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DIE PFLANZE IN DER DEKORATIVEN KUNST.
daselbst am stärksten hervortritt, die Palme, auch
in der Dekoration eine hervorragende Stellung gewann.
Von der Natur schon mit einer gewissen Stilisirung
versehen, forderte dieselbe geradezu zu ornamentaler
Nachbildung heraus. Durch die, auf eine einfache
Formel gebrachte Darstellung des ganzen Baumes
lieferte die mesopotamische Kunst in der That ein
höchst brauchbares Ornament, die Palmette, welche
Anders gestaltete sich das Verhältnis zur Bebe
und zur Rose, zwei Pflanzen, an deren pikanter
Schönheit die Künstler jener frühen Epochen un-
möglich vorübergehen konnten. Allerdings haben
bei ihrer Aufnahme in die Dekoration noch andere
als ästhetische Gründe mitgewirkt.
Diese beiden Pflanzen führen in der Dekoration
jener frühen Kunst nur ein bescheidenes Dasein, da
...
Assyrisches Relief im britischen Museum.
unter der genialen Hand der Griechen zu so hoher
Bedeutung emporsteigen sollte.
Ahnlich verhielt es sich mit dem Lotos, der
Lieblingspflanze der ägyptischen und der indischen
Dekoration. Seine einfache, leicht wiederzugebende
Form und sein, aus sehr wirksamen Kontrasten be-
stehendes Kolorit empfahlen ihn besonders der
ägyptischen Kunst, die bei einem einfachen monumen-
talen Schnitt der Architekturglieder verharrte.
es wohl gelang, ein stilisirtes Abbild von ihnen zu
schaffen, zur Wiedergabe des hohen malerischen
Reizes derselben die Kraft aber nicht ausreichte.
Es musste das dem griechischem Kunstvermögen
überlassen bleiben.
Die Größe einer Pflanze und ihrer Einzelteile
kommt indes nicht nur in Betracht hinsichtlich des
Bemerktwerdens, sondern auch bei der Verwertung
zu tektonischen Aufgaben. Man kann nicht behaup-
DIE PFLANZE IN DER DEKORATIVEN KUNST.
daselbst am stärksten hervortritt, die Palme, auch
in der Dekoration eine hervorragende Stellung gewann.
Von der Natur schon mit einer gewissen Stilisirung
versehen, forderte dieselbe geradezu zu ornamentaler
Nachbildung heraus. Durch die, auf eine einfache
Formel gebrachte Darstellung des ganzen Baumes
lieferte die mesopotamische Kunst in der That ein
höchst brauchbares Ornament, die Palmette, welche
Anders gestaltete sich das Verhältnis zur Bebe
und zur Rose, zwei Pflanzen, an deren pikanter
Schönheit die Künstler jener frühen Epochen un-
möglich vorübergehen konnten. Allerdings haben
bei ihrer Aufnahme in die Dekoration noch andere
als ästhetische Gründe mitgewirkt.
Diese beiden Pflanzen führen in der Dekoration
jener frühen Kunst nur ein bescheidenes Dasein, da
...
Assyrisches Relief im britischen Museum.
unter der genialen Hand der Griechen zu so hoher
Bedeutung emporsteigen sollte.
Ahnlich verhielt es sich mit dem Lotos, der
Lieblingspflanze der ägyptischen und der indischen
Dekoration. Seine einfache, leicht wiederzugebende
Form und sein, aus sehr wirksamen Kontrasten be-
stehendes Kolorit empfahlen ihn besonders der
ägyptischen Kunst, die bei einem einfachen monumen-
talen Schnitt der Architekturglieder verharrte.
es wohl gelang, ein stilisirtes Abbild von ihnen zu
schaffen, zur Wiedergabe des hohen malerischen
Reizes derselben die Kraft aber nicht ausreichte.
Es musste das dem griechischem Kunstvermögen
überlassen bleiben.
Die Größe einer Pflanze und ihrer Einzelteile
kommt indes nicht nur in Betracht hinsichtlich des
Bemerktwerdens, sondern auch bei der Verwertung
zu tektonischen Aufgaben. Man kann nicht behaup-