FRANSEN, KNÜPFARBEIT UND POSAMENTERIE.
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aus gedrehten, farbigen Schnürchen notdürftig anein-
andergenäht wurde.. Nadelspitze wie Klöppelspitze
bemächtigen, sich dieses Musters, das nicht mehr
Muster zu nennen ist.
Abb. 8, aus gedrehten, farbigen Seidenschnüren
bestehend, die mühsam anein-
andergenäht sind, bleibt nur
ein, dem Material entsprechend,
unbeholfen ausgefallener Ver-
such, eine Spitze nachzubilden.
Abb. 9 besteht aus Silber-
borten und Brokat und ver-
sucht mehr oder weniger 'ab-
sichtlich eine Reliefspitze mit
reichen Füllmustern nachzu-
ahmen, Abb. 10 verwendet so-
gar den Netzschlag der Klöppel-
spitze als Füllung der Form.
Abb. 11, S. 129, früherer Zeit
angehörend als 9 und 10, ist der
Übergang zu dem Ringelmuster,
welches späterhin von den zwei
Spitzentechniken aufgenommen
wird. Seidene, hellbraune Gim-
penschnürchen sind zu einem
Besatz . geklöppelt und bilden
das Laubwerk und die Blüten.
Die Füllungen bestehen aus
Flechtwerk in dunkelbrauner
Farbe.
Abb. 12, ein aus gelbseide-
ner Gimpenschnur geklöppel-
ter Ärmelbesatz, ist nur in dem
Material und der Ausführung
von der in Abb. 13 gegebenen
genähten Litzenspitze verschie-
den, deren Muster durch Stege
verbunden ist, während der Ab-
schluss ganz im Gegensatz zu
dem groben Ringelwerk aus
einem niedlichen, ganz mit der
Nadel gearbeiteten Spitzchen
besteht.
Abb. 14, S. 141 ist die ge-
klöppelte Nachahmung desselben'
Posamenteriemusters. In Abb. 15 und 16 ist jedoch
mit dem Ringel werk als Grund des etwas besseren
Geschmack bekundenden Musters, die Rückkehr zu
edleren Formen angestrebt. .
Die Posamenterie geht selbständig ihren Weg
fort, hört aber nicht auf, sich die Technik der
Kunstgewerbeblatt. N. F. IV.
Abb. 19
Spitzen wie der Knüpfarbeit nutzbar zu machen.
Die letztere, in den Boden zurückverpflanzt, in
welchem sie wurzelt, tritt zu Zeiten noch selbständig,
jedoch immer im Gebiet der Posamenterie, den
farbigen Besätzen mit Fransen auf. Sie ist ein
wiederkehrender Zierat der
Quaste, die sich unterdessen zu
gewaltigen Formen entwickelt
hat, und umspannt als ein zier-
liches Netz deren Holzkern
(Abb. 17 und 18). Der punto
in aria, unser Schlingstich,
spielte bei der Posamenterie
immer eine wichtige, wenn auch
in Hinsicht auf seine Leistungen
in der Nadelspitze klägliche
Rolle. Auch er hat die Auf-
gäbe, die Holzkerne der Quasten
netzartig zu überspannen (Abb.
19) und tritt uns heute noch
in der Form von kleinen sei-
denen Knöpfchen mit Holzkern
entgegen.
In Abb. 20 ist eine der
reichsten und schönsten Quasten-
ausstattungen, die wahrschein-
lich zu einer Cappa eines spa-
nischen Vespermantels gedient
hat, erhalten, und hier ist die
Klöppelspitze mit großem Ge-
schick und vielem Geschmack
verwendet. Um die mit hell-
rotem Seidenstoff überzogenen
Schnüre ist eine schmale, ein-
fach geklöppelte Goldspitze ge-
legt und befestigt. Die runden
Knäufe sind mit einer breiteren
und gemusterten Spitze aus
gleichem Material umspannt,
während um den länglichen, mit
Goldbrokat bedeckten Holzkern
ein in überaus feiner Weise
geklöppeltes Netzwerk gelegt
ist. Die Wirkung der drei
Quasten ist ebenso reich als
schön und eines kostbaren Priesterornates würdig.
So wirkt die Spitze, aus der Franse, dem Be-
satz hervorgegangen, vorbildlich und anregend, was
aber nur so lange von Erfolg • für den angeregten
Teil ist, als sich derselbe innerhalb der durch das
Material und die Technik gezogenen Grenzen und
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aus gedrehten, farbigen Schnürchen notdürftig anein-
andergenäht wurde.. Nadelspitze wie Klöppelspitze
bemächtigen, sich dieses Musters, das nicht mehr
Muster zu nennen ist.
Abb. 8, aus gedrehten, farbigen Seidenschnüren
bestehend, die mühsam anein-
andergenäht sind, bleibt nur
ein, dem Material entsprechend,
unbeholfen ausgefallener Ver-
such, eine Spitze nachzubilden.
Abb. 9 besteht aus Silber-
borten und Brokat und ver-
sucht mehr oder weniger 'ab-
sichtlich eine Reliefspitze mit
reichen Füllmustern nachzu-
ahmen, Abb. 10 verwendet so-
gar den Netzschlag der Klöppel-
spitze als Füllung der Form.
Abb. 11, S. 129, früherer Zeit
angehörend als 9 und 10, ist der
Übergang zu dem Ringelmuster,
welches späterhin von den zwei
Spitzentechniken aufgenommen
wird. Seidene, hellbraune Gim-
penschnürchen sind zu einem
Besatz . geklöppelt und bilden
das Laubwerk und die Blüten.
Die Füllungen bestehen aus
Flechtwerk in dunkelbrauner
Farbe.
Abb. 12, ein aus gelbseide-
ner Gimpenschnur geklöppel-
ter Ärmelbesatz, ist nur in dem
Material und der Ausführung
von der in Abb. 13 gegebenen
genähten Litzenspitze verschie-
den, deren Muster durch Stege
verbunden ist, während der Ab-
schluss ganz im Gegensatz zu
dem groben Ringelwerk aus
einem niedlichen, ganz mit der
Nadel gearbeiteten Spitzchen
besteht.
Abb. 14, S. 141 ist die ge-
klöppelte Nachahmung desselben'
Posamenteriemusters. In Abb. 15 und 16 ist jedoch
mit dem Ringel werk als Grund des etwas besseren
Geschmack bekundenden Musters, die Rückkehr zu
edleren Formen angestrebt. .
Die Posamenterie geht selbständig ihren Weg
fort, hört aber nicht auf, sich die Technik der
Kunstgewerbeblatt. N. F. IV.
Abb. 19
Spitzen wie der Knüpfarbeit nutzbar zu machen.
Die letztere, in den Boden zurückverpflanzt, in
welchem sie wurzelt, tritt zu Zeiten noch selbständig,
jedoch immer im Gebiet der Posamenterie, den
farbigen Besätzen mit Fransen auf. Sie ist ein
wiederkehrender Zierat der
Quaste, die sich unterdessen zu
gewaltigen Formen entwickelt
hat, und umspannt als ein zier-
liches Netz deren Holzkern
(Abb. 17 und 18). Der punto
in aria, unser Schlingstich,
spielte bei der Posamenterie
immer eine wichtige, wenn auch
in Hinsicht auf seine Leistungen
in der Nadelspitze klägliche
Rolle. Auch er hat die Auf-
gäbe, die Holzkerne der Quasten
netzartig zu überspannen (Abb.
19) und tritt uns heute noch
in der Form von kleinen sei-
denen Knöpfchen mit Holzkern
entgegen.
In Abb. 20 ist eine der
reichsten und schönsten Quasten-
ausstattungen, die wahrschein-
lich zu einer Cappa eines spa-
nischen Vespermantels gedient
hat, erhalten, und hier ist die
Klöppelspitze mit großem Ge-
schick und vielem Geschmack
verwendet. Um die mit hell-
rotem Seidenstoff überzogenen
Schnüre ist eine schmale, ein-
fach geklöppelte Goldspitze ge-
legt und befestigt. Die runden
Knäufe sind mit einer breiteren
und gemusterten Spitze aus
gleichem Material umspannt,
während um den länglichen, mit
Goldbrokat bedeckten Holzkern
ein in überaus feiner Weise
geklöppeltes Netzwerk gelegt
ist. Die Wirkung der drei
Quasten ist ebenso reich als
schön und eines kostbaren Priesterornates würdig.
So wirkt die Spitze, aus der Franse, dem Be-
satz hervorgegangen, vorbildlich und anregend, was
aber nur so lange von Erfolg • für den angeregten
Teil ist, als sich derselbe innerhalb der durch das
Material und die Technik gezogenen Grenzen und
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