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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 4.1893

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.3942#0167

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KLEINE MITTEILUNGEN.

ein freiliegender Blätterkranz den Übergang zu dem Hohl-
raum unter dem krönenden Stein. Die Fassung des Steines
besteht aus fein behandeltem sehrägliegenden Blattwerk,
dessen Farbe Lichtgold ist; die umgeschlagenen Ränder
fassen die Kante des Steines. Der Stein, ein Brillant von
1819/04 Karat, ist von großem Wert: seine Schönheit ist
durch alle Mittel einer kunstverständigen Fassung zur
höchsten Wirkung gesteigert. Die Größe des Steines be-
trägt etwa 18 mm; die Höhe des Ringes im ganzen
44 mm. Die zur Aufnahme des Ringes bestimmte Schatulle
ist 32 x 22 cm groß und 7 cm hoch, ganz mit dunklem
Rindleder überzogen, die Vorderseite in reichster Durchbil-
dung in Lederschnitt und Punzirung ausgeführt; die Seiten
tragen nur eingeschnittenes Ornament mit Goldbemalung.
Entwürfe von Halm, welche sich enger an die Stilformen
des Ringes selbst anschlössen, konnten bei der Kürze der
Zeit nicht mehr in Frage kommen, und so griff man zu dem
Vorbild, das ein alter deutscher Meister, Eisenhoit, unter
Einwirkung italienischer Vorbilder in dem bekannten Buch-
deckel von Fürstenberg geschaffen hat. Entwurf und Aus-
führung sind von Hulbe in Hamburg. Die Innenseite des
Deckels trägt auf elfenbeinfarbenem Grund den in Leder
eingeschnittenen Namenszug des Kaisers nebst Kronen und
Adlermotiven, die sich zu einem reichen damaszirten Ge-
bilde vereinigen. Besondere Sorge ist auf die Auskleidung
des Kastens verwandt. Der Raum ist durch eine Gliederung
derart gestaltet, dass zunächst eine flache Kehle den Abstieg
vermittelt; dann baut sich eine längliche Erhebung auf, die
in ihrer Mitte den Ring trägt. Zur Auskleidung ist ein
köstlicher Damast von resedagrünem Ton verwandt; Netz-
werk aus Kordeln der gleichen Farbe, von kleinen Flocken
durchsetzt, überspannt den Grundstoff. Es sind keine offenen
Flächen gelassen, sondern das Ganze mit einer äußerst ge-
schickt angeordneten Passementerie verziert, wie sie das
vorige Jahrhundert so glücklich zu gestalten wusste. Dieser
Teil der Arbeit wurde in Frankfurt nach besonderer Angabe
von Dr. Schneider ausgeführt. Auf dem neutral lichtgrün
getönten Grunde, von keiner konkurrirenden Farbe beein-
trächtigt, strahlt der Ring in überraschender Schönheit: das
Gold des Kleinods, wie der kostbare Stein konnten kaum
schöner zur Wirkung kommen. Der Kaiser gab seiner Be-
friedigung über das Gelingen der Arbeit den lebhaftesten
Ausdruck. Nach kaum dreiwöchentlicher Frist kam der

Ring samt der Schatulle in Berlin am 12. Februar an.
General von Lo'ii war bekanntlich der Überbringer der Kaiser-
gabe und empfing seitens des Papstes den Ausdruck der
höchsten Bewunderung für diese Ehrengabe des deutschen
Kaisers, die zugleich ein Denkmal deutscher Kunst in
Rom ist.

TECHNISCHES.

— Leipziger Qlanzgold. Dr. G. Langbein, Chemische
Fabrik, Gold- und Silberscheideanstalt in Leipzig, bringt
ein neues Glanzgold in den Handel. Dieses „Leipziger Glanz-
gold" ist bezüglich seiner Farbe, Deckkraft, Feuerbeständig-
keit und seines Glanzes den besten Handelsmarken voll-
kommen ebenbürtig, es übertrifft diese zum Teil durch die
ausgezeichnete Haftbarkeit auf der Glasur, so dass das Gold
nach vollendetem Einbrennen weder durch Wolle, Haare,
Hörn, ja kaum durch Stahl ritzbar ist. Das „Leipziger Glanz-
gold" lässt sich vorzüglich verarbeiten, läuft an den Rän-
dern nicht aus, trocknet rasch und zeigt selbst bei dem
schnellsten Einbrennen keine Risse oder Sprünge. Es bietet
die Gewähr stets gleichbleibender Zusammensetzung, selbst
bei jahrelanger Aufbewahrung ist ein Zurückgehen des Gold-
gehalts ausgeschlossen.

X. Thüren, die sich selbst öffnen und schließen, empfiehlt
Ingenieur Rudolf Hand in Wien. Der Erfinder dieses eigen-
artigen Mechanismus mit elektrischem Betriebe giebt in
einer kleinen Broschüre (Schubthüren, von R. Hand, zu be-
ziehen durch Artur Seemann, 50 Pf.) eine genaue Beschrei-
bung und Anweisung zur Herstellung dieser verlockenden
Neuerung, die sich besonders für Neubauten empfiehlt. Vor
beiden Seiten der Thür ist je ein Trittbrett angebracht, das
sich beim Betreten zwar nicht merklich senkt, aber durch
das Gewicht der betretenden Person einen Kontakt einer
elektrischen Batterie herbeiführt; hierdurch wird ein kleiner
Motor in Bewegung gesetzt, der die Flügel an Transmissions-
schnüren zurückzieht, nach dem Verlassen des zweiten jen-
seitigen Trittbretts fallen die Thürflügel wieder zu, da sie
auf Rollen an Schienen aufgehängt sind, die etwas geneigte
Lage haben. Die Thür geht sehr ruhig, es tritt infolge des
sinnreichen Mechanismus keine Erschütterung ein. Für
Theater, für Ballsäle u. dergl. sind derartige wie von un-
sichtbarer Hand sich öffnende Thüren sehr zu empfehlen.
Die Geschwindigkeit des Ganges lässt sich reguliren nach
dem Wunsche des Bestellers.

Herausgeber: Arthur Pabst in Köln.— Für die Redaktion verantwortlich: Artur Seemann in Leipzig.

Druck von August Pries in Leipzig.
 
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