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DIE FACHAUSSTELLUNG DES PFORZHEIMER KUNSTGEWERBEVEREINS.
Fig. 3.
sich in den 16 Jahren seines Bestehens als unent-
behrliche und höchst förderliche Faktoren für die
gedeihliche Fortentwickelung der Bijouteriefabri-
kation erwiesen. Die Vorbildersammlung des Ver-
eins soll nunmehr für unsere Industrie nutzbar ge-
macht und als „Kunstgewerbemuseum" der allge-
meinen Benutzung übergeben werden. Dies gab
den Anlass zu einer Fachausstellung für Bijouterie.
Mit dieser Ausstellung, welche am 4. Juni d.
Jähr, eröffnet wurde, legt der fcur Zeit 910 Mit-
glieder zählende Verein Rechenschaft ab von den Er-
folgen seiner bisherigen Wirksamkeit; er will zeigen,
wie der moderne Schmuck entsteht vom Entwurf
bis zur Vollendung, und deshalb enthält die Aus-
stellung nicht nur fertige Schmucksachen, sondern
auch Entwürfe und Modelle, Rohmaterialien und
maschinelle Einrichtungen, sowie die Erzeugnisse
der verschiedenen Hilfsgeschäfte. Eine besondere
Abteilung ist den Lehrmitteln und Arbeiten der
Großherzogl. Kunstgewerbeschule gewidmet, so dass
das Ganze ein Bild gegenseitiger Befruchtung von
Schule und Geschäftsleben bietet, das jeden Fach-
mann aufs höchste interessiren dürfte.
Einige Worte über unsere Industrie im allge-
meinen mögen noch gestattet sein.
Pforzheim verarbeitet Gold und Silber in den
üblichen Legirungen. Die Umwandlung der Barren
in Bleche und Drähte durch Walzen und Ziehen
darf wohl als bekannt vorausgesetzt, werden. In
neuerer Zeit aufgekommen ist die Verarbeitung von
Double, goldplattirten Silber- oder Tombakbleches,
das sich wie Gold verarbeiten lässt; beim Doppel-
double erfolgt der Goldbelag beidseitig, so dass der
fertige Gegenstand die Anwesenheit des Surrogates
in keiner Weise ahnen lässt. Die
ganze Eigenart unserer Industrie
bringt es mit sich, dass der Ma-
schinenarbeit eine bedeutende Rolle
bei der Herstellung von Bijouterie
zufällt. Vielfach im Gebrauch sind
Walzen aller Art zur Bearbeitung
von Draht und Blech, „Rändel-
maschinen" zum Aufpressen feiner
Verzierungen, „Guillochirmaschi-
nen" für gewisse Arten von Gra- F,'s- 2.
virungen. Charakteristisch sind
das Fallwerk und die „Aushauermaschinen", ver-
mittelst welcher die Einzelformen aus Blech aus-
geschlagen, oder mit Relief versehen werden.
In welchem besonderen Grade, selbst für mo-
derne Verhältnisse, unser hiesiges Kunsthandwerk
sich die Arbeitsteilung zu Nutzen macht, erhellt
schon aus der oben angeführten Aufzählung der ver-
schiedenen Hilfszweige. Es ist auch in wenigen
Fällen eine Fabrik im stände, einen Auftrag ganz
mit eignen Kräften auszuführen, ohne eine oder
andere Hilfsgeschäft in Anspruch zu nehmen. Es
ist daher ein oft recht umständlicher Etappen-
weg, den das einzelne Stück zu durchlaufen hat,
ehe es aus der Fabrik entlassen werden kann.
Die Ausstellung ist von 270 Ausstellern be-
schickt, darunter CO—70 Arbeiter und Lehrlinge,
die mit der Kunstgewerbeschule in Berührung standen
oder stehen. Der nachstehende Bericht ist im all-
gemeinen nach Zweigen gegliedert.
Wohl das populärste Schmuckstück ist die
Kette in ihrer Verwendung als Befestigung der
Taschenuhr.
DIE FACHAUSSTELLUNG DES PFORZHEIMER KUNSTGEWERBEVEREINS.
Fig. 3.
sich in den 16 Jahren seines Bestehens als unent-
behrliche und höchst förderliche Faktoren für die
gedeihliche Fortentwickelung der Bijouteriefabri-
kation erwiesen. Die Vorbildersammlung des Ver-
eins soll nunmehr für unsere Industrie nutzbar ge-
macht und als „Kunstgewerbemuseum" der allge-
meinen Benutzung übergeben werden. Dies gab
den Anlass zu einer Fachausstellung für Bijouterie.
Mit dieser Ausstellung, welche am 4. Juni d.
Jähr, eröffnet wurde, legt der fcur Zeit 910 Mit-
glieder zählende Verein Rechenschaft ab von den Er-
folgen seiner bisherigen Wirksamkeit; er will zeigen,
wie der moderne Schmuck entsteht vom Entwurf
bis zur Vollendung, und deshalb enthält die Aus-
stellung nicht nur fertige Schmucksachen, sondern
auch Entwürfe und Modelle, Rohmaterialien und
maschinelle Einrichtungen, sowie die Erzeugnisse
der verschiedenen Hilfsgeschäfte. Eine besondere
Abteilung ist den Lehrmitteln und Arbeiten der
Großherzogl. Kunstgewerbeschule gewidmet, so dass
das Ganze ein Bild gegenseitiger Befruchtung von
Schule und Geschäftsleben bietet, das jeden Fach-
mann aufs höchste interessiren dürfte.
Einige Worte über unsere Industrie im allge-
meinen mögen noch gestattet sein.
Pforzheim verarbeitet Gold und Silber in den
üblichen Legirungen. Die Umwandlung der Barren
in Bleche und Drähte durch Walzen und Ziehen
darf wohl als bekannt vorausgesetzt, werden. In
neuerer Zeit aufgekommen ist die Verarbeitung von
Double, goldplattirten Silber- oder Tombakbleches,
das sich wie Gold verarbeiten lässt; beim Doppel-
double erfolgt der Goldbelag beidseitig, so dass der
fertige Gegenstand die Anwesenheit des Surrogates
in keiner Weise ahnen lässt. Die
ganze Eigenart unserer Industrie
bringt es mit sich, dass der Ma-
schinenarbeit eine bedeutende Rolle
bei der Herstellung von Bijouterie
zufällt. Vielfach im Gebrauch sind
Walzen aller Art zur Bearbeitung
von Draht und Blech, „Rändel-
maschinen" zum Aufpressen feiner
Verzierungen, „Guillochirmaschi-
nen" für gewisse Arten von Gra- F,'s- 2.
virungen. Charakteristisch sind
das Fallwerk und die „Aushauermaschinen", ver-
mittelst welcher die Einzelformen aus Blech aus-
geschlagen, oder mit Relief versehen werden.
In welchem besonderen Grade, selbst für mo-
derne Verhältnisse, unser hiesiges Kunsthandwerk
sich die Arbeitsteilung zu Nutzen macht, erhellt
schon aus der oben angeführten Aufzählung der ver-
schiedenen Hilfszweige. Es ist auch in wenigen
Fällen eine Fabrik im stände, einen Auftrag ganz
mit eignen Kräften auszuführen, ohne eine oder
andere Hilfsgeschäft in Anspruch zu nehmen. Es
ist daher ein oft recht umständlicher Etappen-
weg, den das einzelne Stück zu durchlaufen hat,
ehe es aus der Fabrik entlassen werden kann.
Die Ausstellung ist von 270 Ausstellern be-
schickt, darunter CO—70 Arbeiter und Lehrlinge,
die mit der Kunstgewerbeschule in Berührung standen
oder stehen. Der nachstehende Bericht ist im all-
gemeinen nach Zweigen gegliedert.
Wohl das populärste Schmuckstück ist die
Kette in ihrer Verwendung als Befestigung der
Taschenuhr.