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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 4.1893

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Frauberger, Tina: Über die Herstellungsart der koptischen Kopfbedeckungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.3942#0074

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ÜBER DIE HERSTELLUNGSART DER KOPTISCHEN KOPFBEDECKUNGEN.

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genäht ist. Von der Mitte aus, bis zu 24 cm Höhe,
führt dasselbe Ornament hinauf und trägt sozusagen
die zwei bunten Bandstreifen, die von rechts und
links aufsteigen und ein spitzes Dreieck bilden. Die
Rückseite der Mütze ist in der Form des Ornaments
wie die Vorderseite geziert, nur fehlen die gelb-
weißen und grünen Punkte. Die Höhe der Kopf-
bedeckung ist 30 cm, die Weite des unteren aus-
gedehnten Randes 24 cm, die Breite dös oberen
zusammengezogenen Abschlusses 10 cm.

Eine andere Mütze, die in schwarzblauer Wolle
ausgeführt ist, hat eine ähnliche Dreieckverzierung,
wie sie in Abb. 4 zu ersehen ist. Statt eines Band-
ornamentes um die Stirn befindet sich rechts und-
links, gerade aufsteigend ein 2 cm breiter, roter
Streifen neben der gleichen zierlichen Rautenver-
zierung, welche das Dreieck trägt. Die Höhe der
Mütze beträgt nur 111'2 cm. Die obere und untere
Breite ist 22 cm.

Eine dritte Mütze besteht aus feiner hellroter
Wolle. Die Zickzackmusterung in sechs horizontal
laufenden Streifen ist nur durch Wechsel in der
Fadenführung hervorgebracht. Da die oben einge-
zogene Schnur nicht mehr erhalten ist, hat die
Mütz'e die verjüngte Form verloren. Die Kopfbe-
deckung misst im Geviert 24 cm.

Die vierte Mütze, Abb. 5, ist hinsichtlich des
Arbeitsmateriales gröber als die drei anderen.
Der gelbliche Faden hält in seinem Aussehen die
Mitte zwischen einem gedrehten Leinen- und Baum-
wollefaden. Er ist nicht glänzend und zähe genug

um für Leinen, zu glänzend um für Baumwolle ge-
halten zu werden. Am verwandtesten ist er dem
Gespinst aus Ramie. Die Musterung in über Eck
gestellten Quadraten, die durch Lücken getrennt und
durch Stäbchen verbunden sind, hat Ähnlichkeit mit
einem Muster, wie es bei groben geklöppelten Spitzen
aus dem Erzgebirge öfter vorkommt. An die Stirn-
seite ist ein schmales rotes Börtchen genäht; durch
die obere Mitte und die unteren Maschen der Rück-
seite laufen Schnüre.

Abb. 6 besteht aus feiner violetter Wolle. Gelbe
Fäden bilden das versetzte Zickzackmuster, in wel-
ches auf der Vorderseite weißlich gelbe Tupfen nach
Art des Knopflochstiches eingeschlungen sind. Das
Eigentümliche der Mütze liegt in der Form. Um
dieselbe herbeizuführen wurde der Arbeitsfaden un-
gefähr zehnmal durch dieselbe Masche geführt. Das
Netzwerk verdickte und vergröberte sich dadurch,
aber es wurde zugleich enger und schmaler. Die
Seiten sind wie bei den anderen Mützen zusammen-
genäht und auch das Börtchen und die Schnur der
Rückseite fehlen nicht. In die Spitze der Mütze sind
fünf gelbe, dicke Schnurschlingen und in diese
eine mit gelber und roter Wolle zopfartig gefloch-
tene Schnur eingezogen. Durch die spitze Form
gleicht die Mütze den altjüdischen Kopfbedeckun-
gen. Höhe 27 cm. Untere Breite 16 cm.

Dieses merkwürdige Stück ist im Besitz des
Herrn Dr. Franz Bock, welcher die ^'meisten kopti-
schen Stoffe, die in Akhmfm ausgegraben worden
sind, nach Europa gebracht hat.
 
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