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KUNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU
von Hatzfeldt-Trachenberg, unter denen vor allem die Berg-
kristallschalen in vergoldeter Silberfassung und die Elfen-
beinschnitzereien hervorragen, bemerkenswert. Die Ge-
schichte der Metallkunst im besonderen dürfte durch diese
Ausstellung noch um einige neue Namen von Breslauer
Meistern bereichert worden sein. Es verlautet, daß die
wissenschaftlichen Ergebnisse von der Museumsverwaltung
durch Herausgabe eines mehrbändigen Werkes über die
schlesische Goldschmiedekunst weiteren Kreisen bekannt
gemacht werden sollen.
3. DEUTSCHE KUNSTGEWERBE-AUSSTELLUNG
DRESDEN 1906
Von der 3. deutschen Kunstgewerbe-Ausstellung zu
Dresden 1906 werden folgende Neuigkeiten gemeldet:
Von der Volkskunst im alten Sinne ist im allgemeinen in
deutschen Landen nicht mehr viel vorhanden. Das Zeit-
alter der Maschinen hat der alten primitiven Hauskunst
fast überall ein Ende bereitet. Aber in den Hamburger
Vierlanden ist noch echte alte Volkskunst vorhanden; dort
schaffen noch Tischler und andere Handwerker unbeein-
flußt vom internationalen Stil für den einheimischen Be-
darf. Von dieser Volkskunst wird die 3. Deutsche Kunst-
gewerbeausstellung Dresden 1906 Kunde geben. Professor
Dr. Brinckmann, der Direktor des Hamburger Kunstgewerbe-
Museums, wird eine Sonderausstellung dieser Volkskunst
veranstalten. Der Senat hat 7000 Mark für die Herstellung
eines Zimmers, das neuzeitliche Volkskunst zeigt, bewilligt.
Die Sonderausstellung soll in einem eigenen kleinen Ge-
bäude im Park untergebracht werden. Sicherlich wird
dieses Zeugnis einer noch lebendigen Volkskunst in weiten
Kreisen großes Interesse erregen.
Auf der Ausstellung sollen auch einzelne Werkstätten
in Betrieb vorgeführt werden. Darunter wird sich, wie das
Direktorium soeben beschlossen hat, auch eine Werkstätte
für Handtöpferei befinden, die zwei begabte ehemalige
Schüler der Königlichen Kunstgewerbeschule zu Dresden
— Rudolf Gerbert und Kurt Feuerriegel — einrichten werden.
Durch diese Werkstätte soll ein weiteres Verständnis für
volkstümliche Kunstweise herbeigeführt und dem sächsi-
schen Töpfergewerbe Anregung im gleichem Sinne gegeben
werden. Der Betrieb der Werkstätte soll im Gegensatze
zu der heute üblichen Massenerzeugung durchaus hand-
werklich sein, und das Augenmerk soll gelenkt werden auf
den Vorzug eines solchen Betriebes, nämlich den Reiz der
Handarbeit. An den einzelnen Stücken soll deshalb die
alte, aber wenig mehr geübte Technik des freien Auflegens
der Ornamente gezeigt werden, die es verdient, wieder
Eingang in die Werkstätten der Töpfer zu finden. Die ge-
brannten Töpfereien sollen dabei immer in größerer An-
zahl in der Werkstätte ausgestellt sein, so daß das Publikum
sowohl den Werdeprozeß wie das fertige Erzeugnis vor
sich sieht.
Senat und Bürgerschaft der Stadt Bremen haben
für diese nächstjährige deutsche Kunstgewerbeausstellung
in Dresden einen Zuschuß von 19600 Mark bewilligt.
In der Begründung für diese Forderung hieß es unter
anderem: »Die Ausstellung wird eine außerordentliche Be-
deutung für das ganze deutsche Kunstgewerbe haben, und
es ist daher dringend wünschenswert, daß auch Bremen
sich daran beteiligt, und daß die großen Vorteile, welche
mit der Beschickung einer solchen Ausstellung verbunden
sind, auch für die bremischen Künstler und Gewerbe-
treibenden gewonnen werden.« In Würdigung dieser
Umstände hat der Senat schon vor einiger Zeit auf Antrag
der Behörde für das Gewerbemuseum genehmigt, daß der
Direktor des Gewerbemuseums Emil Högg das Amt eines
Arbeitskommissars für Bremen übernehme, um eine ein-
heitliche Raumausstellung bremischen Kunstgewerbes in
die Wege zu leiten. Nach seiner Idee soll anknüpfend an
die historische Bremer Diele mit ihren kleinen Nebenräumen
ein Innenraum mit eingebauter Treppe, Galerie usw., ge-
schaffen und mit allem Zubehör in vorzüglichster Weise
ausgestattet werden, dem ein Hof, eventuell mit Winter-
garten, anzuschließen ist.
Das Direktorium der Ausstellung hat für diese eine
Telegramm-Adresse festgesetzt. Sie lautet: »Werkkunst
Dresden«. Alle unter dieser Bezeichnung aufgegebenen
Telegramme werden im Sekretariat der Ausstellung (vor-
läufig: Scheffelstraße 1, IL, später: Ausstellungspalast, Stü-
belallee-Lennestraße) abgegeben.
KUNSTGEWERBEVEREINE
LEIPZIG. Der hQinstgew erbeverein wird auch in
diesem Winterhalbjahr eine rege Tätigkeit entfalten. An
jedem ersten und dritten Dienstag im Monat werden
Vereinsabende stattfinden. Das Vereinslokal ist der kleine
Saal im Restaurant Kitzing & Heibig. Den Versammlungen
an den ersten Dienstagen im Monat sollen in der Regel
größere Vorträge im Vortragssaal des Grassimuseums vor-
angehen. Die auf den dritten Dienstag fallenden Vereins-
abende dienen kleineren Vorträgen und Referaten, in denen
aktuelle Fragen aus allen Gebieten des Kunstgewerbes
und der Kunsterziehung behandelt werden. Im allgemeinen
sollen die Vorträge den lokalen Charakter mehr als bisher
zum Ausdruck bringen und mit Ausstellungen einheimischer
Künstler und Kunsthandwerker verbunden werden. Die
Zusammenkünfte sind dazu bestimmt, ein regeres Vereins-
leben unter den Mitgliedern anzubahnen, den engeren Zu-
sammenschluß von Künstlern und Kunsthandwerkern her-
beizuführen, sowie durch Austausch der Meinungen und
derauf kunstgewerblichem Gebiete gewonnenen Erfahrungen
anregend zu wirken. Sie werden auch die Möglichkeit
bieten, Vereinsangelegenheiten zu besprechen. Die Vorträge
im Grassimuseum beginnen '/a 8 Uhr, die Versammlungen
nehmen V2 9 Uhr ihren Anfang. Mit den Vereinsabenden
ist am 17. Oktober begonnen worden. Herr Dekorations-
maler Richard Schulz berichtete über »die Jubiläumsaus-
stellung in Kassel und die Bestrebungen der Handwerks-
kammern, in ihren Bezirken ähnliche Ausstellungen zu ver-
anstalten«. Seine interessanten Ausführungen wurden mit
viel Beifall aufgenommen.
In der Diskussion wurde besonders der Mangel an
einem ständigen Ausstellungsgebäude in Leipzig beklagt.
Die lokale Betätigung in der Kunst und im Kunsthandwerk
soll in Zukunft mehr gepflegt werden; nicht zu verkennen
seien allerdings die Schwierigkeiten, die sich diesem Be-
streben entgegenstellen. Die Handwerker, die jahrelang
mit sozialpolitischen Aufgaben beschäftigt gewesen sind,
sollten sich ihrer eigentlichen Interessensphäre, welche auf
handwerklichem und kunstgewerblichem Gebiete liegt, wieder
zuwenden.
Den ersten Vortrag im Grassimuseum am 7. November
hält Herr Dr. Julius Zeitler. Sein Thema, »Der künstlerische
Städtebau«, gibt der nachfolgenden zweiten Vereinssitzung
reichlichen Stoff zur Diskussion. Am dritten Abend, den
21. November, wird über »Kleinplastik« Herr Bildhauer
Paul Sturm, der auf diesem Gebiete schon Hervorragendes
geleistet hat, reden. Zu den weiteren Versammlungen
wird nur durch Inserate in den Tagesblättern eingeladen,
die stets in den Sonntagsnummern vor dem ersten und
dritten Dienstag erscheinen werden. Gäste sind willkommen.
Um auch den geselligen Teil zu pflegen, ist ein Weihnachts-
abend mit Bescherung für die Mitglieder geplant.
Herausgeber und verantwortliche Redaktion: E. A. Seemann, Leipzig, Querstraße 13
Druck von Ernst Hedrich Nachf., q. m.b.H., Leipzig
KUNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU
von Hatzfeldt-Trachenberg, unter denen vor allem die Berg-
kristallschalen in vergoldeter Silberfassung und die Elfen-
beinschnitzereien hervorragen, bemerkenswert. Die Ge-
schichte der Metallkunst im besonderen dürfte durch diese
Ausstellung noch um einige neue Namen von Breslauer
Meistern bereichert worden sein. Es verlautet, daß die
wissenschaftlichen Ergebnisse von der Museumsverwaltung
durch Herausgabe eines mehrbändigen Werkes über die
schlesische Goldschmiedekunst weiteren Kreisen bekannt
gemacht werden sollen.
3. DEUTSCHE KUNSTGEWERBE-AUSSTELLUNG
DRESDEN 1906
Von der 3. deutschen Kunstgewerbe-Ausstellung zu
Dresden 1906 werden folgende Neuigkeiten gemeldet:
Von der Volkskunst im alten Sinne ist im allgemeinen in
deutschen Landen nicht mehr viel vorhanden. Das Zeit-
alter der Maschinen hat der alten primitiven Hauskunst
fast überall ein Ende bereitet. Aber in den Hamburger
Vierlanden ist noch echte alte Volkskunst vorhanden; dort
schaffen noch Tischler und andere Handwerker unbeein-
flußt vom internationalen Stil für den einheimischen Be-
darf. Von dieser Volkskunst wird die 3. Deutsche Kunst-
gewerbeausstellung Dresden 1906 Kunde geben. Professor
Dr. Brinckmann, der Direktor des Hamburger Kunstgewerbe-
Museums, wird eine Sonderausstellung dieser Volkskunst
veranstalten. Der Senat hat 7000 Mark für die Herstellung
eines Zimmers, das neuzeitliche Volkskunst zeigt, bewilligt.
Die Sonderausstellung soll in einem eigenen kleinen Ge-
bäude im Park untergebracht werden. Sicherlich wird
dieses Zeugnis einer noch lebendigen Volkskunst in weiten
Kreisen großes Interesse erregen.
Auf der Ausstellung sollen auch einzelne Werkstätten
in Betrieb vorgeführt werden. Darunter wird sich, wie das
Direktorium soeben beschlossen hat, auch eine Werkstätte
für Handtöpferei befinden, die zwei begabte ehemalige
Schüler der Königlichen Kunstgewerbeschule zu Dresden
— Rudolf Gerbert und Kurt Feuerriegel — einrichten werden.
Durch diese Werkstätte soll ein weiteres Verständnis für
volkstümliche Kunstweise herbeigeführt und dem sächsi-
schen Töpfergewerbe Anregung im gleichem Sinne gegeben
werden. Der Betrieb der Werkstätte soll im Gegensatze
zu der heute üblichen Massenerzeugung durchaus hand-
werklich sein, und das Augenmerk soll gelenkt werden auf
den Vorzug eines solchen Betriebes, nämlich den Reiz der
Handarbeit. An den einzelnen Stücken soll deshalb die
alte, aber wenig mehr geübte Technik des freien Auflegens
der Ornamente gezeigt werden, die es verdient, wieder
Eingang in die Werkstätten der Töpfer zu finden. Die ge-
brannten Töpfereien sollen dabei immer in größerer An-
zahl in der Werkstätte ausgestellt sein, so daß das Publikum
sowohl den Werdeprozeß wie das fertige Erzeugnis vor
sich sieht.
Senat und Bürgerschaft der Stadt Bremen haben
für diese nächstjährige deutsche Kunstgewerbeausstellung
in Dresden einen Zuschuß von 19600 Mark bewilligt.
In der Begründung für diese Forderung hieß es unter
anderem: »Die Ausstellung wird eine außerordentliche Be-
deutung für das ganze deutsche Kunstgewerbe haben, und
es ist daher dringend wünschenswert, daß auch Bremen
sich daran beteiligt, und daß die großen Vorteile, welche
mit der Beschickung einer solchen Ausstellung verbunden
sind, auch für die bremischen Künstler und Gewerbe-
treibenden gewonnen werden.« In Würdigung dieser
Umstände hat der Senat schon vor einiger Zeit auf Antrag
der Behörde für das Gewerbemuseum genehmigt, daß der
Direktor des Gewerbemuseums Emil Högg das Amt eines
Arbeitskommissars für Bremen übernehme, um eine ein-
heitliche Raumausstellung bremischen Kunstgewerbes in
die Wege zu leiten. Nach seiner Idee soll anknüpfend an
die historische Bremer Diele mit ihren kleinen Nebenräumen
ein Innenraum mit eingebauter Treppe, Galerie usw., ge-
schaffen und mit allem Zubehör in vorzüglichster Weise
ausgestattet werden, dem ein Hof, eventuell mit Winter-
garten, anzuschließen ist.
Das Direktorium der Ausstellung hat für diese eine
Telegramm-Adresse festgesetzt. Sie lautet: »Werkkunst
Dresden«. Alle unter dieser Bezeichnung aufgegebenen
Telegramme werden im Sekretariat der Ausstellung (vor-
läufig: Scheffelstraße 1, IL, später: Ausstellungspalast, Stü-
belallee-Lennestraße) abgegeben.
KUNSTGEWERBEVEREINE
LEIPZIG. Der hQinstgew erbeverein wird auch in
diesem Winterhalbjahr eine rege Tätigkeit entfalten. An
jedem ersten und dritten Dienstag im Monat werden
Vereinsabende stattfinden. Das Vereinslokal ist der kleine
Saal im Restaurant Kitzing & Heibig. Den Versammlungen
an den ersten Dienstagen im Monat sollen in der Regel
größere Vorträge im Vortragssaal des Grassimuseums vor-
angehen. Die auf den dritten Dienstag fallenden Vereins-
abende dienen kleineren Vorträgen und Referaten, in denen
aktuelle Fragen aus allen Gebieten des Kunstgewerbes
und der Kunsterziehung behandelt werden. Im allgemeinen
sollen die Vorträge den lokalen Charakter mehr als bisher
zum Ausdruck bringen und mit Ausstellungen einheimischer
Künstler und Kunsthandwerker verbunden werden. Die
Zusammenkünfte sind dazu bestimmt, ein regeres Vereins-
leben unter den Mitgliedern anzubahnen, den engeren Zu-
sammenschluß von Künstlern und Kunsthandwerkern her-
beizuführen, sowie durch Austausch der Meinungen und
derauf kunstgewerblichem Gebiete gewonnenen Erfahrungen
anregend zu wirken. Sie werden auch die Möglichkeit
bieten, Vereinsangelegenheiten zu besprechen. Die Vorträge
im Grassimuseum beginnen '/a 8 Uhr, die Versammlungen
nehmen V2 9 Uhr ihren Anfang. Mit den Vereinsabenden
ist am 17. Oktober begonnen worden. Herr Dekorations-
maler Richard Schulz berichtete über »die Jubiläumsaus-
stellung in Kassel und die Bestrebungen der Handwerks-
kammern, in ihren Bezirken ähnliche Ausstellungen zu ver-
anstalten«. Seine interessanten Ausführungen wurden mit
viel Beifall aufgenommen.
In der Diskussion wurde besonders der Mangel an
einem ständigen Ausstellungsgebäude in Leipzig beklagt.
Die lokale Betätigung in der Kunst und im Kunsthandwerk
soll in Zukunft mehr gepflegt werden; nicht zu verkennen
seien allerdings die Schwierigkeiten, die sich diesem Be-
streben entgegenstellen. Die Handwerker, die jahrelang
mit sozialpolitischen Aufgaben beschäftigt gewesen sind,
sollten sich ihrer eigentlichen Interessensphäre, welche auf
handwerklichem und kunstgewerblichem Gebiete liegt, wieder
zuwenden.
Den ersten Vortrag im Grassimuseum am 7. November
hält Herr Dr. Julius Zeitler. Sein Thema, »Der künstlerische
Städtebau«, gibt der nachfolgenden zweiten Vereinssitzung
reichlichen Stoff zur Diskussion. Am dritten Abend, den
21. November, wird über »Kleinplastik« Herr Bildhauer
Paul Sturm, der auf diesem Gebiete schon Hervorragendes
geleistet hat, reden. Zu den weiteren Versammlungen
wird nur durch Inserate in den Tagesblättern eingeladen,
die stets in den Sonntagsnummern vor dem ersten und
dritten Dienstag erscheinen werden. Gäste sind willkommen.
Um auch den geselligen Teil zu pflegen, ist ein Weihnachts-
abend mit Bescherung für die Mitglieder geplant.
Herausgeber und verantwortliche Redaktion: E. A. Seemann, Leipzig, Querstraße 13
Druck von Ernst Hedrich Nachf., q. m.b.H., Leipzig