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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 4.1893

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.3942#0120

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KLEINE MITTEILUNGEN.

des „Sprechsaal" zu ersehen, die kostenfrei von der Redak-
tion — Coburg — zu beziehen ist.

AUS WERKSTÄTTEN.

Die Sevres-Manufaktur. Seit einigen Jahren ging fort-
während das Gerücht, dass man die Absicht habe, die Por-
zelhmmanufaktur in Sevres aufzulösen, weil sie dem Staat
zu viel koste. Glücklicherweise hat man sich aber bis jetzt
durch diese kleinlichen Rücksichten nicht bestimmen lassen,
umsomehr, als nachgewiesen wurde, dass die Manufaktur
zwar nichts einbringe, aber auch keine Opfer verlange, da
ihre Ausgaben sich auf 624000 Frcs., die Einnahmen aber
durch Verkäufe auf 100000—120000 Frcs. und durch die
Entnahmen des Staates fürGeschenke etc. sich auf 500000Frcs.
belaufen. Es ist auch keine Frage, dass, seit durch das mini-
sterielle Dekret im Dezember 1S91 die Organisation eine
Umwälzung erfahren, vieles eine Wendung zum Besseren
genommen und man besonders die Taktik des Abschließens
des Publikums mehr und mehr fallen lässt. Wie man
erfahrt, ist beschlossen worden, den Fabrikanten die Ab-
güsse der Formen und Modelle zu überlassen, welche von
den Künstlern der Manufaktur geschaffen worden sind, sowie
auch von den reizenden Gruppen, Statuetten und Büsten
des vorigen Jahrhunderts, von denen sie die Terrakotten oder
die Originalgipsmodelle besitzt. Nur in Bezug auf solche
Werke wird natürlich eine Ausnahme gemacht, die von mo-
dernen Künstlern, welche nicht der Manufaktur angehören,
herrühren, da ja nur diese das Recht haben, die Reproduk-
tion zu gestatten oder nicht. Außerdem hat man auch ein-
zelnen Künstlern, wie Henri Cros für seine so geschätzten
Arbeiten in Glasmasse und Fernand Thesmar für seine mit
Gold kloisonnirten Emaillen, Ateliers in der Manufaktur
zur Verfügung gestellt, und man will in nächster Zeit einen
Saal speziell für die modernen Erzeugnisse der französischen
und fremden Fabriken reserviren, die fortlaufend durch neue
ersetzt werden sollen, um so die Fabrikanten und Künstler
in Bezug auf das, was neu geschaffen wird, zu unterrichten.
Eine Entdeckung, welche man, einem Fachblatt zufolge, in
Sevres gemacht hat, wird, falls sie sich bewährt, noch mehr
die Existenzberechtigung der Manufaktur beweisen, beson-
ders da man auch diese nicht egoistisch für sich ausnützen,
sondern der französischen Industrie zur Verfügung stellen
wird. Als man in Meißen und in Vincennes (später Sevres)
die Porzellanfabriken errichtete, geschah es hauptsächlich
in der Absicht, Imitationen der chinesischen Porzellane her-
zustellen, die zu Beginn des XIV. Jahrhunderts nach Europa
gelangten. In beiden Manufakturen kam man dahin, die
zierlichsten, feinsten und schönsten Gegenstände anzufertigen,
aber den eigentlichen Zweck ihrer Gründung erfüllten sie
nie, und die chinesische Fabrikation blieb ein Geheimnis.
Nun soll jedoch der Leiter der technischen Abteilung der
Manufaktur in Sevres, M. Vogt, dasselbe entdeckt haben und
beabsichtigen, die Resultate seiner Experimente den franzö-
sischen Industriellen binnen kurzem zur Verfügung zu stellen,
d. h. er will dieselben genau darüber informiren, woraus die
Masse und Glasur der chinesischen Porzellane besteht. Auf
Anregung des französischen Konsuls in Han Keoa, von
Scherzer, wurden nämlich Rohmaterialien und ganz genaue
Beschreibungen des Verfahrens, soweit der Konsul sich solche
verschaffen konnte, nach Frankreich gebracht, wo erstere
von Vogt analysirt, letztere aufs eingehendste studirt wor-

den sind, worauf derselbe seine Experimente anstellte, und
zwar nicht, wie dies bis dahin geschehen war, mit kleinen
Quantitäten oder mit Stoffen, die bereits gedient hatten, son-
dern mit noch frischem Material, sowie an Stücken in ver-
schiedenem Grade der Fabrikation. Es ist nun gelungen,
zu gleicher Zeit in demselben Ofen und mit den gleichen
Resultaten chinesische Roh- und Biskuitporzellane, sowie
solche, die aus in Frankreich hergestellten Massen bestanden,
zu brennen, d. h. auch bei letzteren, die gemäß den ge-
machten Erfahrungen verändert, das nämliche Aussehen und
die nämliche Glasur zu erzielen. Unter der Leitung Vogt s
werden jetzt derartige Porzellane in größeren Mengen in
Sevres hergestellt, und man gedenkt dieselben zum ersten-
mal öffentlich zu zeigen und zu beweisen, dass sie nicht
nur den besten Genres, die je in China fabrizirt wurden,
gleichkommen, sondern dieselben noch übertreffen.

TECHNISCHES.

Gewebe etc. imverbrcnnlieh . %u machen. Preisgekrönte
Vorschläge von T. M. Martin. 1. Für leichte Gewebe: 8 Tle.
reines schwefelsaures Ammonium, 2'/a Tle. reines kohlen-
saures Ammonium, 2 Tle. reines Borax, 6 Tle. reine Bor-
säure, 2 Tle. Stärke oder 0,4 Tle. Dextrin oder 4,4 Tle. Ge-
latine, 100 Tle. Wasser. Die Mischung wird auf 30° erhitzt,
die Ware damit imprägnirt, das Wasser wird ihr dann ent-
zogen und nach genügender Trocknung kann sie wie ge-
wöhnlich dem Plätten unterworfen werden. Ein Liter der
Mischung dürfte 18 Pfg. kosten und wird für 15 m Zeug
reichen. 2. Für Coulissen in Theatern, Holzmöbel etc.: 15 Tle.
Chlorammonium, 5 Tle. Borsäure, 50 Tle. Leim, iy2 Tle.
Gelatine, 100 Tle. Wasser. 3. Für Sackleinwand: 15 Tle.
Chlorammonium, 6 Tle. Borsäure, 3 Tle. Borax, 100 Tle.
Wasser. Die Gegenstände werden 15 — 20 Minuten in die
Lösung bei 100° getaucht, ausgepresst und getrocknet. Das
Liter kostet ungefähr 30 Pfg. 4. Für Papier, bedrucktes oder
unbedrucktes: 8 Tle. schwefelsaures Ammonium, 3 Tle. Bor-
säure, 2 Tle. Borax, 100 Tle. Wasser. Temperatur 50° C.

(Ungar. Patent-Anzeiger.)

Herstellung von Marmor-Imitationen mit Schief erplatten.
Der aus Belgien bezogene schwarze Marmor ist nach den
Angaben eines bewährten Fachmannes eigentlich nur ein be-
sonders geschliffener und präparirter Schiefer. Die Her-
stellung ist eine sehr einfache und geschieht in folgender
Weise: Die besonders geeigneten Schieferplatten werden zu-
erst mit Sandstein und Wasser eben geschliffen, bis alle
Meillelspuren verschwunden sind, alsdann mit künstlichem
Bimsstein fein geschliffen, bis die Schlifffläche ein zartes,
sammetartiges Aussehen zeigt. Nachdem dies geschehen,
lässt man die Platte trocknen, erwärmt sie bis zu 60° und
reibt die Fläche dann mit einer erwärmten Mischung von
Leinöl und Kienruß ein; dies wird so lange wiederholt, bis
der Schiefer sein graues, unscheinbares Aussehen verloren
hat. Hierauf wird mit Blei und Schmirgel und zuletzt mit
Zinnasche tüchtig polirt, und in die fertig polirte Fläche
der nochmals schwach erwärmten Schieferplatte mit einer
Mischung von Wachs und Terpentinöl eingerieben Die so
behandelten Schieferplatten sind sehr schön, glänzend sclnvarz,
vollkommen wie polirter Marmor und auch ebenso dauer-
haft; es können auch alle weiteren dekorativen Arbeiten,
z. B. Vergoldungen, wie bei echtem Marmor ausgeführt
werden. (Baugew. Ztg.)

Herausgeber: Arthur Pabst in Köln.— Für die Redaktion verantwortlich: Artur Seemann in Leipzig.

Druck von August Pries in Leipzig.
 
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