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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 4.1893

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Barock- und Rokoko-Dekorationen
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https://doi.org/10.11588/diglit.3942#0178

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BAROCK- UND ROKOKODEKORATIONEN.

'7£K.a<uaLn*y.

Dekoration aus dem Sehlosae zu Würzburg.
(Photographie von P. Bette in Berlin.)

hört dieser Schmuck zu dem glänzendsten,
was das frühe Rokoko in Deutschland aufzu-
weisen hat, sein vornehmer Reichtum ist eine
wahre Fundgrube für den Kunsthandwerker
jeder Art.

Die Dekoration des Ansbacher Schlosses,
welche von 1713 bis in die vierziger Jahre
währte und im wesentlichen von Leopold Retti
herrührt, ist von Otto Lessing überhaupt zum
erstenmal veröffentlicht worden (100 Licht-
drucktafeln, erschienen bei W. Schultz in
Berlin). Auch die Ornamentik der Ansbacher
Fürstenzimmer hat vorwiegend den Charakter
des frühen, maßvollen Rokoko. Besonders
glücklich und geschmackvoll sind die Über-
gänge der Wände zur Deckendekoration be-
handelt. Mit Recht sagt der Herausgeber des
Werkes, dass das Maßhalten, das Anpassen
an die menschlichen Verhältnisse und Bedürf-
nisse alle Räume des Schlosses auszeichnet,
„und nur wenige Werke dürften so geeignet
sein, dem Architekten und Dekorateur An-
regung zur Ausschmückung moderner Wohn-
räume in solcher Hülle und Fülle zu bieten*.
Das stets aufliegende Relief, besonders in den
Cartouchen, erinnert an ciselirte Silberarbeiten,
so zart und gewandt ist es ausgeführt. Diese
Arbeiten rühren zum großen Teile von Diego
Carlone her, ein Glied jener vielköpfigen
Familie, deren Namen als Dekorateure mit
dem Rokokostil eng verknüpft ist (vgl. Gurlitt,
Geschichte des Barockstils etc., Bd. III). Die
vielfältigen ausgezeichneten Holzschnitzereien,
Spiegeltische, Konsolen, Bilder und Spiegel-
rahmen rühren wohl von anderer Hand her.
Bemerkenswert sind besonders noch ein präch-
tiger Kronleuchter aus späterer Zeit aus der
Berliner Porzellanmanufaktur, ein Geschenk
Friedrich's des Großen, zwei Uhren gleichen
Ursprungs und verschiedene Meißener Pro-
dukte. Das Mobiliar des Schlosses entstammt
zum Teil einer späteren Zeit als die Dekora-
tion der Räume.

Aufnahmen von Dekorationsmotiven der
Schlösser zu Bruchsal und Würzburg hat Paul
Bette in Berlin (Charlottenstr. 96) in den
Handel gebracht. Seine Auswahl von Photo-
graphieen hat den Vorteil, Einzelheiten der
Dekoration in besonderen Detailaufnahmen
wiederzugeben, die von den Architekten und
Kunsthandwerkern für sich allein, blattweise
 
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