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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 8.1897

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4884#0057
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Berlin.? Verein für deutsches Kunstgewerbe, Ami Mitt-
woch den 14. Oktober hielt Herr Architekt Karl Hoöacker
vor zahlreichen Besuchern einen Vortrag über: „Ausstellungen
und Ausstellungstechnik". Redner gab zunächst einen kurzen
Rückblick über die Entwicklun^unseres Ausstellungswesens,
indem er ausführte, dass schon am Ende des vorigen Jahr-
hunderts durch die Amerikanische sowie durch die fran-
zösische Republik Ausstellungen gewerblicher und landwnt-
schaftlicher Erzeugnisse veranstaltet worden sind. Unser
heutiges Ausstellungswesen hat jedoch seinen Anfang erst inclei
im Jahre 1851 in London abgehaltenen Ersten internationalen
Weltausstellung, auf deren Erfolg hin in den letzten 40 Janren
eine ganze Reihe weiterer Ausstellungen folgten. Der vor-
tragende verglich dann die Zunahme der Größenverhaltnisse
der Ausstellungen, welche seit London 1851 mit 9dU0U qm
bis Chicago 1893 auf 880000 qm bebaute Fläche angewachsen
sind. Nach einer flüchtigen Besprechung der Größenver-
haltnisse der Berliner Gewerbeausstellung führte Herr Hott-
acker an einer Anzahl von Plänen der verschiedenen Aus-
stellungen, sowie durch Skizzen die verschiedenen Systeme
der Anordnung der Gebäude vor, erläuterte eingehend deren
Vorzüge und Nachteile und kam dann auf die Pläne für die im
Jahre 1900 in Paris stattfindende Weltausstellung zu sprechen,
deren Lage dieselbe sein wird, wie die der vorigen Aus-
stellung, deren Ausdehnung aber durch Hinzunahme dei
Champs Elysees um fast ein Drittel vergrößert wird und sich
bis zum Konkordienplatz erstrecken soll. Von diesem ganzen
Terrain nimmt Frankreich GO Procent für sich m Anspruch,
so dass für die übrigen Staaten nur 40 Procent des Raumes
zur Verfügung stehen. Da die Ausstellungsgegenstände m
einzelne Gruppen eingeteilt werden, in denen die Staaten
nebeneinander auszustellen haben, so dürfte hierdurch eine
große Repräsentation der Einzelstaaten unmöglich gemacht
werden. Der äußerst interessante Vortrag schloss mit einer
kurzen Besprechung der internen Einteilung, in welcher die
Fragen der Gruppirung, der gemeinsamen Schränke, der
Katalogisirung, Kistenmagazine, Verpackung, der natürlichen
und künstlichen Beleuchtung u. s. w. als äußerst wichtige
bezeichnet wurden, denen bei künftigen Ausstellungen eine
bei weitem größere Aufmerksamkeit zu widmen sei, als dies
bisher geschehen. — In der Sitzung vom 28. Oktober sprach
Herr Direktor Dr. P. Jessen: „Über echte und falsche Kunst-
industrie auf der Berliner Gewerbeausstellung". Auf der
Ausstellung habe der Umfang und die Arbeitsleistung der

MS.

Berliner Kunstindustrie gerechtes Aufsehen erregt. Es sei
ein verbreitetes Vorurteil, dass die maschinell oder in größeren
Mensen hergestellten Waren nicht ihrer Natur nach künst-
lerisch vollwertig anzusehen seien. Dies Vorurteil komme
nur daher, dass unsere Kunstindustrie, beemflusst von den
Ansprüchen der Mode, der Konkurrenz und des Publikums,
Sich vielfach als einziges Ziel die Nachahmung der kunst-
gewerblichen Handarbeit vorgesetzt habe. Es könne aber
Lh die Industrie mit ihrer Maschinenarbeit vollendete
Kunstwerke liefern, wenn sie die Bedingungen ihrer lechnik
und die des billigeren Materials berücksichtige und hieraus
einen eigenen Stil kunstindustrieller Arbeit entwickle. So
Li beispielsweise auf der Ausstellung die Lederindustrie m
Erkenntnis dieser Grundsätze höchst erfreulich vorgegangen,
ndeni sie ihr edles Rohmaterial in gesunden Färbungen
und' guter Ausführung mit maßvollem Zierat rem zur Gel-
toff brachte. Es sei anzustreben, dass überall die billigere
Ware nicht nach dem Schein der Handarbeit strebe, die
sich doch nicht befriedigend nachahmen lasse, sondern die
maschinellen Verfahren, z. B. beim Metall das Pressen,
Schleifen und Poliren u. a. m. an breiten oder glatten Formen
m gediegener Wirkung benutze. Für fast alle Gruppen
ließen sich diese Gedanken durchführen, wenn die Industrie
und namentlich auch die Käufer ihnen Rechnung trugen.
Dann werde auch die Massenarbeit sich künstlerisch immer
höhere Achtung erringen. Ausgestellt waren einige Knüpf-
Lpiche der Crefelder Firma Job. Kneusels & Co die neben
Z Feinheit resp. Dichte der Noppen, 85-100000 auf. 1 qm,
besonderes Interesse wegen ihrer eigenartigen Musterung
verdienten Es ist bei diesen Mustern der Versuch gemacht,
naturalistische Pflanzenformen in der Anordnung der orien-
talischen Teppiche zu verwenden, um die Teppiche mehr m
Einklang zu bringen mit der sonstigen modernen Innen-
dekoration, in der das Pflanzenmotiv in mehr naturalistischer
Form'wieder reichlich Boden erobert hat.

Breslau. Kunstgewerbevcrtin. Die Sitzung vom i\. Uli-
tober die erste im Wintersemester, war gut besucht und trug
den Charakter eines Vortragsabends verbunden mit Aus-
stellung Nachdem der 1. Vorsitzende in warmen Worten
des großartigen Verdienstes des Stadtältesten Herrn von
Korn um das Kunstgewerbe gedacht, gab Herr Kunsttischler-
meister Martin Kimbel in längerer freier Rede ein inter-
essantes Bild der verschiedenen von ihm besuchten Aus-
stellungen des Sommers, dabei lehrreiche Vergleiche ziehend
Der Redner ging außerdem gelegentlich eines von Budapest
aus semachten Abstechers nach den österreichischen Kron-
ländern näher auf die Kunst- und Hausindustrie dieser Länder
ein Im Saale waren eine große Anzahl Photographien der
verschiedenen Ausstellungen ausgelegt, desgleichen lagen,
auf Tischen ausgebreitet, schöne Leinenstickereien bosnischen
und serbischen Ursprungs, sowie bemaltes Geschirr und
 
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