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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 4.1893

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Kleine Mitteilungen
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KLEINE MITTEILUNGEN.

wieder die Münchener Offizinen gerade diesen Fehler mit
großem Glück vermieden. Leider aber ist gerade in Deutsch-
land in den Druckereien bei diesen ornamentalen Stücken
die Einfachheit, die ihnen der Künstler gab, verloren ge-
gangen, so dass Stempel und Linien oft einen verschwinden-
den Charakter annehmen. Berlin hat sich in den letzten
Jahren besonders durch Farbendrucke (bunte Ränder und
Unterdrucke) hervorgethan, leider fehlt ihnen bisher zum
großen Teil die kräftige "Wirkung, die Anwendung breit und
kräftig wirkender Farben. — In derselben Sitzung gab auch
Herr Bruno Orunert bei der Besprechung der Monatskonkur-
renzen (Buchtitel in Typendruck) allgemeine Bemerkungen
über den Titelsatz im allgemeinen und die jetzt vorwiegend
gebräuchlichen Formen der Titel, die sogenannte Urnenform
und Rautenform, während Herr Herrn. Hoffmann einen ge-
drängten Überblick über Wesen und Mittel
des Druckverfahrens gab und die Zerlegung
der Druckformen für Zwecke des Buntdrucks
schilderte.

X. Hamburg. Der Kunstgewerbever-
ein feierte am 1. März sein 7. Stiftungsfest.
Es ließ erwarten, dass es hinter seinen Vor-
gängern nicht zurückstehen würde; mochte
immer beabsichtigt sein, von besonders
großartigen Veranstaltungen abzusehen und
den Tag nur im engeren Kreise der Mit-
glieder durch ein geselliges Beisammensein
zu begehen — wer den Kunstverein und
seine Leiter kennt, er wusste dennoch, dass
auch diesmal für einen würdigen Verlauf
des Abends würde Sorge getragen werden.
Und schließlich hätte es sich auch nicht
gut durchsetzen lassen, das Stiftungsfest
des Vereins ganz ohne Anwesenheit von
Gästen zu feiern; in letzter Stunde hatte
sich daher das Komitee geeinigt, von dem
anfänglichen Beschluss abzusehen — zur
Freude vieler, und daher versammelte sich
auch nun wieder eine stattliche Festver-
sammlung: Mitglieder und Freunde des
Vereins in großer Zahl; es mochten über
300 Personen sein, und der weiße Saal
des Sagebiel'schen Etablissements, in wel-
chem die Feier stattfand, war vollständig
gefüllt. Nachdem Herr L. lesdorpf den
Toast auf den Kaiser ausgebracht hatte,
in den die Anwesenden begeistert ein-
stimmten, folgte ein Prolog, der bewies,
dass die Mitglieder des Vereins nicht nur
auf dem mannigfaltigen Gebiete des Kunstgewerbes Her-
vorragendes leisten, sondern auch in der Ausübung der Dicht-
kunst bewandert sind. Es war eine stimmungsvolle Dich-
tung, die Herr H. Balcof ausdrucksvoll und unter lebhaftem
Beifall zum Vortrag brachte. Während des Festes erschien,
von. der Einweihung des Leibnizhauses in Hannover zurück-
kehrend, Herr Direktor Dr. J. Brinkmann und brachte einen
Trinkspruch auf den hannoverschen Kunstgewerbeverein aus,
dessen Werk, das Kunstgewerbemuseum daselbst, soeben
inaugurirt sei. — Nachdem Herr Balcof seil, der Hoffnung
Ausdruck gegeben, dass das Kunstgewerbe auch fürder-
hin kräftig emporblühen möge, und sein Glas dem
Handel und Gewerbe der Vaterstadt geweiht, ließ man dem
sprudelnden Humor seinen Lauf; die Kosten dieser Ergötz-
lichkeiten bestritten die Herren Aug. Meyer, A. G. Reimers,
Ernst Droge, M. Rotermund und Otto Schlotke. Herr Archi-

Motiv von E. Tersohak.

tekt Wolbrandt hatte neben erheiternden uesängen eine
prächtige Speisekarte entworfen, an der das Studium des
modernen englischen Möbelstils sich bemerklich machte. Für
die ausgegebene Extranummer der Zeitschrift des Hambur-
gischen Kunstgewerbevereins waren eine Reihe poetischer
und künstlerischer Beiträge eingegangen; sie wurde von
Herrn Carl Griese in Lichtdruck und Ferd. Schlotke in Buch-
druck vervielfältigt den Teilnehmern dargeboten. Hier
kamen Witz und gute Laune zu ihrem Rechte und auch die
neu eingeführte Zeitschrift bekam einen kleinen Seitenhieb,
über den wir eingedenk des Spruches:

Wer sich nicht selbst zum besten haben kann,
Der ist gewiss nicht von den besten
mit Vergnügen quittiren. Besonderen Beifall und einen er-
schütternden Lacherfolg hatte die von Herrn Carl Willmann
vorgeführte Nummer Natur und Kunst. Auf
vier Postamenten, in vier verschiedenen
Stilen fanden sich vier Büsten, die unver-
mutet ein unheimliches Leben entwickelten
und sogar ein gemeinsames Couplet sangen.
Es handelte von der ,,Diskussion'' an den
Vereinsabenden, die durch einen Gast des
Vereins einige Zeit vorher dringend em-
pfohlen worden war. Diese Diskussion
florirte denn auch noch lange an dem lus-
tigen Abend und hielt die Mitglieder in
fröhlichster Laune beisammen.

Hannover. Am 1. März ist das Leib-
nizhaus, in welchem Leibniz lange Jahre
gelebt hat, wieder eröffnet worden. Das-
selbe war baufällig geworden, so dass es
abgerissen werden sollte. Vom Staate an-
gekauft, ist es wieder hergestellt und dem
Kunstgewerbeverein zur Aufstellung seiner
Sammlungen übergeben worden. Dasselbe
hat im allgemeinen den alten Charakter
bewahrt und haben es die Bauleiter ver-
standen, die Erwerbungen des Vereins und
die demselben zugeflossenen Geschenke so
in den Bau einzufügen, dass ein durchaus
harmonisches Gesamtbild geschaffen worden
ist. Die große Zahl der in dem Hause
untergebrachten wertvollen Erzeugnisse des
Kunstgewerbes hier aufzuführen, fehlt der
Raum, doch findet sich vielleicht später
Gelegenheit, im Kunstgewerbeblatt eine
eingehende Schilderung dieser auserlesenen
Schätze zubieten. Mögen die unermüdlichen
Schöpfer dieses Museums nun auch die Freude
haben, dass ihr schönes Werk in weiteren Kreisen die rechte
Würdigung und eine kräftige Förderung durch Bereicherung
der Sammlung, wie durch regen Besuch und sonstige Unter-
stützung findet.

Karlsruhe. Badischer Kunstgewerbeverein. In der
letzten Monatsversammlung des Vereins war ein Teil der
wertvollen Gimbel'sch"en Kunstsammlung ausgestellt, welche
durch die gnädige Fürsorge des Großherxogs unserem Lande
erhalten und in die verschiedenen hiesigen Staatssammlungen
überwiesen wurde. Der dem Groflh. Kunstgewerbemuseum
zufallende Teil ist bereits aufgestellt und wird mit diesem
Zuwachse die Bedeutung dieses sich so rasch entwickelten
Instituts in hervorragender Weise gesteigert werden. Der
Vorsitzende des Vereins, Herr Direktor Götz, gab an der
Hand des 384 Nummern umfassenden Kataloges eine Be-
schreibung der an das Kunstgewerbemuseum übergegangenen
 
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