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KLEINE MITTEILUNGEN.
Gardinenhalter mit Quaste, von Paul Schwiethal und Gustav
Friedrich, Posamentieren, Berlin. 2. Preis der Konkurrenz
des Vereins für deutsches Kunstgewerbe in Berlin.
größerer Bedeutung dürfte die Zusammenstellung der Fach-
bibliotheken sein, die teils mit den öffentlichen Sammlungen
verbunden oder Eigentum der Vereine sind; hier wird der
Fachmann für Spezialstudien oft mehr Material finden, als
in den öffentlichen Büchersammlungen. Über zahlreiche,
Vereinen gehörige Sammlungen erfahren wir hier zum
erstenmal Näheres. Den Schluss bildet die Aufzählung der
Behörden mit den ihnen unterstellten Instituten. Sehr ver-
dienstlich ist die Angabe der Sprechstunden der Verwaltungs-
beamten, was namentlich für diejenigen von Wert ist, die
in amtlichen Angelegenheiten nach Berlin kommen. So kann
das Büchlein Einheimischen und Fremden, die sich dem
Genuss des „Künstlerischen Berlin" oder eingehenderen Stu-
dien hingeben wollen, warm empfohlen werden. Der Preis
des hübsch ausgestatteten Buches beträgt M. 3.—. P.
VEREINE.
-u- Berlin. Der Verein für deutsches Kunstgewerbe in
Berlin veranstaltete in seiner Sitzung am 22. März einen
Fachabend über „Posamentirkunst und verwandte Gebiete",
an dem zunächst Herr Ernst Flemming die Wettarbeiten
der Monatskonkurrenz (Gardinenhalter mit Quaste) besprach
und die schwache Beteiligung der Fachleute an derselben
beklagte. Gerade der schlechte Geschäftsgang hätte die klei-
neren Fabrikanten und Meister anspornen sollen, sich an
einer derartigen Bewerbung zu beteiligen, zumal die aus-
gesetzten Preise sehr hoch gewesen seien. Herr Max Heiden
erläuterte darauf die Formen der Quasten, Fransen und ver-
wandten Erzeugnisse der Posamentir-, Knopf- und Spitzen-
arbeit nach ausgestellten Originalen aus dem Kgl. Kunst-
gewerbemuseum, während Herr Ernst Flemming im Anschluss
an die sehr reiche Ausstellung moderner Posamentirarbeiten
der städtischen Webeschule und hervorragender Posamentir-
warenfabriken die Herstellung dieser Technik mit beson-
derer Berücksichtigung der Möbelbranche schilderte.
-u- Berlin. In der Sitzung des Vereins für deutsches
Kunstgewerbe am 12. April wurde zunächst das Ergebnis der
Monatskonkurrenz (Modell für einen silbernen Patenbecher)
verkündet. Es erhielten: 1. Preis (80 M.) Modelleur Hein-
rich Friz, 2. Preis (60 M.) Bildhauer Joseph Köpf, 3. Preis
(40 M.) Modelleur Max Schröder. Ehrenvolle Erwähnungen
erhielten ebenfalls die drei Prämiirten und: Zeichner L. Ja-
maer, Franz Bucdorffer und Louis Hitsch. Darauf sprach
Herr Bibliothekar Dr. P. Jessen über die Formen des Louis
XVI-Stiles in Frankreich und ihren Wert für das heutige
Kunstgewerbe. Nachdem der Redner die Wandlungen ge-
schildert hat, welche das Rokoko in der Zeit von 1748 bis
1760 durchgemacht hat, geht er genauer ein auf die charak-
teristische Eigenart des Louis XVI-Stiles, zeigt, wie an
Stelle der Kurve die gerade Linie tritt, wie im Rahmenwerk
die Muschel durch antike Profile und Motive ersetzt wird
und besonders auch das Füllungsornament in seinen Akan-
thusranken, grottesken Blumen, Emblemen und Sinnbildern
wieder auf die Antike zurückgeht, um nach diesen Gesichts-
punkten die einzelnen Gruppen des Kunstgewerbes an Vor-
bildern und Vorlagen aus dem Kgl. Kunstgewerbemuseum
zu erläutern. Es sei jedem Künstler zu empfehlen, diesen
Stil zu studiren, nicht um ihn nachzuahmen, sondern um
von den strengen Formen desselben zu lernen, mit unseren
reichen Mitteln Maß zu halten.
—■ Bremen. Der Gewerbe- und Industrieverein hat zur
Unterstützung junger strebsamer Gewerbetreibender und In-
dustrieller eine Stipendienkasse gegründet, deren Mittel
durch freiwillige Beiträge von Mitgliedern, durch einen jähr-
lichen Beitrag aus dem Vereinsvermögen und durch Sehen-
KLEINE MITTEILUNGEN.
Gardinenhalter mit Quaste, von Paul Schwiethal und Gustav
Friedrich, Posamentieren, Berlin. 2. Preis der Konkurrenz
des Vereins für deutsches Kunstgewerbe in Berlin.
größerer Bedeutung dürfte die Zusammenstellung der Fach-
bibliotheken sein, die teils mit den öffentlichen Sammlungen
verbunden oder Eigentum der Vereine sind; hier wird der
Fachmann für Spezialstudien oft mehr Material finden, als
in den öffentlichen Büchersammlungen. Über zahlreiche,
Vereinen gehörige Sammlungen erfahren wir hier zum
erstenmal Näheres. Den Schluss bildet die Aufzählung der
Behörden mit den ihnen unterstellten Instituten. Sehr ver-
dienstlich ist die Angabe der Sprechstunden der Verwaltungs-
beamten, was namentlich für diejenigen von Wert ist, die
in amtlichen Angelegenheiten nach Berlin kommen. So kann
das Büchlein Einheimischen und Fremden, die sich dem
Genuss des „Künstlerischen Berlin" oder eingehenderen Stu-
dien hingeben wollen, warm empfohlen werden. Der Preis
des hübsch ausgestatteten Buches beträgt M. 3.—. P.
VEREINE.
-u- Berlin. Der Verein für deutsches Kunstgewerbe in
Berlin veranstaltete in seiner Sitzung am 22. März einen
Fachabend über „Posamentirkunst und verwandte Gebiete",
an dem zunächst Herr Ernst Flemming die Wettarbeiten
der Monatskonkurrenz (Gardinenhalter mit Quaste) besprach
und die schwache Beteiligung der Fachleute an derselben
beklagte. Gerade der schlechte Geschäftsgang hätte die klei-
neren Fabrikanten und Meister anspornen sollen, sich an
einer derartigen Bewerbung zu beteiligen, zumal die aus-
gesetzten Preise sehr hoch gewesen seien. Herr Max Heiden
erläuterte darauf die Formen der Quasten, Fransen und ver-
wandten Erzeugnisse der Posamentir-, Knopf- und Spitzen-
arbeit nach ausgestellten Originalen aus dem Kgl. Kunst-
gewerbemuseum, während Herr Ernst Flemming im Anschluss
an die sehr reiche Ausstellung moderner Posamentirarbeiten
der städtischen Webeschule und hervorragender Posamentir-
warenfabriken die Herstellung dieser Technik mit beson-
derer Berücksichtigung der Möbelbranche schilderte.
-u- Berlin. In der Sitzung des Vereins für deutsches
Kunstgewerbe am 12. April wurde zunächst das Ergebnis der
Monatskonkurrenz (Modell für einen silbernen Patenbecher)
verkündet. Es erhielten: 1. Preis (80 M.) Modelleur Hein-
rich Friz, 2. Preis (60 M.) Bildhauer Joseph Köpf, 3. Preis
(40 M.) Modelleur Max Schröder. Ehrenvolle Erwähnungen
erhielten ebenfalls die drei Prämiirten und: Zeichner L. Ja-
maer, Franz Bucdorffer und Louis Hitsch. Darauf sprach
Herr Bibliothekar Dr. P. Jessen über die Formen des Louis
XVI-Stiles in Frankreich und ihren Wert für das heutige
Kunstgewerbe. Nachdem der Redner die Wandlungen ge-
schildert hat, welche das Rokoko in der Zeit von 1748 bis
1760 durchgemacht hat, geht er genauer ein auf die charak-
teristische Eigenart des Louis XVI-Stiles, zeigt, wie an
Stelle der Kurve die gerade Linie tritt, wie im Rahmenwerk
die Muschel durch antike Profile und Motive ersetzt wird
und besonders auch das Füllungsornament in seinen Akan-
thusranken, grottesken Blumen, Emblemen und Sinnbildern
wieder auf die Antike zurückgeht, um nach diesen Gesichts-
punkten die einzelnen Gruppen des Kunstgewerbes an Vor-
bildern und Vorlagen aus dem Kgl. Kunstgewerbemuseum
zu erläutern. Es sei jedem Künstler zu empfehlen, diesen
Stil zu studiren, nicht um ihn nachzuahmen, sondern um
von den strengen Formen desselben zu lernen, mit unseren
reichen Mitteln Maß zu halten.
—■ Bremen. Der Gewerbe- und Industrieverein hat zur
Unterstützung junger strebsamer Gewerbetreibender und In-
dustrieller eine Stipendienkasse gegründet, deren Mittel
durch freiwillige Beiträge von Mitgliedern, durch einen jähr-
lichen Beitrag aus dem Vereinsvermögen und durch Sehen-