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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 4.1893

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Frauberger, Tina: Über die Herstellungsart der koptischen Kopfbedeckungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.3942#0071

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ÜBER DIE HERSTELLUNGSART DER KOPTISCHEN KOPPBEDECKUNGEN.

Kongoneger ihr Dasein in dem Weltteil behauptet,
in welchem vor Jahrtausenden ein hochentwickeltes
Volk dieselbe Technik in vollendeter Weise ausübte,
wie aus den Abbildungen ersichtlich ist.

Dass die Chinesen ebenfalls mit der Arbeit ver-
traut sind, beweist ein mit Seide ausgeführtes Tuch,
das sich in einem Schrank im chinesischen Pavillon
der Pariser Weltausstellung 1889 befand.

zwei horizontal aus der Wand ragende Eisenstäbe
(Abb. 2 a; der Darstellung der Technik wegen
konnten sie nicht perspektivisch gezeichnet werden)
deren Entfernung von einander sich nach der Größe
der Hängematte richtet, die darauf gearbeitet werden
soll. In die Stäbe wird ein nach Art der Fischer-
netze gearbeiteter Streifen (Filet) eingeschoben
(Abb. 2 b), dessen Schlingen den ersten Halt für das

Abb. 2.

In der Abteilung des Kriegsministeriums der-
selben Ausstellung lag in einer Vitrine ein dem
Marechal Valee zu eigen gewesenes Bandeau, das
in Goldfaden und weißer Seide dieselbe Technik
zeigte, welche die koptischen
Mützen haben.

In der Nähe von Paris
nahm die Firma Lemaire Fils
et Dumont schon bei ihrer
Gründung im Jahre 1839 die
Arbeitsart auf Grund eines
ethnographischen Gegenstan-
des auf, und benutzt das
elastische Netzwerk zur Her-
stellang von Hamaks (Hänge-
matten), für welche es sich,
weil es knotenlos ist, vorzüg-
lich eignet.

Auch in Wien ist die
Arbeit bekannt und wird dort
für denselben Gegenstand ver-
wendet. In der Vorstadt Hernais werden im Auf-
trage eines Seilerwarengeschäftes Frauen und Kinder
mit der Herstellung solcher Hängematten beschäftigt.

Die Arbeit vollzieht sich dort in folgender
Weise:

Auf eine 20—28 cm lange eiserne Nadel, Filet-
nadel genannt, deren Enden gespalten sind (Abb. 1),
wird der Arbeitsfaden gewickelt. Als Rahmen dienen

Abb. 3

zu flechtende Netzwerk geben und die Größe der
einzelnen Maschen bestimmen. . Je feiner dieser
Streifen genetzt ist, desto feiner und dichter wird
auch die Arbeit; nun wird der auf der Nadel
befindliche Faden (Abb. 2 c)
links geknüpft, und man be-
ginnt, ihn mit Hilfe der
Filetnadel in und um jede
Masche des eingehängten
Streifens, von oben nach
unten führend, zu ziehen, bis
man an die Stange rechts
gelangt ist. Dann führt man
den Faden unterhalb der-
selben her und darüber nach
der linken Seite zurück,
schlüpft unterhalb der linken
Stange her und arbeitet
wieder von links nach rechts
genau wie bei der ersten
Reihe von oben nach unten
Masche aufnehmend. Der von
frei herübergeführte und lose
gespannte Faden wird während des Einziehens in
die Maschen der ersten Reihe nur über wickelt und
kommt erst als Masche, in welche eingezogen werden
soll, bei der dritten Reihe in Betracht.

Ist die Hängematte vollendet, so wird, um den
geknoteten Streifen entfernen und wieder benutzen

stechend und jede
rechts nach links
 
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