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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 4.1893

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Krell, Paul F.: Die Pflanze in der dekorativen Kunst, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3942#0174

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DIE PFLANZE IN DER DEKORATIVEN KUNST.

Spätromanisehes, gemaltes Ornament aus der Kirche St. Quiriaee in Provins (Seine et Marne). (Gelis-Didot.)

nähme neuer, zuvor nicht oder nur wenig verwen-
deter Pflanzentypen bildet gewöhnlich die Eignung
derselben für gewisse in die Mode kommende Tech-
niken und Materialien. Jede neue Stilweise oder
auch nur veränderte Geschmacksrichtung pflegt ja
einzelne Techniken zu bevorzugen und außerdem
wieder neue in Aufnahme zu bringen.

Die Spätzeit des Barockstils und das Rokoko z. B.
erhoben die Seide, die Fayence und dann das Por-
zellan zu den tonangebenden Materialien.

Nun sind das glänzende Stoffe, für welche helle,
und, was Seide und Porzellan betrifft, sogar sehr
blühende Kolorite besonders geeignet sind, desgleichen
freie malerische Formen und zarte Bildungen. Eine
Menge kleiner zierlicher Pflanzen, welche vorher
von der dekorativen Kunst fast ganz übergangen
worden waren, kamen damit zu Ehren. Ich will nur
an das Petersil- und an das Zwiebelmuster erinnern.

Aber trotz des Eindringens solcher neuer Favo-
riten wird jede neue Stilweise doch nicht umhin
können, eine Anzahl alter Erbstücke beizubehalten,
denn gewisse Dienste können in der dekorativen
Kunst eben nur von gewissen Pflanzentypen geleistet
werden, oder, um es genauer zu sagen, es giebt
keine anderen Pflanzen, welche dieselben Dienste so
vorzüglich wie jene zu leisten im stände sind.

Mit dieser Bemerkung bin ich bei jener Ursache
der Bevorzugung gewisser Pflanzen von Seiten der
dekorativen Kunst angelangt, welche die wichtigste
ist, und uns den hauptsächlichsten Aufschluss über
die zu Eingang dieser Abhandlung aufgeworfenen
Fragen giebt, nämlich zur technisch-künstlerischen Eig-
nung der verschiedenen Pflanzen für bestimmte,
immer wiederkehrende Themata. (Der Zusatz „tech-
nisch" bezieht sich namentlich auf die eigentümlichen
Anforderungen der verschiedenen Materialien.)

Gotische Gesimsverzierung an der Kathedrale von Evreux. (Raguenet.)
 
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