigeren Verhältnisse noch bis
auf den heutigen Tag erhalten hat, zu erklären. Es hat
diese Erklärung Vieles für sich, da nicht gut anzunehmen
ist, dass die Knüpferei auf autochthonem Wege im Norden
entstand. Was die Knüpfteppicharbeiten Schwedens anbe-
trifft, so zerfallen dieselben in zwei Arten, von welchen die
eine mit der orientalischen Technik ziemlich genau überein-
stimmt, die zweite hingegen nur geringe Verwandtschaft
besitzt und fast völlig selbständig dasteht, denn jeder Woll-
büschel wird nur einfach um den Kettfaden herumgelegt
und durch einen straff angelegten Schuss festgehalten.
Schöne Muster beider Techniken findet man in dem verdienst-
vollen Werk: Die Smyrna-Arbeit. Von Frieda Lipperheide
und Klara Marggraff. Der Verein Handarbetets-Vänner in
Schweden hat unter Vorführung der alten Vorbilder versucht,
der Knüpftechnik im bäuerlichen Hausfleiße wieder größere
Verbreitung zu verschaffen. (Tägl. Rdsch.)

TECHNISCHES.

Verxinlcen von Kupfer und Messing ohne Batterie. Man
bringt fein granulirtes Zink, welches man erhält, wenn man
das in Fluss gebrachte Metall in einen zuvor stark erwärmten
eisernen Mörser ausgießt und die flüssige Metallmasse schnell
mit der eisernen Reibkeule bis zum Erstarren tüchtig durch
einander reibt, oder das sogenannte Zinkgrau — Zink in
Staubform — in eine Porzellanschale oder in irgend ein
anderes nichtmetallisches Gefäß. Man übergießt das Zink
alsdann mit einer gesättigten Salmiaklösung und erhitzt
dann zum Kochen, worauf man die zu verzinkenden zuvor
mit etwas verdünnter Salzsäure vorgebeizten Gegenstände
hineinwirft. Die Gegenstände überziehen sich bei fort-
gesetztem Kochen in kurzer Zeit mit einer spiegelblanken
Zinkschichte.

Wandarm von Paul Marcus in Berlin.

Herausgeber: Arthur Pabst in Köln.— Für die Redaktion verantwortlich: Artur Seemann in Leipzig.

Druck von August Pries in Leipzig.
 
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