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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 4.1893

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.3942#0139

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KLEINE MITTEILUNGEN.

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Porzellan. In diesen Räumen befindet sich eine Auswahl
der Erzeugnisse der letzten Jahre. Zu nennen sind die große
Bowle und die große Standuhr von Max Baumbach. Zu den
alten reizvollen Formen aus der Zeit Friedrich's des Großen,
welche auch heute noch den köstlichen Grundstock der Ber-
nner Manufaktur bilden, sind eine ganze Anzahl neuer, zum
Teil sehr schöner Formen hinzugetreten. Besonders an den
neu modellirten Figuren sieht man, dass hier ein tüchtiger
Künstlergeist waltet. Die Figuren zeigen nicht mehr die
leichtflüssigen graziösen Bewegungen des Rokokostils, son-
dern nähern sich mehr dem ernsteren, ruhigeren statua-
rischen Stil der Renaissance. Auffallend ist die gegen die
leuchtende Farbenpracht der Fridericianischen Zeit vorherr-
schende Wahl von blassen gelben und braunen Farbentönen,

Berlin mit vielem Glück nachgeahmt worden. Eine beson-
dere Spezialität der Berliner Manufaktur sind bekanntlich
die Retorten, Tiegel und anderen Gefäße, die in den Labora-
torien der Apotheken und der chemischen Fabriken ge-
braucht werden. Gerade die Berliner Porzellanerde ist wegen
ihrer vorzüglichen Glasur für diese Zwecke trefflich geeignet.
Auch dies ausgedehnte Gebiet soll auf der Weltausstellung
in Chicago vertreten sein, aber nicht in Verbindung mit den
oben genannten rein künstlerischen Erzeugnissen, sondern
in der Abteilung der chemischen Gewerbe. (National-Zeitung.)
Chicago. Zu den litterarischen Erscheinungen, welche
als Vorboten und Pioniere der kolumbischen Weltausstellung
in Chicago auf dem deutschen Büchermarkte erschienen, ist
in den letzten Tagen eine neue getreten. Ein hübsch aus-

Gotisclies Zimmer, entworfen und ausgeführt von der Hofmöbelfabrik von L. J. Peter in Mannheim.

die nicht nur bei den figürlichen Darstellungen, sondern
auch bei den Geschirren angewandt sind. Ob zum Vorteil,
lassen wir dahingestellt. Ferner sei hervorgehoben die schöne
Blaumalerei von außerordentlicher Farbentiefe, die Unter-
glasurmalerei, die Reliefvergoldung und die eigentümliche
Art einer Reliefmalerei, welche den Namen päte sur päte
führt. Bei dieser Technik werden die Köpfe oder die Fi-
guren, die den Gegenstand der Malerei bilden, mit einer
flüssigen weichen Porzellanmasse auf die farbig grundirte
Porzellanfläche aufgetragen und das Ganze dann gebrannt.
Der künstlerische Reiz dieser Technik liegt in dem mild
leuchtenden Schmelz der aufgetragenen weißen Porzellan-
far-be. Die vor einigen Jahrzehnten in der Manufaktur zu
Sevres gemachte Erfindung ist seit vier Jahren auch in

gestattetes Büchlein, das sich benennt: „Chicago und die
Kolumbische Weltausstellung 1893. Mit Zustimmung des
Reichskommissärs zusammengestellt. (Berlin, Walter und
Apolants Verlagsbuchhandlung." Hermann Walther.) Das
übersichtlich zusammengestellte und mit hübschen Abbil-
dungen geschmückte Büchlein giebt zunächst einen Über-
blick über Lage, Entstehung und das überaus schnelle An-
wachsen Chicagos und führt dann in eingehender Besprechung
die zahlreichen Ausstellungsbauten auf, die allein schon einen
Begriff von der Großartigkeit der Ausstellung geben.

AUS WERKSTÄTTEN.

Die Meißener Ofenindustrie. Jedermann weiß, dass der
Name Meißen auf kunstgewerblichem Gebiete unter den säch-

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