Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 4.1893

DOI Artikel:
Kleine Mitteilungen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3942#0114

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
KLEINE MITTEILUNGEN.

AUSSTELLUNGEN.

Berlin. Der Arbeitsausschuss für die Gewerbeausstellung
1896 teilt mit, dass infolge des erlassenen Aufrufs bis jetzt
fast 2000 Anmeldungen erfolgt sind, annähernd so viel, wie
die Berliner Gewerbeausstellung 1879 Teilnehmer hatte.

London. Weltausstellung 1895. In der zweiten Hälfte
des Dezembers hat in London eine von mehreren Abgeord-
neten einberufene Beratung stattgefunden, in welcher schließ-
lich ein Antrag zu Gunsten einer Weltausstellung in London
angenommen wurde. Ein Ausschuss ist damit betraut worden,
die Unterstützung der Regierung, der Handelskammern, der
Vertreter des Handels und der Industrie zu gewinnen.

(Industr. Rundsch.)
Paris. Über die Wahl des Atisstellungsplatzes für 1900
wird bereits beraten. 6 Plätze sind in Vorschlag gebracht; in
Paris das Marsfeld; außerhalb: Vincennes, Courbevoie, Saint-
Cloud, Bagatelle (im Boulogner Gehölz bei Neuilly) und der
Rennplatz von Auteuil. Das Champ de Mars hat wenig An-
hänger, und die Wahrscheinlichkeit ist dafür, dass die Wahl
auf Auteuil fallen wird, weil sich für diesen Punkt am
leichtesten die erforderlichen Transportmittel beschaffen
lassen dürften.

Weltausstellung Chicago. Die deutsche Abteilung in der
großen „Industriehalle" der Weltausstellung von Chicago
wird als Haupteingang eine Gruppe von drei großen schmiede-
eisernen Thoren enthalten, welche durch die Frankfurter
Firma Gebrüder Armbrüster ausgeführt worden sind. Vor
seiner Absendung wurde dieses Werk, wohl die größte Lei-
stung moderner Kunstschmiedearbeit, vom 26. bis 30. Januar
in Frankfurt öffentlich ausgestellt. Das bedeutende Aufsehen,
welche dasselbe schon bei dieser Gelegenheit hervorrief und
welches sich voraussichtlich an seinem endgültigen Bestim-
mungsorte entsprechend steigern wird, lassen es berechtigt
erscheinen, demselben hier eine kurze Erwähnung zu widmen.
Zunächst die Maße, welche schon an sich ein Bild von der
erstaunlichen, in Zeit von drei Monaten bewältigten Arbeits-
leistung geben: das mittlere Thor hatte 6 m Breite und 11 m
Höhe; die beiden seitlichen Thore, in ihrer Zeichnung ver-
schieden und nur in der Hauptsilhouette übereinstimmend,
maßen 4 m in der Breite bei 8 m Höhe. Sämtliche Thore
waren zweiseitig gearbeitet, d. h. die Ornamente, Profili-
rungen etc. wiederholten sich an der Außen- und Innenseite.
Der gewählte Stil war derjenige eines späten Barocko, am
meisten wohl den vielbewunderten Thoren und Gittern der
Würzburger Residenz verwandt. Da die Thore sich in ein
fortlaufendes Gitter frei ohne Steinpfeiler einfügten, so hatten
sie seitliche feststehende Pilaster erhalten, welche sich mit
strebepfeilerartigen Ornamenten an die Gitter anschlössen;
die äußeren Pfeiler dieser Pilaster endigten in frei gearbei-
tete Kapitale, von welchen ein geschweifter, stark profilirter
Kämpfer ausging. Über diesem erhob sich ein reich orna-
mentirter Aufsatz. Während das Füllungsornament der Pi-
laster durch ein enger gezeichnetes, überaus reiches Orna-
ment die Standfestigkeit markirte, waren die Thorflügel selbst
aus vertikalen Stäben gebildet, die sich nur nach oben zu
reicherem Maschenwerk verschlangen und mit Zweigen bezw.
Guirlanden belegt waren. Den nach oben geschweift ab-
schließenden Sockel der Flügel bildete wieder besonders

reiches Gitterwerk, welches beim Hauptthor mit meisterhaft
geschmiedeten Fruchtguirlanden behängt war. Der Charakter
der ganzen Arbeit war der einer unbeschreiblichen Frische.
Wir entsinnen uns kaum, bei einer modernen Schmiedearbeit
in ähnlicher Weise überall den Reiz empfunden zu haben,
den diese Technik mit keiner anderen teilt: die sichere Voll-
endung jeder Form, die in der kurzen Zeit, innerhalb wel-
cher das Werkstück glüht, fertig gemacht sein muss: jene
formsichere Improvisation, die kein Nacharbeiten, keine spä-
tere Korrektur zulässt. Wir glauben mit Sicherheit sagen
zu können, dass kein Stück der zahllosen Ornamente einen
Feilenstrich erfahren hat; dafür trugen viele, namentlich die
frei aus dem Block gearbeiteten Blumen und die oben er-
wähnten Fruchtguirlanden die Hammerschläge deutlich
sichtbar. Die Ausführung des Werkes war von dem deut-
schen Reichskommissar der Firma Gebr. Armbrüster unter
sehr annehmbaren Bedingungen frei übertragen worden: gewiss
ein ehrenvolles Zeugnis von der Schätzung, deren sich die
bei vielen Ausstellungen und Konkurrenzen anerkannte
Frankfurter Schmiedekunst erfreut. Die Entwürfe und Detail-
zeichnungen sind ebenfalls im Atelier der Gebr. Armbrüster
selbständig angefertigt worden. Als Hauptmitarbeiter wird
uns Herr Zinkand genannt, welcher von Ostern 1880 an zwei
Jahre hindurch Schüler der Fachschule des Mitteldeutschen
Kunstgewerbevereins war. Der genannte Verein hat alle Ver-
anlassung, in diesem Triumph der Frankfurter Schmiedekunst
eine Frucht der besonderen Fürsorge zu erblicken, welche
er stets sowohl in seiner Sammlung wie bei Konkurrenzen
und anderen Gelegenheiten grade diesem Zweig der einhei-
mischen Kunstindustrie hat zu Teil werden lassen. L.

Die Meißener Porxellanmanufaktur hat die Ausstellung
in Chicago mit etwa 1000 Gegenständen beschickt, die in
einem eigenen zeltartigen Gebäude aus Holz zur Ausstellung
gelangen. Das zusammenlegbare Gebäude wird mit nach
Chicago gesandt und ist 15 Meter lang und 10 Meter breit.
Auf dem Geländer, das aus Holz und Bronze gefertigt ist,
stehen vier große Vasen in Blau und Buntmalerei. Im
Räume selbst fällt zunächst ein kostbarer Schmuckkasten
auf, links und rechts mächtige Vasen, in der Mitte der Haupt-
tisch mit Päte-sur-Päte-Arbeiten, links und rechts davon je
ein Tisch mit vornehmem Gebrauchsgeschirr, an den Wänden
links und rechts je drei Tisch- und Eckständer mit Figuren,
Nippsachen etc. Die Schautafeln sind mit terracottafarbigem
Sammet drapirt, Rokokoetageren in Gold auf elfenbeinfar-
bigem Grunde zieren die Ecken des Raumes. In die Hinter-
wand ist eine Porzellanthüre eingelassen und von der Decke
hängen Porzellankronleuchter herab. Unter den ausgestell-
ten Gegenständen ist besonders der Schmuckkasten aus Eben-
holz mit Bronze und Porzellanbelag bemerkenswert. Eine
große Porzellanplatte an der anderen Seite trägt auf hell-
braunem Scharffeuergrund ein in Päte-sur-Päte ausgeführtes
Medaillon. Auch die Seitenplatten tragen Darstellungen,
die in diesem Verfahren hergestellt sind. Der Deckel wird
von einer plastischen Gruppe, Juno mit Amoretten, gekrönt.

Die neuen Errungenschaften der Meißener Manufaktur,
die Päte-sur-Päte-Arbeit und die Platindekoration sind seit
der Münchener Ausstellung (1888) weiter entwickelt und
durch prächtige Stücke vertreten. Zu erwähnen sind einige
Vasen, die auf königsblauem Grunde Platindekor zeigen,
 
Annotationen