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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 4.1893

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Frauberger, Tina: Die Beziehungen der Fransen, der Knüpfarbeit und der Posamenterie zu der Spitze und ihren Techniken
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https://doi.org/10.11588/diglit.3942#0145

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FRANSEN, KNÜPPARBEIT UND POSAMENTERIE.

Dynastie ist zur Verzierung der Stoffkante eine
Franse angebracht, die nicht organisch ist. Dicke
Päden sind in den gesäumten Stoffrand eingehängt,
genau so, wie es bei der heutigen Knüpfarbeit ge-
schieht. Durch dieses selbständige, freie Bilden einer
Franse ist der Beweis geliefert, dass die Ägypter
des 12. Jahrhunderts v. Chr. die Franse nicht nur
als eine zweckdienliche Endigung, sondern auch als
Zierde betrachtet haben, wobei jedoch keine Rede
von kunstreichem Knüpfen sein kann. Es ist eine
Verzierungsweise, auf welche jedes Volk, sobald es

versteht, wesentlich entwickelt; schmale, gewebte
Börtchen, deren eine Seite mit gedrehten Faden-
schlingen (kurze Franse) versehen ist, bilden den
Besatz einer der wundersamen ägyptischen Kopfbe-
deckungen (siehe Heft IV des Kunstgewerbeblattes),
bei welchen gedrehte wie geflochtene Schnüre häufig
in Anwendimg sind.

Zwischen der Franse und der Knüpfarbeit ist zu
unterscheiden. Die erstere bezeichnet Fadenendigun-
gen, welche die technische Vorbedingung zur Knüpf-
arbeit sind und. den naturgemäßen Abschluss der-

Abb. 1.

sich mit der Weberei beschäftigte, kommen musste
und gekommen ist.

Die Textilfunde Ägyptens, die einer späteren
Zeit angehören, bringen, was die Franse betrifft,
keine neuen Erscheinungen. Wohl aber findet sich
ein fransenartiger Stoff, der unseren heutigen Frottir-
tüchern aus Rubberstoff als Muster gedient hat.
Über die ganze Fläche des Stoffes hängen während
des Webens gebildete Fadenschlingen, die zwei bis
drei Cm. lang sind und dem Stoff die Wirkung eines
langhaarigen Felles geben. Dagegen erscheint der
Besatz, d. i. das, was man heute unter Posamenterie

selben bilden. Sie ist aber auch das erste Vorbild
für den Besatz (passement) eines Stoffes und als
solcher zur Spitze.

Die Knüpfarbeit bezeichnet die Technik, deren
Ergebnis sich auf der Franse, gleichviel ob diese
organisch oder frei gebildet ist, aufbaut. Sie kann
Verwendung als Besatz und spitzenartigen Abschlus
an Leinenstoff finden wie die Spitze selbst, sobald
Endigungen (Fransen) dabei vermieden werden.

Der fremde Name für Knüpfarbeit ist „ Macrame".
Derselbe stammt aus der arabischen Sprache, und mit
einiger Wahrscheinlichkeit ^dürfen die Araber, die
 
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