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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 4.1893

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Koch, Max: Der Dekorationsmaler und seine Ausbildung
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https://doi.org/10.11588/diglit.3942#0125

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DER DEKORATIONSMALER UND SEINE AUSBILDUNG.

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Wirkung zwischen den vielen
kleineren Staffelbildern machen,
und halte die Art, wie z. B. ein
Tiepolo seine Raumdekorationen
aufzufassen pflegte, für das Rich-
tigere.

Die bei den Franzosen be-
liebte Ölfarbe ist überhaupt die
weniger geeignete Technik für
Wandmalerei. Erstens glänzen
größere Flächen immer so stark,
dass der Beschauer nur ein Stück
des Bildes klar sehen kann, und
dann dunkeln sie mit der Zeit
ganz überraschend nach. Die
Wasserfarben dagegen geben
einen viel helleren, leuchtenderen
Farbton her und glänzen nicht,
reißen nicht, dunkeln nicht nach
und sind bei richtiger Behand-
lung sogar an Festigkeit der Öl-
farbe überlegen. Trotz dieser
Vorteile sind die monumentalen
Wasserfarben bei den Malern,

welche die akademische Laufbahn hinter sich haben, meist un-
beliebt, und das liegt hauptsächlich in der Angst vor dem ihnen
unbekannten und ja auch technisch etwas schwieriger zu be-
handelnden Material. Der gelernte Stubenmaler dagegen, welcher
sich zu der höchsten Stufe seines Kunsthandwerks herauf-
gearbeitet hat, kennt keine Furcht vor technischen Schwierig-
keiten. Er hat sich von Jugend auf in Leimfarben geübt, hat
seine Studien mit Tempera oder Kaseinfarben gemalt und kennt
die leichter zu erlernende Ölfarbentechnik erst recht. Für ihn
«riebt es nur den Unterschied der mit Öl oder Terpentin löslichen,
also nicht heller auftrocknenden, und der mit Wasser löslichen,
d. h. heller auftrocknenden Farben. Er malt in der Technik,
die ihm für die Raumwirkung die geeignetste erscheint, weil
es für ihn keine Unkenntnis des Materials giebt. Er lacht über
die langatmigen Broschüren, welche neuerdings über alle mög-
lichen Maltechniken im Umlauf sind, und macht sich seine
Bindemittel zur Not nach dem in seiner Handwerkerlaufbahn
erlernten und von ihm ausprobirten Rezepte selbst.
 
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