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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 4.1893

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Frauberger, Tina: Die Beziehungen der Fransen, der Knüpfarbeit und der Posamenterie zu der Spitze und ihren Techniken
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https://doi.org/10.11588/diglit.3942#0149

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134

FRANSEN, KNÜPFARBEIT UND POSAMENTERIE.

Das Muster ähnelt jenen des Punto tagliato und
das käferartige Gebilde, das die Zacke füllt, kommt
bei den Nadelspitzen der ersten Zeit häufig vor.

In Abb. 6 ist der Charakter der Knüpfarbeit
völlig verloren gegangen und nur die Karrikatur

Posamenterie, den Fransen, Quasten (verdickte
Franse), den Dingen, die zur Endigung eines Stoffes,
einer Stoffecke, einer Schnur oder als selbständige
Stücke einem Zweck dienen. Die Spitze, ursprüng-
lich auch nur Besatz und im 16. und 17. Jahrh.

einer Spitze erreicht worden. Wie. die Arme eines
Gerippes sehen die Stege (brides), die von Form zu
Form leiten und diese zusammenhalten, aus, und
scheinen die troddelartigen Anhängsel, die auf das
Gebiet der Posamenterie hinweisen, kaum tragen
zu können. Nichtsdestoweniger
ist dieses eigentümliche Muster
eines der interessantesten in
seiner Art und zeigt, zu welcher
Verzerrung bloße Nachahmung
führen kann.

Dagegen ist in Abb. 7 ein
Versuch gemacht, das Muster
einer Genueser Klöppelspitze nachzubilden, der über-
raschend gut gelungen ist. Die fünf Fadenab-
schlüsse jeder Zacke waren vielleicht zu kleinen
Quästchen geknüpft gewesen. Wahrscheinlicher aber
ist, dass die Fadenenden auch hier kurz abgeschnitten

Abb. 10

noch „passement" genannt, leiht auch zu den Besatz-
gegenständen in Seide, Gold und Silber Technik und
Muster her, bleibt aber von da an die unnachahm-
liche und siegreiche Alleinherrscherin im Gebiet der
Ausstattung der Kleidung, während sich die Posa-
menterie ein anderes ausge-
dehntes Wirkungsfeld erobert:
die Ausstattung der Möbel. Nur
ausnahmsweise, der Modelaune
gehorchend, wagt sie einen
Schritt in das Gebiet der Spitzen,
doch ohne dauernden Erfolg.
Dem Luxus und der Bequemlich-
keit, die mit dem 17. Jahrhundert zu steigen be-
genügen die harten Holzmöbel immer
Statt Kissen aufzulegen, polsterte man die
Bänke und Stühle, das Holz bildet nur noch den
Rahmen für die Hauptsache, die Polsterung, und

ginnen,
weniger.

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Abb. 9.

worden sind, um die Verwendung als Spitze nicht
zu hindern.

Je mehr sich die Spitzentechniken entwickelten,
um so weniger konnte die Knüpfarbeit mit ihnen
in Wettbewerb treten. Da fand sie Zuflucht in der

als Verbindung zwischen Holz und Polster in Über-
einstimmung mit der jeweiligen Farbe des letzteren
webte, flocht, knüpfte man Borden und Fransen
sowie spitzenartige Besätze.

Mühsam und sorgfältig werden nach Art des
 
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