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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 13.1902

DOI article:
Körner, J. Adolf: Moderne Technik in der Keramik
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https://doi.org/10.11588/diglit.4880#0055

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MODERNE TECHNIK IN DER KERAMIK

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dreiseitige Pyramiden von ca. 6 cm Höhe, die aus
einer Reihe systematisch zusammengesetzter Silikate
gebildet, an Schwerschmelzbarkeit zunehmen und in
58 Intervallen (Nr. 022—36) die Temperaturen von
590 ° bis 1800 ° C. angeben. Erwähnenswert ist
noch ein in der neuesten Zeit erzielter Widerstands-
pyrometer, aus Platin gegen eine Platinrhodium-
legierung bestehend, für Temperaturbestimmungen bis
16000 C. (Le Chätelier.)

Wenden wir uns nun zu dem eigentlichen Gegen-
stande unserer Betrachtung, zu den Thonwaren selbst.
Bei der ausgedehnten Fabrikation dieser und ihren
unendlichen Varietäten ist es sehr schwer, jeder ein-
zelnen gerecht zu werden und muss ich mich, wie
gesagt, auf eine allgemeine Übersicht beschränken
unter Berücksichtigung der specifisch eigenartigen
Technik, die bei einzelnen Fabrikaten in Betracht
kommt. Auch darf nicht übersehen werden, dass die
Herstellungs- und Behandlungsweise der Masse so-
wohl als auch des Dekors meistenteils Fabrikge-
heimnis sind, wodurch man die Pointe des betreffen-
den Verfahrens oft nur vermuten kann.

Was Deutschland selbst betrifft,
so sind die Fortschritte im letzten
Dezennium ganz bedeutende und
wohl darauf zurückzuführen, dass das
Publikum sich für diesen Industrie-
zweig zu interessieren begann und
dadurch keramischen Künstlern Ge-
legenheit gab, ihre Kräfte in hohem
Masse zu entfalten, was durch neue
technische Erfindungen mit bisher
unbekannten und unerreichten Wir-
kungen wesentliche Unterstützung er-
fuhr. Staatliche und private Institute
wetteiferten miteinander, Althergebrach-
tes zu vervollkommnen und Neues zu
schaffen unter Anwendung der jüngsten

chemisch- und physikalisch-technischen Errungen-
schaften, durch die neue Richtungen eingeschlagen
werden konnten und lohnende Perspektiven sich er-
öffneten.

Bei der Betrachtung irgend eines keramischen
Gegenstandes fällt uns ausser der Form dessen
Masse und Dekoration ins Auge, und unwillkürlich
drängt sich uns die Thatsache auf, dass zum künst-
lerischen Formen und Dekorieren ein geeignetes Ma-
terial erforderlich ist. Dass dem so ist, beweisen die
Fabrikate selbst und die Versuche, Masse und Dekor
zu kombinieren. Hieraus erklärt sich die Anwendung
bestimmter Zusammensetzungen zur Herstellung spe-
cieller Ware und deren dekorativen Behandlung. So
entstand eine Reihe von Thonprodukten, deren Klassi-
fizierung nach ihrer Masse sehr kompliziert ist und
noch schwieriger sich gestaltet, wenn es sich darum
handelt, die Dekorationsweise in allen ihren Varietäten
mit in Betracht zu ziehen.

Die gewöhnliche Ziegel- und Töpferware, sowie
andere hierzu gehörige feuerfeste Produkte werden
aus gewöhnlichem Thon hergestellt, bei dem nur der
billige Sand als Magerungsmittel zur
Anwendung gelangt. Nichtsdesto-
weniger sind die so hergestellten
Baumaterialien von vorzüglicher Be-
schaffenheit und ihre Fabrikation eine
höchst entwickelte. Ausser der Ein-
führung arbeitskräftiger Maschinen
und der rationellen Behandlung des
Rohmaterials, verbunden mit einer
vorzüglichen Feuerungstechnik, gab
die Erfindung des Ringofens durch
Hoffmann den eigentlichen Anstoss
zur Umwandlung des Kleinbetriebs
in einen Grossbetrieb. Durch diese
Einführung des kontinuierlichen Be-
triebs wurde die Leistungsfähigkeit

ENTWURFE VON
ERNST RIEGEL, MÜNCHEN
 
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