232
KLEINE MITTEILUNGEN.
nur von ganz wenigen Teilnehmern Objekte eingesandt wor-
den. Allein jeder Besucher der Ausstellung wird das Ver-
dienstliche des Unternehmens erkannt haben und mit uns
wünscher., dass eine solche Vorführung in nicht zu langer
Zeit möchte wiederholt werden. Ohne Zweifel werden als-
dann viele Musterzeichner und Fabrikanten auf dem Platze
erscheinen, die auf der ersten Ausstellung noch fehlten. Die
Anregungen, die ein solches Unternehmen birgt, sind wichtig
und fruchtbar genug, und man kann dem verdienstlichen
Leiter des Unternehmens, Herrn Professor Kumseh, für die
erste Ausführung eines so glücklichen Gedankens nur sehr
dankbar sein. Von den 150 Ausstellern entfielen auf die der
Tapetenbranche angehörigen etwa 20, die gleiche Ziffer reprä-
sentirte die gewebten Stoffe, ungefähr ebensoviel kamen
auf die Rubrik Kleiderstoffe. Sieben Aussteller hatten Stoffe
oder Zeichnungen für Teppiche, Linoleum und zehn Zeich-
nungen für Gardinen vorgeführt. Auf Leinengewebe und
Tischzeug entfielen 13, auf Buntstickerei 19, auf Weißstickerei
ca. 16 Aussteller. Eine Anzahl Spitzen und Posamenten, eine
Reihe Tafelwerke und Bücher, Instrumente und Maschinen
machen den Rest aus. Bemerkenswert war noch in einem
besonderen Zimmer die Vorführung der Produkte des Ateliers
Fr. Fischbach in Wiesbaden; nicht zur Ausstellung eigentlich
gehörig, aber sehr willkommen, weil nahe verwandt und lehr-
reich, war die Sammlung von Zeichnungen von Walter Crane,
über dessen fruchtbare und fruchtbringende Thätigkeit die
Leser d. Bl. schon mehrfach Kenntnis erhalten haben. Bei
der Prämiirung erhielten vier Aussteller die silberne Me-
daille, nämlich Oscar Hacbler und Richard Müller, beide in
Dresden, Roh. Ruepp in Paris und Max Schaefer in Mann-
heim. Achtzehn bronzene Medaillen und 52 Diplome kamen
außerdem zur Verteilung. Für das Diplom war ein Wett-
bewerb ausgeschrieben worden, an dem sich 14 Künstler be-
teiligten. Den ersten Preis (100 Mark) erhielt Herr Faul
Lorenz in Berlin, den zweiten (50 Mark) Herr R. Jänichcn
aus Chemnitz. Die Entwürfe waren auf der Ausstellung zu
sehen. Neben den prämiirten fiel noch die mit dem Motto
„Apollo" versehene Zeichnung, wegen der ihr zu Grunde
liegenden Idee auf; einige zeichnerische Mängel, besonders
bei den Figuren, machten sich darin bemerklich. Einen
hübschen Gesamteindruck machte der Entwurf mit dem
Kennwort „Eile"; die übrigen litten meist an dem leider so
häufig wiederkehrenden Fehler der Überladung mit Motiven.
— Mit dieser Ausstellung war ein Musterzeichnertag ver-
bunden, der am 6. August stattfand. Der Verband der Muster-
zeichner umfasst nach der Mitteilung der „Zeitschrift für
Musterzeichner" gegenwärtig 319 Mitglieder. Die Beteiligung
an dem Verbandstage war ziemlich reich. Herr Geheimrat
Röscher, der als Vertreter der kgl. sächsischen Regierung an-
wesend war, äußerte sich in einer Ansprache über die Thätig-
keit und Wirksamkeit der Musterzeichner und über die Ziele
des Verbandes, empfahl auch einen festen Zusammenschluss
sämtlicher Musterzeichner durch allgemeinen Beitritt zu dem
Verbände. Die y24 Uhr versammelten Delegirten der Lokal-
vereine berieten und fassten Besohluss über einige Änderungen
der Statuten und besprachen die notwendige Förderung des
Stellennachweises. Am Abend fand ein stark besuchter
Kommers in den 3 Raben statt, bei dem auch einige Damen
anwesend waren.
ZU UNSEREN BILDERN.
Wir bringen heute unseren Lesern in bunter Folge Er-
zeugnisse des modernen Kunstgewerbes abwechselnd mit
alten Vorlagen: Die auf Seite 211 abgebildete Schüssel stammt
aus der kunstgewerblichen Anstalt von L. Posen Witwe in
Frankfurt a/M. und bildet die Festgabe der Beamten der
Firma Villeroy & Boeh in Mettlach zur goldenen Hochzeit
des Chefs dieses Hauses. Der Geschirrschrank auf S. 220 ist
von der Firma Sichert & Aschenbach in Berlin entworfen und
ausgeführt, und befindet sich im Besitze des Grafen v. Fa-
brice. Die in Holz geschnitzte und bemalte Deckenrosette auf
S. 221 stammt aus dem Kunstgewerbemuseum in Köln. (Vgl.
N. F. I, S. 112.) S. 223 finden wir 2 Bilderrahmen,' von denen
der eine, von Franz Paiüiert aufgenommen, sich im Besitze des
Herrn Schuldirektors Karnauth in Bozen befindet, während
der andere, von Bethäuser gezeichnet, Eigentum des Karlsruher
Kunstgewerbemuseums ist. Auf den folgenden Seiten finden
wir Erzeugnisse der modernen badischen Kunstindustrie.
S. 224 ist eine Fahne mit dem badischen Wappen, die
als Dekorationsstück der badischen Abteilung auf der
deutsch-nationalen Kunstgewerbeausstellung in München 1888
gedient hat. Dieselbe ist entworfen und auf Rips gemalt
von der Großh. Kunstgewerbeschule in Karlsruhe. In Baden
finden wir auch die auf S. 230 abgebildeten Eisenarbeiten,
die von dem Schlossermeister Bühler in Offenburg entworfen,
und das mittlere für den Fabrikanten Siedle in Triber gaus-
geführt ist. Die von Max Müller in Karlsruhe entworfene
Blumenvase (S. 229) ist in Cuivre poli gedacht.
Ehrenpreis Sr. K. IL. des Großherzogs von Baden. Die
alljährlich wiederkehrenden Iffezheimer und Mannheimer
Pferderennen geben dem badischen Kunstgewerbe stets An-
lass zu bedeutenden Aufgaben, da Großherzog Friedrich je-
weils zu diesen Anlässen kostbare und künstlerisch wert-
volle Prunkgefäße als Ehrenpreise spendet. Mit den Ent-
würfen zu diesen Arbeiten ist seit Jahren der Direktor der
Karlsruher Kunstgewerbeschule Prof. Hermann Götz betraut,
wie demselben zugleich auch von dem hohen Auftraggeber
die jeweilige Überwachung und Leitung der Ausführung an-
vertraut ist. Letztere wechselt unter den badischen Silber-
schmieden in Karlsruhe, Heidelberg und Mannheim. Nur
durch diese fördernde Einwirkung des kunstsinnigen Fürsten
vereint mit geeigneten künstlerischen Kräften konnte sich
in Baden die Silberschmiedetechnik in so hervorragender
Weise entwickeln, zumal auch die Ciselirfachklasse der
Großh. Kunstgewerbeschule wesentlich mit an der Erziehung
tüchtiger Fachleute mitarbeitet. Wer in den letzten fünf-
zehn Jahren die jeweilige Ausstellung dieser Ehrenpreise ver-
folgt hat, konnte deutlich die Fortschritte wahrnehmen, die
sich mit den von Jahr zu Jahr steigernden Aufgaben in er-
freulicher Weise bemerkbar machten und die gerade jetzt
bei der Weltausstellung in Chicago so wirksam zum Aus-
druck gelangen, als dort die badischen Silberarbeiten aller-
seits hohe Anerkennung finden. — Unsere Illustration zeigt
ein Trinkhorn in reichster Silberfassung, von der einzelne
Teile vergoldetund mit Edelsteinen geschmückt sind, ausgeführt
vom Hofjuwelier Paar in Karlsruhe. Entwurf und Ausführung
sind gleich gelungen und insbesondere die frei geschmiedeten
Blumenranken meisterhaft gearbeitet. Auch dieFarbenwirkung
ist eine äußerst feine und stimmungsvolle. Das Gefäß hat
eine Höhe von 60 cm. — Eine Publikation von 00 von Di-
rektor Götz gezeichneten und in Baden ausgeführten Ehren-
preisen und sonstigen Silberarbeiten ist in Vorbereitung
begriffen.
Herausgeber: Arthur Pabst in Köln.— Für die Redaktion verantwortlich: Artur Seemann in Leipzig.
Druck von August Pries in Leipzig.
KLEINE MITTEILUNGEN.
nur von ganz wenigen Teilnehmern Objekte eingesandt wor-
den. Allein jeder Besucher der Ausstellung wird das Ver-
dienstliche des Unternehmens erkannt haben und mit uns
wünscher., dass eine solche Vorführung in nicht zu langer
Zeit möchte wiederholt werden. Ohne Zweifel werden als-
dann viele Musterzeichner und Fabrikanten auf dem Platze
erscheinen, die auf der ersten Ausstellung noch fehlten. Die
Anregungen, die ein solches Unternehmen birgt, sind wichtig
und fruchtbar genug, und man kann dem verdienstlichen
Leiter des Unternehmens, Herrn Professor Kumseh, für die
erste Ausführung eines so glücklichen Gedankens nur sehr
dankbar sein. Von den 150 Ausstellern entfielen auf die der
Tapetenbranche angehörigen etwa 20, die gleiche Ziffer reprä-
sentirte die gewebten Stoffe, ungefähr ebensoviel kamen
auf die Rubrik Kleiderstoffe. Sieben Aussteller hatten Stoffe
oder Zeichnungen für Teppiche, Linoleum und zehn Zeich-
nungen für Gardinen vorgeführt. Auf Leinengewebe und
Tischzeug entfielen 13, auf Buntstickerei 19, auf Weißstickerei
ca. 16 Aussteller. Eine Anzahl Spitzen und Posamenten, eine
Reihe Tafelwerke und Bücher, Instrumente und Maschinen
machen den Rest aus. Bemerkenswert war noch in einem
besonderen Zimmer die Vorführung der Produkte des Ateliers
Fr. Fischbach in Wiesbaden; nicht zur Ausstellung eigentlich
gehörig, aber sehr willkommen, weil nahe verwandt und lehr-
reich, war die Sammlung von Zeichnungen von Walter Crane,
über dessen fruchtbare und fruchtbringende Thätigkeit die
Leser d. Bl. schon mehrfach Kenntnis erhalten haben. Bei
der Prämiirung erhielten vier Aussteller die silberne Me-
daille, nämlich Oscar Hacbler und Richard Müller, beide in
Dresden, Roh. Ruepp in Paris und Max Schaefer in Mann-
heim. Achtzehn bronzene Medaillen und 52 Diplome kamen
außerdem zur Verteilung. Für das Diplom war ein Wett-
bewerb ausgeschrieben worden, an dem sich 14 Künstler be-
teiligten. Den ersten Preis (100 Mark) erhielt Herr Faul
Lorenz in Berlin, den zweiten (50 Mark) Herr R. Jänichcn
aus Chemnitz. Die Entwürfe waren auf der Ausstellung zu
sehen. Neben den prämiirten fiel noch die mit dem Motto
„Apollo" versehene Zeichnung, wegen der ihr zu Grunde
liegenden Idee auf; einige zeichnerische Mängel, besonders
bei den Figuren, machten sich darin bemerklich. Einen
hübschen Gesamteindruck machte der Entwurf mit dem
Kennwort „Eile"; die übrigen litten meist an dem leider so
häufig wiederkehrenden Fehler der Überladung mit Motiven.
— Mit dieser Ausstellung war ein Musterzeichnertag ver-
bunden, der am 6. August stattfand. Der Verband der Muster-
zeichner umfasst nach der Mitteilung der „Zeitschrift für
Musterzeichner" gegenwärtig 319 Mitglieder. Die Beteiligung
an dem Verbandstage war ziemlich reich. Herr Geheimrat
Röscher, der als Vertreter der kgl. sächsischen Regierung an-
wesend war, äußerte sich in einer Ansprache über die Thätig-
keit und Wirksamkeit der Musterzeichner und über die Ziele
des Verbandes, empfahl auch einen festen Zusammenschluss
sämtlicher Musterzeichner durch allgemeinen Beitritt zu dem
Verbände. Die y24 Uhr versammelten Delegirten der Lokal-
vereine berieten und fassten Besohluss über einige Änderungen
der Statuten und besprachen die notwendige Förderung des
Stellennachweises. Am Abend fand ein stark besuchter
Kommers in den 3 Raben statt, bei dem auch einige Damen
anwesend waren.
ZU UNSEREN BILDERN.
Wir bringen heute unseren Lesern in bunter Folge Er-
zeugnisse des modernen Kunstgewerbes abwechselnd mit
alten Vorlagen: Die auf Seite 211 abgebildete Schüssel stammt
aus der kunstgewerblichen Anstalt von L. Posen Witwe in
Frankfurt a/M. und bildet die Festgabe der Beamten der
Firma Villeroy & Boeh in Mettlach zur goldenen Hochzeit
des Chefs dieses Hauses. Der Geschirrschrank auf S. 220 ist
von der Firma Sichert & Aschenbach in Berlin entworfen und
ausgeführt, und befindet sich im Besitze des Grafen v. Fa-
brice. Die in Holz geschnitzte und bemalte Deckenrosette auf
S. 221 stammt aus dem Kunstgewerbemuseum in Köln. (Vgl.
N. F. I, S. 112.) S. 223 finden wir 2 Bilderrahmen,' von denen
der eine, von Franz Paiüiert aufgenommen, sich im Besitze des
Herrn Schuldirektors Karnauth in Bozen befindet, während
der andere, von Bethäuser gezeichnet, Eigentum des Karlsruher
Kunstgewerbemuseums ist. Auf den folgenden Seiten finden
wir Erzeugnisse der modernen badischen Kunstindustrie.
S. 224 ist eine Fahne mit dem badischen Wappen, die
als Dekorationsstück der badischen Abteilung auf der
deutsch-nationalen Kunstgewerbeausstellung in München 1888
gedient hat. Dieselbe ist entworfen und auf Rips gemalt
von der Großh. Kunstgewerbeschule in Karlsruhe. In Baden
finden wir auch die auf S. 230 abgebildeten Eisenarbeiten,
die von dem Schlossermeister Bühler in Offenburg entworfen,
und das mittlere für den Fabrikanten Siedle in Triber gaus-
geführt ist. Die von Max Müller in Karlsruhe entworfene
Blumenvase (S. 229) ist in Cuivre poli gedacht.
Ehrenpreis Sr. K. IL. des Großherzogs von Baden. Die
alljährlich wiederkehrenden Iffezheimer und Mannheimer
Pferderennen geben dem badischen Kunstgewerbe stets An-
lass zu bedeutenden Aufgaben, da Großherzog Friedrich je-
weils zu diesen Anlässen kostbare und künstlerisch wert-
volle Prunkgefäße als Ehrenpreise spendet. Mit den Ent-
würfen zu diesen Arbeiten ist seit Jahren der Direktor der
Karlsruher Kunstgewerbeschule Prof. Hermann Götz betraut,
wie demselben zugleich auch von dem hohen Auftraggeber
die jeweilige Überwachung und Leitung der Ausführung an-
vertraut ist. Letztere wechselt unter den badischen Silber-
schmieden in Karlsruhe, Heidelberg und Mannheim. Nur
durch diese fördernde Einwirkung des kunstsinnigen Fürsten
vereint mit geeigneten künstlerischen Kräften konnte sich
in Baden die Silberschmiedetechnik in so hervorragender
Weise entwickeln, zumal auch die Ciselirfachklasse der
Großh. Kunstgewerbeschule wesentlich mit an der Erziehung
tüchtiger Fachleute mitarbeitet. Wer in den letzten fünf-
zehn Jahren die jeweilige Ausstellung dieser Ehrenpreise ver-
folgt hat, konnte deutlich die Fortschritte wahrnehmen, die
sich mit den von Jahr zu Jahr steigernden Aufgaben in er-
freulicher Weise bemerkbar machten und die gerade jetzt
bei der Weltausstellung in Chicago so wirksam zum Aus-
druck gelangen, als dort die badischen Silberarbeiten aller-
seits hohe Anerkennung finden. — Unsere Illustration zeigt
ein Trinkhorn in reichster Silberfassung, von der einzelne
Teile vergoldetund mit Edelsteinen geschmückt sind, ausgeführt
vom Hofjuwelier Paar in Karlsruhe. Entwurf und Ausführung
sind gleich gelungen und insbesondere die frei geschmiedeten
Blumenranken meisterhaft gearbeitet. Auch dieFarbenwirkung
ist eine äußerst feine und stimmungsvolle. Das Gefäß hat
eine Höhe von 60 cm. — Eine Publikation von 00 von Di-
rektor Götz gezeichneten und in Baden ausgeführten Ehren-
preisen und sonstigen Silberarbeiten ist in Vorbereitung
begriffen.
Herausgeber: Arthur Pabst in Köln.— Für die Redaktion verantwortlich: Artur Seemann in Leipzig.
Druck von August Pries in Leipzig.