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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 17.1905-1906

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Kunstgewerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4870#0035

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KUNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU

Beispiele angewandter
Kunst. Herausgegeben
von Professor Otto Les-
sing. Verlag von See-
mann & Co., Leipzig.
Das Werk umfaßt eine
Serie von bedeutenden
Reproduktionen in Licht-
druck auf dem Gebiet der
modernen Architektur, Bild-
hauerei und Innendekora-
tion. Bis heute liegen
von der ersten Abteilung,
die innere und äußere
Bauteile bringt, die bei-
den ersten Lieferungen vor.

Dieselben enthalten: Tafeln mit Ansichten vom neuen Rat-
haus in Kopenhagen, Ansichten aus der Villa E. Simon in
Berlin, aus dem Schloß Büdesheim bei Frankfurt, vom
Treppenhaus im Albertinum zu Dresden, eine Gesamt-
ansicht des Schlosses Kronborg in Helsingör und zahlreiche
andere Stücke, die der Innenarchitektur und hervorragenden
modernen Bauwerken gewidmet sind. Aus der zweiten
Lieferung wollen wir vor allem die ausgezeichneten Repro-
duktionen zu der bei A. S. Ball in Berlin veranstalteten
Ausstellung erwähnen. Auch in dieser Lieferung wird das
neue Rathaus in Kopenhagen noch in einigen Tafeln
illustriert. Vorzüglich sind auch die beiden Blätter, die
das große Treppenhaus im Kaiser-Friedrich-Museum zu
Berlin wiedergeben. Von der dritten Abteilung dieser groß
angelegten Publikation, welche Beispiele von Bildhauer-
arbeiten und architektonischen Einzelheiten bringt, liegen
die beiden ersten Lieferungen gleichfalls vor. Dieselben
bringen Einzelheiten zu dem neuen Rathaus in Leipzig
(Proben davon sind die Abbildungen auf S. 19 u. 22), Repro-
duktionen von den Reliefs an der neuen Lukaskirche in Dres-
den, künstlerisch wertvolle Plaketten von A.Vogel und Stücke
vom Reichstagsgebäude in Berlin. Ein besonderer Wert
dieser Publikation steckt darin, daß sich die vorgeführten
Beispiele nicht innerhalb der Grenzen unseres deutschen
Vaterlandes halten, sondern speziell vom Ausland das Beste
und Wertvollste herbeiziehen. Auch sollen diese Tafeln
nicht nur der modernen Zeit gelten, sondern auch
Schöpfungen früherer Jahrhunderte, soweit sie noch nicht
allgemein bekannt sind, werden Berücksichtigung finden,
und speziell dürften die Beispiele nationaler Volkskunst
alter und neuer Zeit von Interesse sein. Professor Lessing
hat mit großem Verständnis die Auswahl unter dem Material
getroffen, aber auch der Stab seiner Mitarbeiter verbürgt
die Vielseitigkeit dieser schönen Publikation, der wir nur
den besten Erfolg wünschen können. Die erste Abteilung
wird in vier Lieferungen zu je zwanzig Foliotafeln im
Format von 32x46 Zentimeter erscheinen, der Gesamtpreis
soll 50 Mark betragen. Die dritte Abteilung, deren Format
bedeutend kleiner ist, wird in Heften von je acht bis zehn
Tafeln herausgegeben, der Preis des einzelnen Heftes be-
trägt 2.50 Mark. o. Bn.

Das Haus des Bürgers von F. W. Jochem. Verlag von
Julius Hoffmann, Stuttgart.

In fünf einzelnen kleinen quadratischen Heftchen, die
in einem Einband lose zusammengefaßt sind, behandelt
der Verfasser fünf Bauprojekte für kleine freistehende Häuser
in perspektivischen und geometrischen Darstellungen. In
der Einleitung ist ein kurzer Baubeschrieb gegeben mit
Angabe der gedachten farbigen Wirkung des Äußeren und
Inneren und einer summarischen Kostenberechnung.

Büdiersdiau

Die Häuschen sollen
von 25000 Mark bis her-
unter zu 15600 Mark ohne
Bauplatz und Möblierung
kosten. Die Entwürfe sind
in modernster Darmstädter
oder Wiener Art gehalten
und recht flott vorgeführt.
Über manche konstruktive
Bedenken wird der Ver-
fasser wohl bei weiterer
Bearbeitung einen Weg
finden. Die Gruppierung
der Räume ist sachgemäß
und im Äußeren sind reiz-
volle Partien hervorgeho-
ben. Die Dekoration des Inneren ergibt sich zwanglos
aus Grundriß und Aufbau. Den Verehrern der modernen
Architekturrichtung kann diese kleine Publikation bestens
empfohlen werden. b.

Steinmasken an Baudenkmälern Altfrankfurls, 30 Tafeln.
Herausgegeben von Julius Hülsen, Verlag Heinrich Keller,
Frankfurt a. M.
Der Verfasser weist in seiner Vorrede darauf hin, daß
beim bürgerlichen Wohnhausbau die Ausbildung der Mas-
ken an Schlußsteinen und Tragsteinen meistens die ein-
zige Gelegenheit für die volkstümliche Steinmetzkunst gab,
sich in individueller plastischer Gestaltung zu äußern.
In der Tat finden wir bei den in Lichtdruck in großem
Maßstabe ausgeführten Beispielen neben der stilistischen
Beeinflussung, ob gotisch, barock, rokoko, das Originelle
Individuelle des schöpferischen Steinmetzen und Plastikers
prägnant hervorgehoben. Die Serie beginnt mit zwei präch-
tigen spätgotischen Tragsteinen des 15. Jahrhunderts, wan-
delt an sorgfältig gewählten Beispielen die späteren Stile
ab und schließt mit schönen Rokokoagraffen aus der Mitte
des 18. Jahrhunderts. Die Sammlung ist nicht bloß als
wertvolles historisches Dokument zu betrachten, die wenig-
stens im Bilde noch retten will, was der Vernichtung ge-
weiht ist, sondern bietet dem plastischen Künstler dank-
bare Motive für die Bewältigung ähnlicher Aufgaben. In
der modernen Bauweise ist das individuelle Moment stark
hervorgetreten und deshalb dürfte diese Veröffentlichung
gern aufgenommen werden, da sie sich mit dieser Seite
der historischen Bauweise im besonderen befaßt. b.

Knebel, G., Inwiefern ist der moderne Zeichenunterricht
in erster Linie berujen, die Kunsterziehungsfrage zu lösen?
Mit dem ersten Preise ausgezeichnete Bewerbungsschrift,
herausgegeben vom Landesverein preußischer, für höhere
Lehranstalten geprüfter Zeichenlehrer. Bochum 1904.
Hengstenbergs Verlagsbuchhandlung.

Der Verfasser hebt zunächst hervor, daß das deutsche
Volk den Erzeugnissen der bildenden Kunst viel weniger
Beachtung schenke, als der Musik, der Dichtkunst und den
darstellenden Künsten. Diesem Mangel könne nur durch
eine zweckmäßigere Erziehung der Jugend gesteuert wer-
den. Elternhaus und Schule müßten viel mehr, als es
bisher geschehen, das in jedem Kinde schlummernde
Kunstbedürfnis entwickeln und fördern. Dazu sei vor
allem der Zeichenunterricht berufen. In zutreffender Weise
wird sodann ausgeführt, wie der heutige Zeichenunterricht
bestrebt sei, nicht nur zum scharfen Erfassen des Charak-
teristischen und zum gedächtnismäßigen Wiedergeben von
Formen und Farben anzuleiten, sondern auch durch die
Auswahl des Stoffes und die Art der Behandlung künst-
lerisches Empfinden zu wecken und so die Wurzel für
eine lebendige Teilnahme an der Kunst zu bilden. m.

Herausgeber und verantwortliche Redaktion: E. A. Seemann, Leipzig, Querstraße 13
Druck von Ernst Hedrich Nachf., o. m. b. h., Leipzig
 
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