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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 17.1905-1906

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Kunstgewerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4870#0033

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PLASTISCHER SCHMUCK AM NEUEN LEIPZIGER RATHAUS VON GEORG WRBA

KUNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU

LÜBECK. Kunstgewerbeausstellung. Als der Lübecker
Kunstgewerbeverein, vor drei Jahren seine erste Aus-
stellung veranstaltete, erfuhren weitere Kreise zum
erstenmal etwas von der ungewöhnlichen Leistungsfähig-
keit des lübeckischen Kunsthandwerks. Wie im übrigen
Deutschland hatte auch hier eine kleine Schar kunstbegei-
sterter Männer rüstig vorwärts gearbeitet. Das leuchtende
Vorbild mittelalterlicher Kunst, das auf Lübeck heute noch
seine glänzenden Strahlen wirft, spornte zu ernster Arbeit
an. Aber man blieb nicht stehen, und als sich in folge-
richtiger Entwickelung ein neuer Stil vorbereitete, da wurde
auch in Lübeck mitgearbeitet, da wurden auch hier neue
Wege eingeschlagen, und schon die erste Ausstellung
brachte einen überraschenden Erfolg. Sie wurde gut be-
sucht, sie nützte den Ausstellern und brachte schließlich
einen namhaften Überschuß. Dieser ermöglichte es, jetzt
eine zweite Kunstgewerbeausstellung zu veranstalten, die
sich schon in ihrer äußeren Einteilung vorteilhaft von ihrer
Vorgängerin unterscheidet. Man sieht, daß die Erfahrungen,
die man vor drei Jahren gemacht hat, benützt wurden, und
daß man einen Rahmen geschaffen hat, der allen Aus-
stellern gleichmäßig Gelegenheit gibt, ihre Arbeit so günstig
als möglich zur Schau zu bringen.

Leiter der ersten Ausstellung war der Kunstmaler Prof.
v. Lütgendorff, und daß sie so gut gelang, war zum größten
Teile sein Verdienst, es erscheint daher nur selbstverständ-
lich, daß der Ausschuß ihn auch diesmal wieder zum Vor-
sitzenden gewählt hat. Er hat auch in diesem Jahre das
Vertrauen, das man in ihn gesetzt hat, glänzend gerecht-
fertigt. Die Ausstellung ist in allen Teilen wohl gelungen,
es kamen wesentlich mehr Aussteller als 1902, und es
wurden so viele Arbeiten angemeldet, daß, um alles unter-
zubringen, während der Ausstellungsdauer mehrfach ge-
wechselt werden muß. Dies gilt namentlich von Woh-
nungseinrichtungen. Im Verlaufe der nächsten Wochen
werden statt der jetzt vorhandenen Zimmer ein Speise-

zimmer, ein Damensalon, ein Empfangszimmer und andere
neu aufgestellt werden.

Der vorigen Ausstellung wurde stellenweise der Vor-
wurf gemacht, daß die Hauptstücke zu prunkvoll waren,
daß der erziehliche Wert der ganzen Veranstaltung dar-
unter gelitten habe, weil man wohl sehen konnte, wie sich
»schwerreiche« Leute mit schönen Dingen zu umgeben
imstande seien, nicht aber, wie der wohlhabende Mittel-
stand seine Wohnungen einrichten müsse, um den Anfor-
derungen des guten Geschmacks zu entsprechen. Es wurde
daher die Parole ausgegeben: keine Prunkzimmer, was
ausgestellt wird, soll schön, vornehm und behaglich, und
trotz alledem so billig sein, daß man kein Millionär zu sein
braucht, um an den Ankauf zu denken. Das war ein
lobenswerter Grundsatz und der Ausstellung gereichte er
entschieden zum größten Vorteil.

Zuerst einige Worte über den Ausstellungsraum. Der
Ausschuß erließ für die innere Ausgestaltung der ehe-
maligen Katharinenkirche ein Preisausschreiben, aus dem
der Architekt Steinbrück als Sieger hervorging. Nach seinen
Plänen, die den verfügbaren Raum sehr glücklich aus-
nützten, wurden die Einbauten angeordnet, und die Ab-
sicht der Ausstellungsleitung, die Kirche vergessen zu
machen, ist glänzend erreicht worden. Gleich beim Ein-
tritt hat man einen reizvollen Anblick, eine mächtige Kuppel
bildet einen wirkungsvollen Mittelpunkt, die zu beiden
Seiten angeordneten Wohnräume mit ineinander gehenden
Zimmern gewährten einer größeren Zahl von Möbelfabri-
kanten, als vor drei Jahren, Gelegenheit, ihr Können zu
zeigen, und auch für die Unterbringung einzelner Stücke
ist vorzüglich gesorgt. Eine eingehendere Besprechung
bringen wir vielleicht später, für heute nur so viel, daß
außer den eigentlichen Kunstgewerbetreibenden auch
mehrere Architekten erfreulicherweise als Aussteller er-
schienen sind, die nicht nur Entwürfe und Photographien
nach ihren Bauten ausgestellt haben, sondern auch ihre
 
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