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DIE FRANKFURTER LEIHGABENAUSSTELLUNG.
in der Ztschr. f. dir. Kunst 1889, 3) und ein Haus-
altärchen des bekannten Augsburger Meisters Wall-
baum zu nennen, welches die elegante Verbindung von
Silber mit Ebenholz, das Merkmal dieses Meisters, aufs
beste aufweist. Die schöne Pluvialschließe von 1487
aus dem Dom, St. Bartholomäus zwischen zwei Heiligen
darstellend, sowie zwei Paces in Niello, mit ihrer origi-
nalen Bronzeumrahmung versehen (Metzler und deRidder),
vervollständigen die kirchlichen Edelmetallarbeiten.
Unter den Emailarbeiten ist kaum ein Stück ersten
Banges, dafür aber zahlreiche und instruktive Vertre-
tungen der verschiede-
nen Schulen. Altrhei-
nischer Grubenschmelz
ist durch Kirchenge-
rät, Hostienbüchsen,
kleine Reliquienkäs-
ten, Abtstäbe u. dgl.
bei Becker und Metz-
ler vertreten; bei letz-
teren finden wir auch
ein „Gemellion", eine
der meist paarweise
vorkommenden Hand-
waschbecken des 12.
Jahrh. mit der Dar-
stellung einer auf den
Händen tanzenden
Gauklerin. Limoges-
emaillen besitzt in
besonderer Schönheit
Herr Metzler (Altar
mit 12 kleinen Bildern
auf einer Tafel, Pax
und Spiegelkapsel);
eine Kreuztragung bei
Herrn Becker zeigt
auf der Rückseite die
eingeschlagene Marke
der Penicaud. Sehr
schön ist eine Ver-
kündigung bei Herrn
Passavant-Gontard, Jean Limousin gezeichnet, sowie
Monatsteller von Pierre Courteys. Zwei Salzfässer der Frei-
frau Wilhelm von Rothschild deuten in ihrer delikaten
Ornamentik auf den Meister J. C, zu dessen Eigentümlich-
keiten auch das scharfe Gelbrot der Fleischfarbe gehört.
Schöne Madonnen der älteren Periode besitzen die Herren
de Ridder und May. Ein schönes Emailporträt der
Königin Margarete von Navarra auf lebhaft blauem
Grunde, die Gesichtszüge mit den charakteristischen
Bistreschatten des Leonard Limousin herausgearbeitet,
hat seinen Weg aus der Sammlung Horace Walpole's
durch die Magniac-Versteigerung in den Besitz des Herrn
Goldschmidt-von Rothschild genommen.
Fig. 7. Vogelfänger, deutsche Arbeit. Bronze aus der Sammlung Tli. Stern.
Mit den Majoliken verhält es sich ähnlich wie mit
den Emailmalereien: eine erfreulich vollständige Ver-
tretung der Schulen, besonders bei Herren Metzler und
Becker, von ganz hervorragenden Stücken eigentlich
nur eins, ein Teller des Maestro Giorgio von Gubbio,
1528 aus dem Besitz Passavant-Gontard, auf welchen
sich eine ziemlich treue (Spiegelbild-)Kopie des Dürer-
schen Stiches vom verlorenen Sohn findet. Diese Dürer-
sche Komposition, welche ihre Entstehung um Beginn
des 16. Jahrhunderts datirt, fand bekanntlich in Italien
namentlich wegen ihres malerischen Architekturhinter-
grundes großen Bei-
fall. Die Farben-
gebung ist eine sehr
harmonische; die Me-
tallreflexe tief pur-
purrot. Wegen ihrer
schönen Reflexe (die
zur Zeit den Wert
der Majoliken in höhe-
rem Grade bestimmen
als die Zeichnung) sind
noch bei Herrn Seckel
zu nennen: ein Teller
mit der Figur des hei-
ligen Matthias, dessen
Hintergrund sehr zar-
ten Goldglanz auf-
weist, datirt M. G.
1525. Eine große
Tafel desselben Mei-
sters, eine thronende
Madonna vom heiligen
Dominicus undThomas
von Aquino umgeben;
ein Saturnalienfest in
offener Landschaft von
Francesco Xanto 1536.
Eine Palissyschüssel
mit Familienbild be-
sitzt Herr Metzler.
Porzellansammler
wenn die hier ver-
erschöpfendes Bild des
so sind doch
sind in Frankfurt zahlreich;
einigten Sachen auch kein
Bestandes dieser Sammlungen geben,
immerhin einige der wertvollsten Figuren und Grup-
pen in guten Exemplaren vertreten, besonders die-
jenigen der Höchster Fabrik. Unter den Arbeiten der
letzteren scheint ein Krinolintänzerpaar von Baron von
Erlanger den Preis zu verdienen. Auch Frankenthal,
Ludwigsburg, Nymphenburg sind in guten Beispielen
vorhanden; weniger Meißen. Das Beste der letztge-
nannten Fabrik möchten zwei kleine Flacons (Hr. Becker)
mit selten gutem Dekor in Gold und Rot sein. Von
Alt-Berlin hat Baron Erlanger eine klassisch-bewegte
DIE FRANKFURTER LEIHGABENAUSSTELLUNG.
in der Ztschr. f. dir. Kunst 1889, 3) und ein Haus-
altärchen des bekannten Augsburger Meisters Wall-
baum zu nennen, welches die elegante Verbindung von
Silber mit Ebenholz, das Merkmal dieses Meisters, aufs
beste aufweist. Die schöne Pluvialschließe von 1487
aus dem Dom, St. Bartholomäus zwischen zwei Heiligen
darstellend, sowie zwei Paces in Niello, mit ihrer origi-
nalen Bronzeumrahmung versehen (Metzler und deRidder),
vervollständigen die kirchlichen Edelmetallarbeiten.
Unter den Emailarbeiten ist kaum ein Stück ersten
Banges, dafür aber zahlreiche und instruktive Vertre-
tungen der verschiede-
nen Schulen. Altrhei-
nischer Grubenschmelz
ist durch Kirchenge-
rät, Hostienbüchsen,
kleine Reliquienkäs-
ten, Abtstäbe u. dgl.
bei Becker und Metz-
ler vertreten; bei letz-
teren finden wir auch
ein „Gemellion", eine
der meist paarweise
vorkommenden Hand-
waschbecken des 12.
Jahrh. mit der Dar-
stellung einer auf den
Händen tanzenden
Gauklerin. Limoges-
emaillen besitzt in
besonderer Schönheit
Herr Metzler (Altar
mit 12 kleinen Bildern
auf einer Tafel, Pax
und Spiegelkapsel);
eine Kreuztragung bei
Herrn Becker zeigt
auf der Rückseite die
eingeschlagene Marke
der Penicaud. Sehr
schön ist eine Ver-
kündigung bei Herrn
Passavant-Gontard, Jean Limousin gezeichnet, sowie
Monatsteller von Pierre Courteys. Zwei Salzfässer der Frei-
frau Wilhelm von Rothschild deuten in ihrer delikaten
Ornamentik auf den Meister J. C, zu dessen Eigentümlich-
keiten auch das scharfe Gelbrot der Fleischfarbe gehört.
Schöne Madonnen der älteren Periode besitzen die Herren
de Ridder und May. Ein schönes Emailporträt der
Königin Margarete von Navarra auf lebhaft blauem
Grunde, die Gesichtszüge mit den charakteristischen
Bistreschatten des Leonard Limousin herausgearbeitet,
hat seinen Weg aus der Sammlung Horace Walpole's
durch die Magniac-Versteigerung in den Besitz des Herrn
Goldschmidt-von Rothschild genommen.
Fig. 7. Vogelfänger, deutsche Arbeit. Bronze aus der Sammlung Tli. Stern.
Mit den Majoliken verhält es sich ähnlich wie mit
den Emailmalereien: eine erfreulich vollständige Ver-
tretung der Schulen, besonders bei Herren Metzler und
Becker, von ganz hervorragenden Stücken eigentlich
nur eins, ein Teller des Maestro Giorgio von Gubbio,
1528 aus dem Besitz Passavant-Gontard, auf welchen
sich eine ziemlich treue (Spiegelbild-)Kopie des Dürer-
schen Stiches vom verlorenen Sohn findet. Diese Dürer-
sche Komposition, welche ihre Entstehung um Beginn
des 16. Jahrhunderts datirt, fand bekanntlich in Italien
namentlich wegen ihres malerischen Architekturhinter-
grundes großen Bei-
fall. Die Farben-
gebung ist eine sehr
harmonische; die Me-
tallreflexe tief pur-
purrot. Wegen ihrer
schönen Reflexe (die
zur Zeit den Wert
der Majoliken in höhe-
rem Grade bestimmen
als die Zeichnung) sind
noch bei Herrn Seckel
zu nennen: ein Teller
mit der Figur des hei-
ligen Matthias, dessen
Hintergrund sehr zar-
ten Goldglanz auf-
weist, datirt M. G.
1525. Eine große
Tafel desselben Mei-
sters, eine thronende
Madonna vom heiligen
Dominicus undThomas
von Aquino umgeben;
ein Saturnalienfest in
offener Landschaft von
Francesco Xanto 1536.
Eine Palissyschüssel
mit Familienbild be-
sitzt Herr Metzler.
Porzellansammler
wenn die hier ver-
erschöpfendes Bild des
so sind doch
sind in Frankfurt zahlreich;
einigten Sachen auch kein
Bestandes dieser Sammlungen geben,
immerhin einige der wertvollsten Figuren und Grup-
pen in guten Exemplaren vertreten, besonders die-
jenigen der Höchster Fabrik. Unter den Arbeiten der
letzteren scheint ein Krinolintänzerpaar von Baron von
Erlanger den Preis zu verdienen. Auch Frankenthal,
Ludwigsburg, Nymphenburg sind in guten Beispielen
vorhanden; weniger Meißen. Das Beste der letztge-
nannten Fabrik möchten zwei kleine Flacons (Hr. Becker)
mit selten gutem Dekor in Gold und Rot sein. Von
Alt-Berlin hat Baron Erlanger eine klassisch-bewegte